[fzs-PM] Koalitionsvertrag ignoriert die studentische Lebensrealität
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Di Nov 26 07:55:55 CET 2013
/Pressemitteilung des überparteilichen studentischen Dachverbandes fzs
(freier zusammenschluss von studentInnenschaften)/
*
**Koalitionsvertrag ignoriert die studentische Lebensrealität*
Der freie zusammenschluss von studentInnenschaften äußert sich kritisch
ob des gestern öffentlich gewordenen Entwurfs des schwarz-roten
Koalitionsvertrags.
"Die vorgesehen Änderungen zum BAföG sind keine Reform, das ist ein
Reförmchen," erklärt *Katharina Mahrt*, Vorstand des fzs. "Die
Anpassungen der Bedarfssätze und Freibeträge an die
tatsächlichen Lebensumstände der Betroffenen und an das vor mehreren
Studierendengenerationen eingeführte BA/MA-System sind keine Erfolge,
sondern Selbstverständlichkeiten in Anbetracht jahrelanger Ignoranz der
Realität. Während es generell begrüßenswert scheint, endlich tragfähige
Optionen in Bezug auf ein Teilzeitstudium für Studierende mit Kindern zu
erarbeiten, greift dieser Ansatz nicht weit genug. Es fehlt die
angemessene Berücksichtigung etwa von Studierenden mit chronischen
Erkrankungen und/oder Beeinträchtigungen, zu pflegenden Angehörigen oder
Nebenjob, die aufgrund der selektiven BAföG-Regelungen keine Möglichkeit
der Studienfinanzierung haben.
Vor allem angesichts der im Entwurf allgemein thematisierten Zielsetzung
der Entbürokratisierung ist es unfassbar, dass dieses Ziel beim Thema
BAföG keine Erwähnung findet. Studierende und Ämter stehen weiter unter
der ständigen, unnötigen Belastung durch ausufernde
Verwaltungsvorschriften und sinnlosen Nachweis-Stau.
Eine zukunftsorientierte Reform müsste eine Anpassung an die
individuellen Lebensumstände der Studierenden ermöglichen: Wir brauchen
BAföG endlich als elternunabhängigen Vollzuschuss, damit die Aussicht
auf Verschuldung nicht weiter Menschen von einem Studium abhält.
Der Gipfel der Realitätsverkennung ist jedoch die Absicht, am
"Deutschlandstipendium" festzuhalten. Obwohl offensichtlich verstanden
wurde, dass die eigentliche Zielsetzung, 8% der Studierenden zu fördern,
illusorisch ist, wird dieses unsoziale Instrument der Elitenförderung
nicht abgeschafft, sondern lediglich die Zielmarke auf 2% herabgesetzt.
Statt hier weiterhin personelle und finanzielle Kapazitäten zu
verschwenden, braucht es eine breitentaugliche Bildungsfinanzierung -
eine Abschaffung des Deutschlandstipendiums wäre die ehrliche Einsicht
eines fehlgeschlagenen Konzepts.
Ebenso dürftig sehen die Planungen der Koalition zur Schaffung von mehr
studentischem Wohnraum aus. Statt nur eine Prüfung der möglichen
Umnutzung von Büro- und Gewerberäumen und eventuell einen
Investitionszuschuss anzuregen, braucht es Sofortmaßnahmen, die
verhindern, dass wie bereits seit Jahren Studierende zu Semesterbeginn -
und teils weit darüber hinaus - wohnungslos sind."
"Die einzige Investition in die Hochschulen, die der Koalitionsvertrag
mit sich bringt, sind die fünf Seiten Papier hohler Phrasen über
angebliche Verbesserungen. In der Hochschulfinanzierung verpackt der
Vertrag Altbekanntes in neue Phrasen," ergänzt*Jan Cloppenburg*,
ebenfalls Mitglied im Vorstand. "Die einzig konkreten Vorhaben bestehen
darin, an alten Zielen festzuhalten, so zum Beispiel an den
Bund-Länder-Vereinbarungen zu Bildungs- und Forschungsausgaben. Offenbar
möchte sich die CDU noch nicht einmal auf eine Aufhebung des
Kooperationsverbotes einlassen und entpuppt damit ihre Zusagen von vor
der Wahl als pure Ablenkungsmanöver. Selbst eine vom Wissenschaftsrat
empfohlene moderate Erhöhung der Grundfinanzierung der Hochschulen um
die Inflation plus ein Prozent steht bisher nur in Klammern und scheint
nicht gewollt. Stattdessen sollen verfehlte Pakte wie der Hochschulpakt
fortgeführt werden, womit der langfristig steigende Studierneigung
weiter mit kurzfristigen Lösungsversuchen begegnet wird. Außerdem werden
keine Mittel für den immensen Sanierungsbedarf der Hochschulen
vorgesehen und gesicherte, planbare Arbeitsverhältnisse im
Wissenschaftsbetrieb sollen durch fromme Wünsche im Koalitionsvertrag
entstehen."
--
Katharina Mahrt
Email: katharina.mahrt at fzs.de
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Jan Cloppenburg
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Der freie zusammenschluss von studentInnenschaften (fzs) e.V. ist der
überparteiliche Dachverband von Studierendenschaften in der BRD. Mit rund 80
Mitgliedern vertritt der fzs etwa eine Million Studierende. Der fzs ist
Mitglied im europäischen Studierendendachverband European Students' Union
(ESU) und in der International Union of Students (IUS).
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