PM: Willkürliche Beschneidung des hochschulpolitischen Mandats durch Präsidium der Goethe-Universität Frankfurt
Carlotta Kühnemann | fzs Vorstand
carlotta.kuehnemann at fzs.de
Mo Feb 15 09:23:52 CET 2021
Sehr geehrte Medienschaffende,
ich übersende Ihnen heute die aktuelle Pressemitteilung des
studentischen Bundesverbands fzs bezüglich der Beschneidung des
hochschulpolitischen Mandats der Goethe-Universität Frankfurt
Kontaktieren Sie uns gerne jederzeit:
* Mathias Ochs, AStA-Vorsitzender der Goethe Universität Frankfurt:
0176 23410077, ochs at asta-frankfurt.de
* Carlotta Kühnemann: 0151 16807671, carlotta.kuehnemann at fzs.de
Mit freundlichen Grüßen
Carlotta Kühnemann
__________________________________
*Willkürliche Beschneidung des hochschulpolitischen Mandats durch
Präsidium der Goethe-Universität Frankfurt*
/Der AStA der Goethe-Universität Frankfurt und der freie zusammenschluss
der student*innenschaften (fzs) verurteilen das juristische Vorgehen des
Frankfurter Uni-Präsidiums gegen die eigene Studierendenschaft./
In dieser Woche musste sich der AStA der Goethe-Universität Frankfurt
aufgrund der wiederholten Einleitung rechtsaufsichtlicher Maßnahmen
durch das eigene Uni-Präsidiums vor Gericht verantworten. Dabei geht es
um eine vermeintliche Überschreitung des im Hochschulgesetz festgelegten
hochschulpolitischen Mandats. Das Präsidium wirft dem AStA vor, sich
unzulässigerweise allgemeinpolitisch zu äußern und damit die Grenzen
seines Mandats zu verletzen. Indessen erlaubt die aktuell geltende
Rechtsprechung dem AStA, sich zu allgemeinpolitischen Themen zu äußern
und einen gesellschaftlichen Zusammenhang in den Blick zu nehmen, wenn
dabei ein hochschulpolitischer Bezug vorliegt.
So erhebt das Uni-Präsidium den Vorwurf, bei der 2019 vom
Studierendenparlament der Goethe-Universität verabschiedete Resolution
‚gegen BDS und jeden Antisemitismus‘ handle es sich um eine
Überschreitung des hochschulpolitischen Mandats. Die Resolution fordert
unter anderem die Stärkung der gemeinsamen Forschung und des
studentischen wie akademischen Austausches zwischen Deutschland und
Israel. Festgehalten wird darin außerdem, dass jüdisches Leben auf dem
Campus nicht gefährdet sein darf und sich jüdische Studierende an allen
Hochschulen sicher fühlen können müssen. Die Resolution, deren
hochschulpolitischer Bezug kaum ernsthaft in Zweifel gezogen werden
kann, erfuhr Unterstützung von verschiedensten hochschulpolitischen
Akteur*innen, unter anderem von der Hochschulrektorenkonferenz, der auch
das Präsidium der Goethe-Universität angehört. Doch davon will die
Goethe-Universität unter der Leitung des seit Anfang des Jahres
amtierenden Präsidenten Enrico Schleiff offenbar nichts mehr wissen.
„Mit diesem Vorwurf stellt sich das Präsidium indirekt gegen einen
Beschluss, den sie auf der Hochschulrektorenkonferenz vor einem Jahr
noch selbst mitgetragen hat. Durch diese Kehrtwende lässt das
Uni-Präsidium ihr gemeinsames Engagement mit der Studierendenschaft
gegen israelbezogenen Antisemitismus dem Wunsch zum Opfer fallen, die
politische Willensbildung der Studierendenschaft zu kontrollieren und zu
beschneiden. Hierin zeigt sich im besonderen Maße die Willkür, mit der
das Präsidium dem AStA gegenüber agiert“, so AStA-Vorsitzende Kyra Beninga.
Ganz ähnlich verhält es sich bei der Einberufung einer Vollversammlung
von ‚Students for Future‘, die den studentischen Bezug schon im Namen
trägt. Auch hier macht das Uni-Präsidium eine Überschreitung des
hochschulpolitischen Mandats ausfindig. Tatsächlich stand das Thema vor
einem Jahr im Rahmen einer monatlichen Gesprächsrunde zwischen
Uni-Präsidium und AStA-Vorstand auf der Tagesordnung. Damals ließ das
Präsidium noch verlautbaren, dass es leider nicht selbst zur
Vollversammlung aufrufen könne und ein solcher Aufruf stattdessen durch
den AStA zu erfolgen habe. Es erklärte sich aber gerne dazu bereit, eine
entsprechende Einladungsmail an alle Universitätsmitglieder zu
verschicken. Dazu meint AStA-Vorsitzender Mathias Ochs: „Was eine
Übertretung des hochschulpolitischen Mandats darstellt und was nicht,
ist den wechselnden Launen des Uni-Präsidiums überlassen. Dem AStA fehlt
hier jegliche Rechtssicherheit.“
Im Rahmen der Verhandlung vor dem Frankfurter Verwaltungsgericht machte
die Universitätsleitung dann auch deutlich, was sie vom
hochschulpolitischen Bezug dieser und anderer Resolution hält. Dieser
Bezug sei nur vorgeschoben, um das eigentliche Motiv dahinter zu
verschleiern: die Thematisierung allgemeinpolitischer Fragestellungen.
Pia Troßbach, Referentin für Hochschulpolitik des AStA Frankfurt, stellt
dazu klar: „Wenn das Uni-Präsidium eine solche Unterstellung erhebt,
zieht es nicht nur die geltende Rechtsprechung in Zweifel, die
allgemeinpolitische Äußerungen in einem gewissen Rahmen erlaubt. Es
stellt auch unsere hochschulpolitische Arbeit an sich in Frage. Die
Lebensrealität von Studierenden lässt sich nicht in Hochschul- und
Allgemeinpolitik aufspalten.“
Eine studentische Interessenvertretung muss auch den
gesamtgesellschaftlichen Kontext in den Blick nehmen. Die Rechtsprechung
trägt eben dieser Tatsache seit mehr als zwanzig Jahren Rechnung, wenn
sie einen Brückenschlag von hochschul- zu allgemeinpolitischen Themen
erlaubt, um sich für studentische Interessen einzusetzen. Das Vorgehen
des Präsidiums fällt hinter diese Rechtsprechung zurück und kommt somit
einer Beschneidung des hochschulpolitischen Mandats gleich.
„Uns ist bundesweit kein Universitätspräsidium bekannt, das so harsch
gegen den eigenen AStA vorgeht. Die konstante Machtdemonstration gegen
den Frankfurter AStA ist unverhältnismäßig und hinterlässt ein Gefühl
der Ohnmacht. Studierendenvertretungen sind wichtige Instanzen, um sich
in demokratischen Prozessen auszuprobieren. Es wirkt jedoch so, als
hätte das Universitätspräsidium kein Interesse an einer konstruktiven
politischen Streitkultur an der Hochschule“, resümiert Carlotta
Kühnemann, Vorständin im freien zusammenschluss der
student*innenschaften (fzs), dem Dachverband der Studierendenschaften in
Deutschland.
--
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t.: 0151 / 168 076 71
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Der freie zusammenschluss von student*innenschaften (fzs) e.V.
ist der überparteiliche Dachverband von Studierendenschaften in der BRD.
Mit rund 80 Mitgliedern vertritt der fzs etwa 800.000 Studierende.
Der fzs ist Mitglied im europäischen Studierendendachverband ESU
- European Students’ Union.
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