PM: Lernfabriken ...meutern! - Bildungsprotest am 21. Juni 2017 in mehreren deutschen Städten

fzs e.V. presse at fzs.de
Di Jun 20 12:02:05 CEST 2017


Am 21. Juni finden in mehreren deutschen Städten Bildungsproteste an
Hochschulen und Schulen statt. Sie richten sich gegen die
Unterfinanzierung des Bildungswesens und gegen soziale Ausgrenzung.
Nicht nur Studierende und Schüler*innen, sondern auch Lehrer*innen,
Hochschulmitarbeiter*innen und Auszubildende beteiligen sich an den
Protesten. 

In Deutschland mangelt es an Lehrpersonal. Das betrifft Schulen genauso
wie Hochschulen. In überfüllten Klassen und Hörsälen können Lehrkräfte
nicht mehr auf die Wissensstände, Fähigkeiten und Interessen der
Lernenden eingehen.
Mandy Gratz, Vorstand des freien zusammenschluss von
student*innenschaften (fzs), erklärt: "Die jüngsten Schulreformen
verschärfen die Situation noch: Zentralabitur, Lernstandserhebung und
Schulzeitverkürzung bei gleichzeitiger Verlängerung des Unterrichtstages
erhöhen den Druck auf Schüler*innen und Lehrer*innen. Wo für
Vergleichbarkeit gesorgt werden sollte, herrscht kurzsichtiges
Auswendiglernen. Für die vertiefte und kritische Auseinandersetzung mit
den Lerninhalten bleibt keine Zeit. Soziale Ungleichheiten werden durch
das mehrgliedrige und undurchlässige Schulsystem in Deutschland so stark
reproduziert wie in kaum einem anderen Land. Daher setzen wir uns für
die Abschaffung des mehrgliedrigen Schulsystems ein und fordern eine
gemeinsame Schule für alle!"

Sandro Philippi vom bundesweiten Organisationsteam des Bündnissses und
Aktivist aus Frankfurt ergänzt: "Ganz ähnlich stellt sich die Situation
auch an Hochschulen dar. Dort hat die Bologna-Reform - anders als
ursprünglich angekündigt - nicht dafür gesorgt, dass ein
selbstbestimmtes, flexibles Studium möglich ist. Vielmehr wurde die
Prüfungsdichte und die damit zusammenhängende Arbeitsbelastung der
Studierenden durchschnittlich um zehn Stunden die Woche erhöht. Auch
ihre schlechte finanzielle Lage belastet Studierende, erschwert ihnen
die Wohnungssuche und die Teilhabe am sozialen Leben. Das führt
selbstverständlich auch dazu, dass Viele aus ökonomisch unsicheren
Verhältnissen erst gar kein Studium aufnehmen oder dieses abbrechen. So
ermittelte das Forschungsinstitut für Bildungs- und Sozialökonomie in
der Studie „Ermittlung der Lebenshaltungskosten von Studierenden", dass
die BAföG-Bedarfssätze zu niedrig sind. Das BAföG muss mindestens um 75
EUR im Monat erhöht werden. Besonders die angelegten Sätze für
Mietkosten entsprechen derzeit nicht der Realität."

Lehre und Wissenschaft an Hochschulen leiden wiederum an der prekären
Stellensituation: Knapp 90 Prozent der wissenschaftlichen
Mitarbeiter*innen sind lediglich befristet beschäftigt. Dabei haben mehr
als die Hälfte aller Zeitverträge bloß eine Laufzeit von weniger als
einem Jahr. Hinzu kommt, dass die geleistete Arbeitszeit der
Mitarbeiter*innen weit über die hinausgeht, die im Arbeitsvertrag steht.
Gleichzeitig wird ein immer größerer Teil der notwendigen Lehre von den
bundesweit knapp 100.000 Lehrbeauftragten gestemmt. Ihre Entlohnung
liegt de facto unter dem Mindestlohn, sie haben keinen Urlaubsanspruch
und kein Recht auf Mutterschutz. Diese Bedingungen wirken sich
selbstverständlich auch auf die Qualität der Lehre aus. Es müssen daher
mehr unbefristete Stellen geschaffen werden, bei denen auch das Gehalt
der tatsächlichen Arbeitszeit entspricht.

Daher finden in der Aktionswoche vom 19.-23.6. in dreizehn Städten wie
z.B. in Frankfurt, Leipzig, Bremen, Jena, München und Köln
Protestaktionen und Demonstrationen statt. 
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Kontakt:

Mandy Gratz - 0151-168 076 71 | mandy.gratz at fzs.de
Sandro Philippi - 0178-232 4494 | sandro.philippi at fzs.de
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