[fzs-pressemitteilung] Reform der Studienfinanzierung statt Ausbau von Stipendien

Regina Weber regina.weber at fzs.de
Die Feb 5 10:59:19 CET 2008


Reform der Studienfinanzierung statt Ausbau von Stipendien

fzs befürchtet Verschärfung der sozialen Ungleichheit durch Ausbau  
sogenannter „Leistungsstipendien“

Berlin (fzs). Der freie zusammenschluss von studentInnenschaften  
(fzs) kritisiert die neuen Pläne zum Ausbau von Stipendien zur  
Studienfinanzierung scharf. In der ersten Sitzung der Gemeinsamen  
Wissenschaftskonferenz (GWK) am 18. Februar soll sich diese mit einem  
Vorschlag des NRW-Wissenschaftsministerium befassen, nach dem in  
Zukunft 10% der Studierenden durch ein Stipendium gefördert werden  
sollen. Nach Ansicht des fzs fördern  Stipendien häufig die  
Studierenden, die dies finanziell nicht unbedingt nötig haben. „Die  
angeblichen Leistungsstipendien erhalten vorwiegend Studierende aus  
besser verdienenden Familien. Wenn Bund und Länder die Pläne  
umsetzen, fließen mehrere hundert Millionen Euro in die Taschen  
dieser Studierenden statt bedürftigen Studierenden ein Studium zu  
ermöglichen,“ kritisiert fzs-Vorstandsmitglied Regina Weber den  
Vorstoß aus NRW. „Bei der letzten BAföG-Reform war der Bund nicht  
einmal bereit, die aktuelle Inflation auszugleichen geschweige denn  
eine Erhöhung des BAföGs zu finanzieren und nun soll viel Geld in ein  
völlig irrsinniges Stipendiensystem fließen. Wir brauchen eine solide  
Studienfinanzierung.“

Derzeit erhält etwa 1% der Studierenden ein Stipendium zur  
Finanzierung des Studiums. Untersuchungen dieser Studierendengruppe  
haben gezeigt, dass es zum größten Teil Studierende aus  
Akademikerfamilien sind. „Mit staatlich geförderten Stipendien werden  
die Gelder von unten nach oben verteilt. Ein Stipendium hängt nicht  
von guten Noten oder angeblicher Begabung ab, sondern von dem  
richtigen Auftreten. Die Studierenden, deren Eltern bei der Bewerbung  
helfen können oder selbst Studienerfahrung haben, sind eindeutig im  
Vorteil“, so Weber.

Eine klare Absage erteilt der studentische Dachverband auch den  
Plänen, private Geldgeber an der Finanzierung zu beteiligen. „Wer die  
Stipendien bezahlt, bestimmt auch, wer sie bekommt.  
Studienfinanzierung ist eine staatliche Aufgabe und kann nicht durch  
Stipendien aus Industrie und Wirtschaft ersetzt werden“, sagt fzs- 
Vorstandsmitglied Florian Hillebrand. „Viele Studieninteressierte  
können sich ein Studium nicht leisten und werden somit daran  
gehindert ein Hochschulstudium aufzunehmen. Das ist fatal! Wir  
brauchen eine Studienfinanzierung mit einem Rechtsanspruch, auf den  
sich die Studierenden verlassen können. Stipendien sind keine Lösung.“