PM: PM fzs: "Wissenschaftszeitvertragsgesetz-Änderung ist eine Mogelpackung"
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Fr Okt 16 11:28:12 CEST 2015
fzs: "Wissenschaftszeitvertragsgesetz-Änderung ist eine Mogelpackung"
Am heutigen Freitag befasst sich der Bundesrat mit dem
Wissenschaftszeitvertragsgesetz (WissZeitVG) und der von der
Bundesregierung vorgeschlagenen Novelle. Er wird u.a. über eine
Ausschussvorlage diskutieren, welche die Aufhebung der umstrittenen
Tarifsperre sowie Änderungen bei den familienrechtlichen Regelungen
fordert. Außerdem kritisiert der Kulturausschuss des Bundesrates ebenso
wie der fzs die Pläne für Einschränkungen für studentische Beschäftigte.
Den Entwurf beurteilt Ben Seel, Vorstand im fzs, folgendermaßen:
"Was die Bundesregierung vorlegt, ist die reinste Mogelpackung. Fast
überall sind die Regelungen so schwammig, dass sich die katastrophale
Befristungslage kaum ändern wird. Hier soll etwas nur abstrakt
„angemessen“ sein, dort ist von „Qualifizierung“ die Rede und die
Begründung sagt nur aus, dass Qualifizierung alles ist, was sich die
Hochschulen ausdenken. Rechtssicherheit sieht vollkommen anders aus.
Wenn der Entwurf kein Witz bleiben soll, braucht es wenigstens klare
Mindestbefristungszeiten für die jeweilige Qualifikationsstufe und eine
feste Bindung der Befristung an die Mittelbewilligungsdauer.“
Vorstandsmitglied Mandy Gratz fordert:
„Das ganze Wissenschaftszeitvertragsgesetz ist purer Wahnsinn und
gehört abgeschafft. In den letzten Jahren haben wir gesehen, zu was das
Gesetz führt: Ganze 56% der Wissenschaftler*innen haben Verträge, die
auf unter ein Jahr (!) befristet sind. Am fatalsten aber wirkt sich die
sogenannte „Tarifsperre“ aus, die es den Gewerkschaften verbietet in,
Tarifverhandlungen über Befristungen einzusteigen und die Arbeiter*innen
so der vollständigen Willkür der Arbeitgeber*innen aussetzt. Diese
Entrechtung muss aufhören."
Zur drohenden Begrenzung von HiWi-Jobs, erklärt Sandro Philippi,
ebenfalls Vorstandsmitglied:
„Erschrocken sind wir über das Ansinnen des Entwurfs, die Befristung
von Hilfskräften auf vier Jahre zu begrenzen. Solange es in weiter Ferne
ist, dass Hochschulen Hilfskräfte unbefristet einstellen, führt das nur
dazu, dass Studierende aus dem Job geworfen werden, obwohl sie auf ihn
angewiesen sind. Im Endeffekt würde die Bundesregierung damit nur
zulassen, dass massenhaft Tutor*innen gefeuert werden – oft
Student*innen, die schon mehr als vier Jahre als Hilfskräfte tätig sind.
Wir sagen: weg mit dieser Regelung.“
Zu den Auswirkungen des Gesetzes auf Frauen* äußert sich Marie Dücker,
ebenfalls Vorstandsmitglied:
„Wir begrüßen, dass sich der Bundesrat auch mit den Auswirkungen des
Wissenschaftszeitvertragsgesetzes beschäftigt, die Frauen
diskriminieren. Solange Arbeitgeber*innen einer Verlängerung eines
Arbeitsverhältnisses aufgrund von Schwangerschaft zustimmen müssen, ist
Diskriminierung vorprogrammiert. Hier braucht es dringend einen
Rechtsanspruch auf Weiterbeschäftigung! Allgemein stellt das
Wissenschaftszeitvertragsgesetz mit seinen gewollt prekären Bedingungen
einen Grund dar, warum Frauen* bei der Verwirklichung ihrer angestrebten
Karriere strukturell diskriminiert werden – wer immer noch gezwungen
wird, den Großteil der Reproduktionsarbeit zu leisten, hat schlicht
nicht die Möglichkeit das Roulettespiel der Prekarität weiter
mitzuspielen.“
Kontakt:
Ben Seel - 015120942563 - ben.seel at fzs.de