[fzs-pressemitteilung] Bildungsbericht 2012: Abbruchquoten seit Bologna deutlich höher und zukünftig großer Mastermangel
Erik Marquardt
erik.marquardt at fzs.de
Fr Jun 22 13:19:15 CEST 2012
/Pressemitteilung des studentischen Dachverbands "freier zusammenschluss
von studentInnenschaften e.V." (fzs) zur Veröffentlichung des
Bildungsberichts 2012 "Bildung in Deutschland 2012"/
*Bildungsbericht 2012: "Ausweitung der Kapazitäten an Hochschulen nicht
ausreichend" - Abbruchquoten seit Bologna deutlich höher und zukünftig
großer Mastermangel*
Berlin (fzs) -- Heute wurde der vom Bundesministerium für Bildung und
Forschung (BMBF) und der Kultusministerkonferenz (KMK) der
Bildungsbericht "Bildung in Deutschland 2012" veröffentlicht. Im Abstand
von 2 Jahren wird mit diesen Berichten eine umfassende Bestandsaufnahme
des deutschen Bildungswesens vorgenommen.
Erik Marquardt, fzs-Vorstandsmitglied erläutert die Ergebnisse des Berichts:
"Laut Bildungsbericht 2012 fehlen in den kommenden Jahren 300.000
Studiermöglichkeiten. Die Abbruchquoten sind deutlich gestiegen. Es ist
erschütternd, dass diese Situation als "Erfolg" verkauft wird. Im Jahr
2010 gab es 111.000 Bachelorabschlüsse. Das entspricht einer
Absolvent*innenrate von 70%. Davon wollen laut Bildungsbericht 80% ein
Masterstudium beginnen.
Im letzten Jahr haben über 500.000 Menschen ein Studium begonnen. Damit
steigt der Bedarf an Masterstudienplätzen um mehr als das Dreifache auf
290.000, während die Kapazitäten nicht deutlich steigen werden. Die
Bachelorstudierenden befinden sich also vielfach in einer Sackgasse.
Die Bologna-Reform sollte eine Erhöhung der Erfolgsquote bewirken. Die
Abbruchquoten sind allerdings erschreckend. Während in den
10-semestrigen Studiengängen ein Viertel der Studierenden das Studium
abbrach, liegt die Quote an Universitäten bei 6-semestrigen
Bachelorstudiengängen bei 35%.
Das ist kein Erfolg, das ist ein Armutszeugnis. Wir müssen nun durch
verstärkte Kooperation zwischen Bund und Ländern und eine hohe Priorität
für Bildung diese Missstände beheben, anstatt uns mit "Exzellenz" zu
schmücken."
Salome Adam, ebenfalls fzs-Vorstandsmitglied ergänzt abschließend:
"Der Bildungsbericht vedeutlicht, dass Bachelorabschlüsse momentan zu
prekärer Beschäftigung führen. Universtitätsbachelor verdienen 26%
weniger als Absolvent*innen der herkömmlichen Abschlüsse.
Positiv ist allenfalls, dass inzwischen über 50% der Absolvent*innen
Frauen sind. Auch der deutliche Anstieg der Studierendenzahlen ist
erfreulich, die Infrastruktur muss jedoch mitwachsen. Eine Verkürzung
der Studienzeit kann nur über eine stärkere Betreuungsintensität,
Studienberatung und qualitativ hochwertige Lehre erreicht werden --
nicht jedoch durch zwanghafte Repressionsinstrumente, die an die
sogenannte "Regelstudienzeit" gekoppelt werden. Zudem ist weiterhin die
höchste soziale Selektivität westlicher Industrieländer zu verzeichnen.
Von 100 Akademiker*innenkindern beginnen 77 ein Studium. Wenn die Eltern
einen Hauptschulabschluss haben, sind es nur 13 von 100 Kindern. Es
hilft uns nicht, in Sonntagsreden Blumensträuße für angebliche Erfolge
zu überreichen. Wenn Chancengleichheit und Bildungsgerechtigkeit
zugunsten von Prestige, Reputation und Exzellenz in den Hintergrund
treten, ist etwas faul in der "Bildungsrepublik"."
-------------- nächster Teil --------------
Ein Dateianhang mit HTML-Daten wurde abgetrennt...
URL: http://lists.fzs.de/pipermail/presseverteiler/attachments/20120622/cbdd99ae/attachment.htm