[fzs-pressemitteilung] [fzs-Pressemitteilung]: Elftes Studierendensurvey deckt zahlreiche Missstände auf

Moska Timar moska.timar at fzs.de
Mi Mär 16 08:55:50 CET 2011


Elftes Studierendensurvey deckt zahlreiche Missstände auf

Soziale Selektivität besteht weiter, Belastungen für Studierende steigen

Berlin (fzs): Der freie zusammenschluss von studentInnenschaften (fzs) 
fühlt sich durch den 11. Studierendensurvey der Bundesregierung, welcher 
gestern in Berlin vorgestellt wurde, in seiner Forderung bestärkt, den 
Prüfungsdruck zu verringern. Die Erfassung zeigt deutlich, dass die 
Überforderung der Studierenden im Bachelor-Studium zugenommen hat.

Leistungsbezogene Aspekte, so heißt es in dem Survey, aber auch die 
Planung und Reglementierung, bereiten den Studierenden immer mehr 
Probleme. Vor allem der zeitliche Druck durch Prüfungen und die 
Stoffmenge im Semester stellen sich als besonders große Barrieren 
heraus. Eine gute Studierbarkeit attestieren ihrem Fach demnach nur 
wenige Studierende. "Im Zuge der Bologna-Reform wurden die Studiengänge 
überfrachtet. Die Stoff- und Prüfungsdichte führen zu einem erhöhten 
Konkurrenz- und Leistungsdruck, dieser muss umgehend reduziert werden", 
so Florian Pranghe, Mitglied des fzs-Vorstands.

Bachelor-Studierende erleben deutlich häufiger eine Überforderung durch 
Prüfungen und fühlen sich weniger in der Lage, die Semestervorgaben zu 
erfüllen. Die Bachelor-Studierenden sind daher ungünstigeren 
Studienbedingungen ausgesetzt, die ihnen die Bewältigung des Studiums 
erschweren, so heißt es weiter. Man kann daher davon ausgehen, dass sich 
in diesem Zusammenhang auch der Beratungsbedarf bei psychosozialen 
Problemen erhöht hat. Dies geht auch aus der Studie "Psychische 
Schwierigkeiten von Studierenden" von Prof. Dr. Holm-Hadulla aus dem 
Jahr 2001 hervor, in der davon ausgegangen wird, dass 25 % der 
Studierenden unter psychischen Beeinträchtigungen leiden, und hiervon 
mindestens die Hälfte eine psychologische Beratung benötigen würde. 
"Studierende dürfen mit ihren Problemen nicht allein gelassen werden! 
Wir fordern daher einen bedarfsdeckenden Ausbau und eine entsprechende 
Finanzierung des psycho-sozialen Beratungsangebots durch Bund und 
Länder. Zusätzlich muss eine Evaluation der psycholosozialen Problemen 
von Studierenden angeschlossen werden, um die Erkentnisse für die 
Konzeption und Weiterentwicklung der Studienangebote nutzen zu können", 
so Moska Timar, ebenfalls Vorstandsmitglied.

Der Survey zeigt außerdem, dass die Aufnahme des Studiums stark vom 
sozioökonomischen Hintergrund abhängig ist. Deutschland ist nach wie vor 
ein Land, in dem sich Akademiker*innen reproduzieren. "Wenn die Teilhabe 
an Hochschulbildung von der Herkunft der Eltern abhängt, muss man sich 
fragen, was schief läuft. Hier muss die Politik darauf abzielen, die 
Hürden im Bildungssystem zu beseitigen. Hochschulpolitisch heißt das, 
dass Instrumente wie eine gerechte, bedarfsdeckende Studienfinanzierung, 
die bundesweite Abschaffung von Studiengebühren, und ein offener 
Hochschulzugang zur Anwendung kommen müssen", so Moska Timar weiter.

Auch innerhalb des Studiums äußert sich die soziale Differenz, wie bei 
der Aufnahme eines Auslandsstudiums. Je höher die soziale Herkunft, 
desto häufiger werde die Möglichkeit eines Auslandsstudiums ergriffen. 
Probleme bei der Realisierung eines Auslandsstudiums liegen vor allem in 
der finanziellen Mehrbelastung. 75 % aus einem geringer qualifizierten 
Elternhaus gegenüber 54% der Akademiker*innenkinder geben 
Finanzierungsprobleme als Hürde an. Demnach sind auch 
Akademiker*innenkinder unter den Studierenden zwar nicht völlig 
finanziell sorgenfrei, wenn es um ein Auslandsstudium geht, aber der 
Anteil fällt unter den "Bildungsaufsteigern" weit größer aus.

"Wer Mobilität von Studierenden fordert, muss auch die Infrastruktur 
bereitstellen, um dies zu ermöglichen. Dazu gehört die hinreichende 
Finanzierung eines Auslandsstudiums, die ausreichende Unterstützung im 
Vorfelde durch Beratungsangebote, die Sicherheit, die im Ausland 
erworbenen Studienleistungen angerechnet zu bekommen, sowie die 
Sicherstellung einer nahtlosen Integration in das Studium. Oft kommt es 
auch hier zu organisatorischen Schwierigkeiten", so Florian Pranghe 
abschließend.

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