[fzs-pressemitteilung] Mobilitätsbarrieren gezielt bekämpfen
Regina Weber
regina.weber at fzs.de
Don Sep 13 16:27:22 CEST 2007
Pressemitteilung des freien zusammenschluss von studentInnenschaften
(fzs) e.V.
Mobilitätsbarrieren gezielt bekämpfen
Auslandsstudium darf nicht vom Geldbeutel der Eltern abhängen.
Soziale Dimension der Studierendenmobilität muss oberste Priorität
einnehmen.
Berlin (fzs). Gestern veröffentlichte das statistische Bundesamt neue
Ergebnisse zur Studierendenmobilität. Diese zeigen einen Anstieg der
Anzahl deutscher Studierender an ausländischen Hochschulen um 14%.
Aus Sicht des freien zusammenschluss von studentInnenschaften (fzs)
dürfen trotz dieser quantitativen Steigerung der Auslandsmobilität
von Studierenden aus Deutschland die vielfältigen, vor allem
finanziellen, Mobilitätsbarrieren nicht ignoriert werden.
"Um Studierendenmobilität zu steigern und allen Studierenden einen
Auslandsaufenthalt zu ermöglichen, muss noch einiges getan werden",
erklärt Martin Menacher, Vorstandsmitglied des fzs. Der Sonderbericht
„Internationalisierung des Studiums“ der 17. Sozialerhebung des
Deutschen Studentenwerks verdeutlicht die Probleme, denen Studierende
in Bezug auf einen Auslandsaufenthalt gegenüber stehen. Die
persönliche Einstellung von Studierenden wird dieser zufolge mit am
Stärksten durch die erwartete finanzielle Mehrbelastung beeinflusst.
Die Chance, einen Auslandsaufenthalt absolvieren zu können, hängt
maßgeblich vom Geldbeutel der Eltern ab. Die soziale Herkunft
bestimmt die Möglichkeit eines Auslandsaufenthalts. "Finanzielle
Gründe dürfen nicht von einem Auslandsaufenthalt abhalten. Die Kosten
eines Auslandsaufenthaltes müssen daher übernommen werden. Das
Auslands-BAföG muss als Vollzuschuss gewährt werden. Nur auf diese
Weise kann sichergestellt werden, dass nicht nur finanziell gut
gestellte Studierende einige Zeit an einer ausländischen Hochschule
verbringen können", fügt Menacher hinzu.
Eine Erhöhung der Mobilität durch die Umstellung der Studiengänge auf
Bachelor und Master ist derzeit nicht zu beobachten. Das Gegenteil
ist der Fall. "Starre Curricula und aufeinander aufbauende Module
lassen einen Auslandsaufenthalt kaum zu. Der fzs fordert daher eine
flexible Studiengangsgestaltung, die individuellen Biografien und
Lebenssituationen gerecht wird und eine selbstbestimmte Gestaltung
des Studiums zulässt. Hierbei ist besonders eine sinnvolle und
durchdachte Implementierung des ECTS-Punktesystems, welche sich
tatsächlich an der Arbeitsbelastung (Workload) orientiert, zwingend
erforderlich", erklärt fzs-Vorstandsmitglied Imke Buß.
Die kürzliche Ratifizierung der Lissabon-Konvention zur Anerkennung
von Studienleistungen, begrüßt der fzs. "Zehn Jahre nach der
Unterzeichnung der Vereinbarung ist die Lissabon-Konvention endlich
in der Bundesrepublik ratifiziert. Die rechtlichen Rahmenbedingungen
sind nun gesteckt, die Umsetzung steht allerdings noch auf einem ganz
anderen Blatt", so Buß. „Die Bundesländer sind nun gefragt. Die
Länder müssen die Vereinbarungen jetzt in ihren Hochschulgesetzen
verankern.“ In der Lissabon-Konvention aus dem Jahr 1997 haben sich
Unterzeichnerstaaten auf Standards zur Anerkennung von
Studienleistungen geeinigt. Die Hochschulen müssen nach der
Konvention die Gründe nachweisen, die eine fehlende Gleichwertigkeit
der Studienleistungen belegen. Bislang müssen die Studierenden den
Nachweis der Gleichwertigkeit erbringen. Aufgrund der vielerorts
schlechten Anerkennungspraxis ist ein schnelles Handeln dringend
notwendig. Denn laut Sozialerhebung erklären 20-25% der Studierenden
Probleme bei der Anerkennung ihrer Leistungen an der Heimathochschule.