[fzs-pressemitteilung] Stellungnahme zur Pressemitteilung der HRK-Präsidentin: Dialog statt Krawall
Anja Gadow
anja.gadow at fzs.de
Fr Nov 13 12:49:08 CET 2009
Stellungnahme zur Pressemitteilung der HRK-Präsidentin: Dialog statt Krawall
Frau Wintermantel stellt in Ihrer Pressemitteilung „Dialog statt
Krawall“ sehr gut heraus, dass die HRK völlig weltfremd an den
Interessen der StudentInnen vorbei agiert. Allein schon über die
Bezeichnung „Stimme der Hochschulen“ können StudentInnen, die nun mal
den größten Anteil der Hochschulmitglieder stellen, nur müde lächeln.
Die Hochschulrektorenkonferenz sollte auf ihrer nächsten Sitzung
ernsthaft nach einer neuen Bezeichnung suchen, wir schlagen „Stimme
allein herrschender RektorInnen und PräsidentInnen mit Allmachts- und
Unfehlbarkeitsanspruch“ vor. Diese Bezeichnung beschreibt zumindest die
Realität deutlich präziser, als „Stimme der Hochschulen“.
Weiterhin sagt Frau Wintermantel, das es an der Politik sei mehr
finanzielle Mittel zur Verfügung zu stellen und „die Politik gerade in
den letzten Wochen wichtige Voraussetzungen zugunsten der Bildung und
damit auch von Verbesserung der Studienbedingungen geschaffen hat.“ Die
Frage ist nur: Wo? In der BRD mit Sicherheit nicht. Oder geht es hier um
Studiengebühren? Dann hat Frau Wintermantel selbstverständlich recht, es
stehen mehr finanzielle Mittel für die Lehre zur Verfügung allerdings
auf Kosten der StudentInnen und unter Erhöhung der sozialen Selektion im
Bildungssystem. Aber vielleicht möchte die HRK sich vor den Karren der
neoliberalen Bundesregierung spannen lassen?
Die Bologna-Reform wird von studentischer Seite sicher nicht in „Bausch
und Bogen“ abgelehnt. Allerdings ist die Umsetzung in der BRD nicht
Ansatzweise gelungen. Die HRK als „Stimme der Hochschulen“ dürfte aus
dem Schreien nicht mehr herauskommen, angesichts dieser Entwicklungen.
Den StudentInnen geht es so, vielleicht sind sie viel eher die Stimme
der Hochschulen?
Was am Vorwurf der Ökonominierung der Hochschulen unglaubwürdig und
ideologisch gefärbt sei ist ebenfalls nicht nachvollziehbar.
Studiengebühren, Drittmittel, Stiftungshochschulen, Hochschulräte,
Leistungsorientierte Mittelvergabe und Leistungsstipendien sind nur
einige Punkte, die eine Ökonomiserung der Bildung nicht wegdiskutieren
lassen. . Aber vielleicht sind diese Entwicklungen bisher an der HRK
vorbeigegangen?
Auch spricht Frau Wintermantel davon, dass es„Aufgrund der Bedeutung und
der Größe der Aufgaben... ein gemeinsames... Handeln“ geben muss. Wieso
wird dann aber auf die Proteste und die Kritik der StudentInnen und
SchülerInnen nicht angemessen reagiert?
Die Einladung einen offenen Dialog in den Hochschulen zu führen hören
die StudentInnen sicher gerne, aber auch nicht zum ersten Mal. Ein
solcher Dialog lässt sich in seinem Ablauf kurz zusammenfassen: Die
StudentInnen bringen ihre Positionen vor, die ProfessorInnen hören im
besten Fall ein wenig zu und nicken mit dem Kopf, die ProfessorInnen
beschließen mit der professoralen Mehrheit die in allen Hochschulgremien
herrscht etwas völlig anderes.
Gerne gehen wir StudentInnen mit allen Beteiligten gemeinsam die
Nachbesserung der Studienreform an, sobald die ProfessorInnenschaft
erkennt, dass „gemeinsam“ auch nicht-habilitierte mit einschließt.