PM: Eckpunktepapier der bundesweiten Studierendenvertretung zu den Koalitionsverhandlungen
Lone Grotheer
lone.grotheer at fzs.de
Mi Okt 27 14:37:53 CEST 2021
Sehr geehrte Medienschaffende,
untenstehend finden Sie das Eckpunktepapier des freien zusammenschluss
von student*innenschaften zu den anstehenden Koalitionsverhandlungen.
Denn viel zu lange wurden studentische Perspektiven in der Politik zu
wenig beachtet, das muss ich in der kommenden Legislatur ändern. Eine
BAföG-Reform ist nur ein Anfang. Das Papier finden Sie auch online unter
https://www.fzs.de/2021/10/27/was-wir-studierenden-von-der-neuen-bundesregierung-erwarten/
Für Rückfragen stehen wir gerne zur Verfügung: vorstand at fzs.de oder
direkt an
* Daryoush Danaii (0151 20942563 / daryoush.danaii [at] fzs.de)
* Lone Grotheer (0151 16807671 / lone.grotheer [at] fzs.de)
* Matthias Konrad (0170 8573399 / matthias.konrad [at] fzs.de)
* Marie Müller (0157 72532231 / marie.mueller [at] fzs.de)
Mit freundlichen Grüßen,
Lone Grotheer
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Noch in dieser Woche beginnen die Koalitionsverhandlungen von SPD,
Bündnis90/Die Grünen und FDP. In seiner Funktion als bundesweite
Studierendenvertretung möchte der fzs e.V. daran erinnern, die Stimme
der Studierenden zu hören, insbesondere, da Studierende in allen
Coronasemestern kaum eine Rolle für die noch amtierende Bundesregierung
spielten. Studentische Themen finden auch auf Bundesebene statt und die
Hochschul- und Wissenschaftspolitik vom Bund betrifft Studierende
überall. Die wichtigsten Punkte sind hier zusammengefasst. Wir fordern
die Aufnahme dieser in die Koalitionsverhandlungen.
*BAföG reformieren, aber richtig!*
„Das BAföG wollen wir reformieren und dabei elternunabhängiger
gestalten“, heißt es im Sondierungspapier. Den damit festgehaltenen Weg
Richtung Elternunabhängigkeit des BAföG einzuschlagen begrüßen wir, denn
die finanzielle Situation der Eltern darf nicht über die Bildungschancen
ihrer Kinder entscheiden. Diese Reform muss eine allumfassende werden.
Neben der sofortigen Erhöhung und regelmäßigen Anpassung der
Bedarfssätze, muss das BAföG wieder ein Vollzuschuss werden, damit
Studierende nicht mehr gezwungen sind sich zur Finanzierung Ihres
Studiums zu verschulden. Wir sehen dabei das Studium als
Vollzeitbeschäftigung. Daher halten wir Anreize oder gar die
Notwendigkeit für Nebenjobs in der Studierendenfinanzierung für nicht
zielführend und lehnen Modelle dieser Art strikt ab.
*Hochschulen stärken, Finanzierung sichern*
In den vergangenen 20 Jahren haben deutschen Hochschulen einen massiven
Zuwachs an Studierenden erfahren, bei gleichzeitig sinkenden
Grundmitteln und steigenden Anforderungen gegenüber Hochschulen. Dieser
chronischen Unterfinanzierung muss entgegengewirkt werden. Die leichte
Tendenz zu stärkerer Involvierung des Bundes in der
Hochschulfinanzierung muss beibehalten und deutlich erhöht werden. Dabei
sollte im Fokus stehen, die grundsätzliche Grundfinanzierung der
Hochschulen einerseits, sowie anderseits die Qualität von Studium sowie
die Förderung von Diskriminierung und sozio-ökonomischer Benachteiligung
betroffener Studierender zu stärken.
*Günstigen Wohnraum schaffen, Unterstützungsangebote ausbauen*
Die Lage auf dem studentischen Wohnungsmarkt ist seit Jahren konstant
angespannt und die Situation wird eher schlechter als besser. Wir
erwarten eine Wohnraumpolitik, die auch Studierende mitdenkt. Sie haben
besonders wenige Zuschuss-Optionen, zum Studienbeginn oft nur kurz Zeit
ein Zimmer zu finden und Einkommen, die meistens unter dem Bedarf
liegen. Auch Angebote wie psychosoziale Beratungsstellen müssen überall
ausgebaut werden, um in jeder Hochschulstadt erste, niedrigschwellige
Anlaufstellen für Studierende in schwierigen Lebenslagen oder mit
psychischen Erkrankungen zu haben. Wir unterstützen daher die Forderung
des Deutschen Studentenwerks nach einem Hochschulsozialpakt voll und ganz.
*Zeitgemäße Hochschullehre ermöglichen*
Zukunftsfähige Hochschullehre muss anders sein, als bisher, denn Bildung
ist mehr, als Vorlesungen, Seminare und Prüfungen. Es braucht es eine
viel engere Verknüpfung zwischen Forschung und Lehre, mehr
Interdisziplinarität. Das Studium muss so gut es geht von unnötigen
Hürden befreit werden um mehr Menschen den Zugang zu ermöglichen. Das
bedeutet Förderung von Barrierefreiheit in jeder Hinsicht, das Zulassen
von Fehlern und Irrwegen und das Ende der Regelstudienzeit als
Messgröße. Der Bund muss gemeinsam mit den Ländern Lösungen finden, um
die Lehre bundesweit und an jeder Hochschule zu verbessern, statt nur
Leuchtturmprojekte zu fördern. Rechtliche Grundlagen müssen in allen
Ländern gleichermaßen, durch den Bund moderiert, überarbeitet werden.
Auch die Digitalisierung muss weiter vorangetrieben werden. E-Learning,
Blended Learning, Open Educational Resources, ein digitales Urheberrecht
und Open Access sind Schlüsselworte für die Verbesserung von Lehre und
Studium mit digitalen Mitteln. Dabei darf digitale Lehre kein Ersatz
sondern nur eine Ergänzung der Präsenzlehre darstellen. Aktuelle
Fördermöglichkeiten, bspw. durch die Stiftung Innovation in der
Hochschullehre, müssen ausgebaut, erweitert und mit einer groß
angelegten Digitalisierungsstrategie für die Hochschullehre in
Deutschland verbunden und gemeinsam koordiniert werden.
*Arbeitsbedingungen für Lehrende*
Die Kampagne #IchBinHanna hat einmal mehr aufgezeigt wie problematisch
die Bedingungen für die überwiegende Mehrheit der Forschenden und
Lehrenden an deutschen Hochschulen sind. Wir unterstützen daher
ausdrücklich die Forderungen der Kampagne nach besseren
Arbeitsbedingungen und mehr Entfristungen. Es braucht mehr Sicherheit
und Verlässlichkeit. Denn bessere Arbeitsbedingungen für die Lehrenden
bedeutet auch bessere Lehre für uns Studierende.
*Mehr Demokratie wagen!*
Überall im Europäischen Hochschulraum haben anti-demokratische und
wissenschaftsfeindliche Tendenzen zugenommen. Wir plädieren dafür, dass
die deutsche Bundesregierung sich jenen Tendenzen wehrhaft
entgegenstellt und durch mehr gewagte Hochschuldemokratie ein deutliches
Zeichen in den Europäischen Hochschulraum sendet. Hierzu gehört
einerseits, Hochschulen finanziell zu stärken, um sie aus einer
Abhängigkeitsspirale von Drittmittelgebern zu befreien. Ein möglicher
weiterer Schritt hin zu mehr Hochschuldemokratie wäre die Entwicklung
einer institutionalisierten, starken, unabhängigen studentischen
Vertretung auf Bundesebene in einem partizipativen Prozess unter
Einbeziehung studentischer Stimmen.
Schließlich möchten wir die drei verhandelnden Parteien an ihre
Wahlversprechen erinnern. Im Rahmen des Studi-Mat wurden diese erhoben
und sind hier einzusehen:
https://www.fzs.de/2021/09/22/pm-bundestagswahl-wird-zur-bildungswahl-studierende-befragen-parteien/
Die genannten Themenbereiche münden in politische Forderungen, an
welchen wir die künftige Regierung messen werden. Eine stärkerer
Berücksichtigung von Wissenschaft und Studienbedingungen im politischen
Handeln muss jetzt erfolgen. Denn wie so vieles wurden auch die
schlechten Arbeitsbedingungen in der Forschung, die fehlenden oder nicht
funktionierenden sozialökonomischen Auffangsysteme für Studierende,
sowie die Folgen von zu vielen Einsparungen in der Grundinanzierung der
Hochschulen sowie im Hochschulbau zu lange ignoriert. Daher fordern wir,
das insbesondere die BAföG-Reform Teil des 100 Tage Programm der neuen
Regierung wird und auch die weiteren Themen schnellstmöglich aktiv
angegangen werden.
--
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m.: +49 151 16807671
Pronomen: sie/ihr
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Fax +49-3027874096
Der freie zusammenschluss von student*innenschaften (fzs) e.V.
ist der überparteiliche Dachverband von Studierendenschaften in der BRD.
Mit rund 90 Mitgliedern vertritt der fzs etwa 935.000 Studierende.
Der fzs ist Mitglied im europäischen Studierendendachverband ESU
- European Students’ Union.
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