PM: Freude hält sich in (nationalen) Grenzen: Happy Birthday Kaltland
fzs e.V.
presse at fzs.de
Fr Okt 2 13:06:16 CEST 2015
Pressemitteilung des freien zusammenschlusses der student*innenschaften
(fzs)
Freude hält sich in (nationalen) Grenzen: Happy Birthday Kaltland
Am 3. Oktober finden die alljährlichen Einheitsfeierlichkeiten der
Bundesrepublik in Frankfurt am Main statt. Unter dem zynischen Motto
"Grenzen überwinden" feiern sich deutsche Nationalist*innen. Der freie
zusammenschluss von student*innenschaften (fzs) unterstützt den Aufruf
der Gruppe Kritik und Praxis Frankfurt zu Gegenprotesten.
Alljährlich wird der Bezug auf die sogenannte deutsche Wiedervereinigen
zum Anlass genommen das Konstrukt "Deutschland" in ein glorreiches Licht
zu rücken. Dabei werden grundlegende Probleme, z.B. soziale
Ungerechtigkeit und strukturelle Diskrimierungen, fröhlich ignoriert und
ein "wir" gefeiert. Doch jedes "wir" bedeutet auch ein "die anderen".
Sandro Philippi, Mitglied im Vorstand des fzs kritisiert den so
transportierten Nationalismus der Einheitsfeierlichkeiten:
"Die Einheitsfeierlichkeiten dienen dazu, ein verherrlichendes Bild von
der eigenen Nation herzustellen. Dabei wird eben nicht bloß die
"Wiedervereinigung" von Freund*innen, Familien und Bekannten gefeiert,
die zuvor von einer Mauer getrennt waren. Es werden neue Grenzen und
Ausschlüsse gefeiert, die nun ein größeres Gebiet umfassen. Denn die
Selbstbezeichnung "deutsch", der Zugang zu dem Territorium dieses
Staates bleibt exklusiv und elitär. Das liegt am nationalen Konzept an
sich. Spätestens an staatlichen Grenzen zeigt sich, dass der Tod von
Menschen für dieses nationale Kollektiv in Kauf genommen wird. Da gibt
es nichts zu feiern!"
Ben Seel, ebenfalls Vorstandsmitglied, erläutert weiter:
"Der Titel "Grenzen überwinden" ist zynisch. Die Herrschenden feiern
den Fall von Grenzen vor 25 Jahren, während sie gleichzeitig neue
Grenzzäune und Kontrollen um Europa bauen. Inzwischen finden sich sogar
wieder Grenzen in Europa: In Ungarn, das vor 25 Jahren im Zentrum der
Grenzöffnung stand, verteidigen heute Panzerfahrzeuge mit Erlaubnis von
Waffengewalt die Grenze gegen Flüchtende. Selbst innerhalb der EU
herrschen wieder Abschottung und Grenzkontrollen."
Mandy Gratz, ebenso Mitglied im fzs-Vorstand, führt die Kritik weiter
aus:
"Wer Deutschland feiert, feiert das gleiche Konzept wie diejenige, die
täglich rassistisch motivierte Gewalt verüben. Dafür gibt es einen
Grund: Die Kategorie Nation grenzt aus. Diese Ausgrenzung ist
theoretisch und erfahrungsgemäß rassistisch. Die Überhöhung und
Mystifikation einer sozial hergestellten Gemeinschaft bedeutet logisch
die Abwertung anderer Menschen. Sie wird durch die Inszenierung einer
Willkommenskultur verschleiert, die letztlich auch nur dort erwünscht
ist, wo sie das Deutschsein aufwertet. Es gibt keine überwundenen
Grenzen zu feiern, es gilt nach wie vor sie einzureißen!"
"Wir leben in einer Zeit, in der nahezu täglich Anschläge auf
Geflüchtetenunterkünfte verübt werden. Grenzen werden geschlossen und
das Recht auf Asyl weiter eingeschränkt wird. Die deutsche Politik ruht
sich darauf aus, dass Freiwillige den Geflüchteten dort helfen, wo der
deutsche Staat versagt und sich verweigert. Zusätzlich fallen
Politiker*innen aus den regierungsbildenden Parteien mit rassistischen
Äußerungen auf. Die Einheitsfeierlichkeiten sind für alle Menschen ein
Schlag ins Gesicht, die sich für Geflüchtete einsetzen. Deswegen rufen
wir dazu auf, gegen diese Heuchelei zu protestieren!", schließt Marie
Dücker, Vorstandsmitglied im fzs.
Aufruf der Gruppe Kritik und Praxis Frankfurt:
http://www.grenzenueberwinden.de/
Kontakt:
Sandro Philippi - sandro.philippi at fzs.de - 0178- 2324494
Ben Seel - ben.seel at fzs.de - 0151-20942563
Mandy Gratz - mandy.gratz at fzs.de - 0151-16807671
Marie Dücker - marie.duecker at fzs.de - 0157-72532231