[fzs-newsletter] Hochschulpolitischer Newsletter des fzs

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Mi Jul 2 12:12:52 CEST 2008


Hochschulpolitischer Newsletter des fzs
vom 2. Juli 2008

INHALT
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1. Angela Merkel proklamiert Bildungsrepublik Deutschland - Kritik  
von Ländern und Parteien
2. Hessische Studiengebühren verfassungskonform - und abgeschafft
3. Nationaler Bildungsbericht 2008 bestätigt katastrophalen Zustand  
des Bildungssystems
4. Eliteauswahl reloaded: Studienstiftung entwickelt Ausleseverfahren  
der Zukunft
5. "Studiengebühren endgültig gescheitert" - Neue Studie belegt  
Unzufriedenheit
6. Let's go: Europaweite Kampagne für studentische Mobilität - Jetzt  
unterschreiben!
7. SPD: Hochschulzugang für BerufsabsolventInnen öffnen
8. Neue Publikationen
9. Termine


1. Angela Merkel proklamiert Bildungsrepublik Deutschland - Kritik  
von Ländern und Parteien
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Die Bundeskanzlerin und Vorsitzende der CDU Angela Merkel hat die  
"Bildungsrepublik Deutschland" aufgerufen. Der Anlass ihrer  
Proklamation war der 60. Jahrestag der sozialen Marktwirtschaft, der  
- ausgerechnet - im Wirtschaftsministerium stattfand. Bildung  
ermögliche Menschen "Einstieg und Aufstieg" und sei zugleich die  
Grundlage für ein Leben in Freiheit. Merkel plädierte für die  
Durchlässigkeit des Bildungssystems: "Geht sie verloren, wenden sich  
die Menschen von der Marktwirtschaft ab", erklärte die Kanzlerin und  
wies auch auf die Wichtigkeit des LehrerInnenberufes hin. Im Sommer  
plant Merkel eine "Bildungsreise"; im Oktober soll dann ein  
"Nationaler Bildungsgipfel" gemeinsam mit den Ministerpräsidenten der  
Länder stattfinden.

Die Ministerpräsidenten der Union gehörten denn auch zu den ersten,  
die die Pläne der CDU-Vorsitzenden unter Beschluss nahmen. Aus Bayern  
und Baden-Württemberg wetterten die Ministerpräsidenten Beckstein und  
Oettinger gegen Merkel und verwiesen auf die Kompetenzen der  
Bundesländer in der Bildungspolitik. "Der Bund muss seine eigenen  
Aufgaben erst einmal erfüllen - bisher ist ihm dies nämlich nur  
unzureichend gelungen", diktierte etwa Günther Beckstein der "Welt" -  
und verwies darauf, dass der Bund ja kostenfreie Mittagessen in  
Schulen finanzieren, sich nicht aber in Bildungsfragen einmischen solle.

Doch nicht nur aus der Union hagelte es Kritik auf Merkels  
Sonntagsrede. Die bildungspolitische Sprecherin der Linksfraktion im  
Bundestag, Nele Hirsch, rechnete vor, dass jährlich 16 Milliarden  
Euro im Bildungssystem fehlten. Sie forderte gleiche Chancen für alle  
jungen Menschen: "In keinem Land der Welt haben arme Kinder im  
Vergleich zu ihren Mitschülern so schlechte Bildungschancen wie in  
Deutschland. Wir brauchen ein Bildungssystem, das alle fördert,  
unabhängig von ihrer sozialen Herkunft oder ob sie Kinder von  
Einwanderern sind." Um die erforderlichen Ausgaben zu finanzieren,  
sprach sich Hirsch für die Wiedereinführung der Vermögens- und für  
eine Börsenumsatzsteuer aus.

Auch führende BildungspolitikerInnen der SPD kritisierten Merkels  
Vorstoß. Die rheinland-pfälzische Bildungsminister Doris Ahnen warf  
Merkel etwa vor, bewusst Fragen zur "überkommenen deutschen  
Schulstruktur wie auch ein Bekenntnis der Union für ein  
gebührenfreies Hochschulstudium" ausgeblendet zu haben. Christa  
Sager, stellvertretende Grünen-Fraktionsvorsitzende im Bundestag,  
kritisierte Merkels Vorstoß als "nicht ernst gemeintes Thema im  
Vorwahlkampf". Die Bundeskanzlerin müsse "an Ergebnissen arbeiten und  
nicht daran, dass sie werbewirksam auf Reisen geht und den  
Vorwahlkampf eröffnet."

Der Bildungsgipfel von Bund und Ländern soll im Oktober stattfinden.  
Spätestens dort wird sich zeigen, welche konkreten Auswirkungen die  
Proklamation der "Bildungsrepublik" haben soll - und was in den  
Bundestagswahlkampf hineingetragen werden wird.


2. Hessische Studiengebühren verfassungskonform - und abgeschafft
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Mit 6 zu 5 Stimmen hat der hessische Staatsgerichtshof am 11. Juni  
seine Entscheidung zum Studiengebührengesetz gefällt. Demnach seien  
die Gebühren verfassungskonform. Die in Artikel 59 der hessischen  
Landesverfassung genannte "Unentgeltlichkeit" bedeute keine  
Gebührenfreiheit des Studiums. Wichtig sei, dass niemand vom Studium  
ausgeschlossen sei - dies sah das Gericht durch die angebotenen  
Darlehen in Hessen hinreichend erfüllt.

Der denkbar knappen Entscheidung fügte die unterlegene Minderheit von  
fünf Richtern ein Minderheitsvotum an. Die Herstellung nachträglicher  
Leistungsfähigkeit durch Studienbeitragsdarlehen sei nicht zulässig,  
weshalb eine nachträgliche Gebührenzahlung nicht mit der gebotenen  
Unentgeltlichkeit vereinbar sei, argumentierten die fünf  
RichterInnen. Gegen das Gebührengesetz hatten die Fraktionen von SPD  
und Grünen ein Normenkontrollverfahren angestrengt; außerdem hatten  
mehr als 80.000 hessischen BürgerInnen auf Initiative der hessischen  
Studierendenschaften eine Volksklage eingereicht.

Die Reaktionen waren selten einmütig: Annähernd alle Medien von  
linken Blättern bis hin zur bürgerlich-konservativen FAZ brandmarkten  
das Urteil als ein politisches. Und in der Tat war es verwunderlich,  
dass die sechs von der CDU nominierten RichterInnen sich für das  
Gebührengesetz aussprachen, während die Minderheit noch unter Rot- 
Grün ernannt worden war. Auch das Aktionsbündnis gegen  
Studiengebühren (ABS) beim fzs kritierte scharf: "Verfassungsrichter  
sollten eigentlich neutral, objektiv und verfassungsgemäß  
entscheiden. Doch spätestens die heutige Entscheidung zur  
Verfassungsmäßigkeit von Studiengebühren offenbart, dass der  
Hessische Staatsgerichtshof nur ein verlängerter Arm der jeweiligen  
Landtagsmehrheit ist", erklärte Geschäftsführer André Schnepper.

Doch nur sechs Tage nach dem Urteil wurde das Gebührengesetz dennoch  
abgeschafft: Nachdem die linke Landtagsmehrheit von SPD, Grünen und  
Linkspartei in einem ersten Versuch an einem Formfehler gescheitert  
war, wurden in einer Sondersitzung des Landtages am 17. Juni die  
Gebühren abgeschafft. Ab dem kommenden Wintersemester müssen  
Studierende in Hessen nunmehr keine Gebühren mehr zahlen. Der fzs  
begrüßte die Abschaffung, die so zum ersten Mal in einem Bundesland  
stattgefunden hat: "Von Hessen muss ein positives Signal an die  
anderen Bundesländer ausgehen. Wir werden nicht aufhören, bevor alle  
Bundesländer wieder studiengebührenfrei sind", erklärte Bianka  
Hilfrich vom fzs-Vorstand.

Pressemitteilung des fzs:
http://www.fzs.de/aktuelles/presse/201688.html

Urteil des hessischen Staatsgerichtshofes:
http://www.staatsgerichtshof.hessen.de/C1256E20003AD625/ 
vwContentByKey/W27FGHZ6581JUSZDE/$File/2133_2158_Urteil.pdf


3. Nationaler Bildungsbericht 2008 bestätigt katastrophalen Zustand  
des Bildungssystems
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Im Juni hat die Kultusministerkonferenz (KMK) den zweiten Nationalen  
Bildungsbericht vorgelegt, der Entwicklungen auf allen Ebenen des  
deutschen Bildungssystems untersucht. Der Bericht, der auf Daten aus  
dem Jahr 2006 beruht, bestätigt erneut die soziale Selektion und  
mangelnde Durchlässigkeit des Bildungssystems.

Die Befunde der WissenschaftlerInnengruppe um das Deutsche Institut  
für Internationale Pädagogische Forschung (DIPF) lesen sich wie ein  
einziges Schwarzbuch der Bildungspolitik von Bund und Ländern.  
Demnach haben im Jahr 2006 76000 SchülerInnen die Schule ohne  
zumindest einen Hauptschulabschluss verlassen. Ein Viertel aller  
SchulabgängerInnen landen in den ersten Monaten im sog.  
Übergangssystem - finden also keine Ausbildung oder Job bzw. beginnen  
kein Studium. Stattdessen besuchen sie Übergangsmaßnahmen der  
Bundesagentur für Arbeit, oftmals über Monate oder gar Jahre hinweg.  
Insgesamt befindet sich etwa eine halbe Million Menschen im  
Übergangssystem, eine Steigerung von 50% in 10 Jahren.

Trotz eines Anstiegs der Studierberechtigten verharrt die  
StudienanfängerInnenquote bei 37% - und bleibt damit deutlich unter  
den knapp 55% im OECD-Durchschnitt und sogar unter den 40%, die  
Wissenschaftsrat und PolitikerInnen seit Jahren als Zielmarke  
formulieren. Gleichzeitig treten verstärkt Verdrängungseffekte auf  
dem Ausbildungsmarkt auf: Der Anteil der AbiturientInnen, die eine  
Berufsausbildung aufnehmen, steigt an. Die Durchlässigkeit zwischen  
beruflicher Ausbildung und Hochschulstudium ist nach wie vor kaum  
gegeben; nur ein Prozent der StudentInnen kommen über den Weg einer  
beruflichen Ausbildung an die Hochschule.

Besorgnis erregend sind nach Ansicht der ForscherInnen auch die  
Aufstiegsmöglichkeiten von jungen Menschen mit Migrationshintergrund.  
Während Jugendliche ohne Migrationshintergrund schon nach drei  
Monaten zur Hälfte bei der Suche nach einem Ausbildungsplatz der  
dualen Ausbildung erfolgreich waren, erreichten Jugendliche mit  
Migrationshintergrund eine vergleichbare Vermittlungsquote erst nach  
17 Monaten. Entsprechend sind allein schon 60% ausländische  
Jugendliche im Übergangssystem zu finden, deutsche zu 40%. Die  
Unterschiede haben sich im letzten Jahrzehnt vergrößert.

Der fzs machte auf die Verfehlungen in der Bildungspolitik  
aufmerksam: "Als prioritär formulieren die Politiker immer wieder  
eine signifikante Erhöhung der AbsolventInnenzahlen. Trotz dieses  
Bekenntnisses lassen die Länder zu, dass unter anderem durch  
zahlreiche Zulassungsverfahren und Studiengebühren der Weg an die  
Hochschule immer weiter verschlossen wird", erklärte Imke Buß vom fzs- 
Vorstand. Der Bildungsbericht ergebe, dass nur noch 35 % der  
Studiengänge an Fachhochschulen und 50 % der Studiengänge an  
Universitäten zulassungsfrei seien. Dies zeige, dass die Länder ihre  
Verantwortung für die Bereithaltung von ausreichend Studienplätzen  
nicht wahrnehmen.

Eine ausführliche Pressemitteilung mit den wichtigsten Ergebnissen:
http://www.bildungsbericht.de/daten2008/pressemitteilung_2008.pdf

Der Gesamtbericht:
http://www.bildungsbericht.de/daten2008/bb_2008.pdf

Pressemitteilung des fzs:
http://www.fzs.de/aktuelles/presse/200792.html


4. Eliteauswahl reloaded: Studienstiftung entwickelt Ausleseverfahren  
der Zukunft
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Die "Studienstiftung des Deutschen Volkes" hat eine Ausweitung ihres  
Stipendienprogrammes angekündigt. Zugleich soll künftig ermöglicht  
werden, dass sich Interessierte selbst bewerben - statt, wie bislang,  
nur auf Vorschlag etwa von Schulleitungen aufgenommen zu werden,  
erklärte der Generalsekretär der Stiftung, Gerhard Teufel, gegenüber  
der "ZEIT". Dazu lässt die Studienstiftung derzeit einen Begabungs-  
und Studierfähigkeitstest entwickeln, der Begabte im Sinne der  
Stiftung vorab auswählen soll. Die besten BewerberInnen (die die  
anfallenden Gebühren übrigens selbst zahlen sollen) werden dann  
anschließend zu einem Gespräch eingeladen. So weit handelt es sich  
zunächst lediglich um eine Veränderung der Zulassungsvoraussetzungen  
zu einem Stipendium bei der größten deutschen Studienstiftung, die  
nach eigenen Angaben 9000 StipendiatInnen fördert.

Hellhörig wurden aufmerksame LeserInnen des Interviews mit Gerhard  
Teufel, als dieser den geplanten Begabungstest, der durchaus den  
amerikanischen Hochschulzulassungstests ähneln dürfte, schonmal den  
Hochschulen gegenüber anpries: "Ich bin mir sicher, dass der Test für  
die Universitäten interessant sein könnte. Viele wären sicher  
dankbar, wenn sie den Test übernehmen könnten." Damit war dann auch  
die Katze aus dem Sack: Plant die Studienstiftung also einmal mehr,  
ohne demokratische Legitimation weitreichend in hochschulpolitische  
Angelegenheiten einzugreifen? Zumindest das Gesamtkonzept scheint  
darauf angelegt zu sein, dass die Hochschulen mithilfe eines solchen  
Tests künftig ihre Studierenden selbst auswählen können und damit den  
grundgesetzlich verankerten freien Hochschulzugang weiter  
unterwandern könnten.

Neues Verfahren geht an Bedürfnissen der Studierenden vorbei

Vielerorts haben Hochschulen heute schon flächendeckende NCs  
eingeführt - und entscheiden zudem in den meisten Fällen selbst über  
die Zulassung von Studierenden. Zwar sollte die Zulassung durch eine  
Neuorientierung der Zentralen Vergabestelle für Studienplätze (ZVS)  
insgesamt transparenter, gerechter und schneller erfolgen, weshalb  
eigens der ZVS-Staatsvertrag geändert wurde und derzeit von den  
Ländern ratifiziert wird. Doch da den Hochschulen freigestellt ist,  
ob sie das neue ZVS-Angebot nutzen wollen, steigen viele auf eigene  
Zulassungsverfahren um, was vor Ort zu Verwirrung und massiven  
Zeitverzögerungen durch überforderte Verwaltungen führt. Den  
Studierenden kommen kleinkarierte Zulassungslösungen schon gar nicht  
entgegen.

Da die Interessen der Hochschulen sich aber nicht an den Bedürfnissen  
der Studierenden orientieren und schon gar nicht an Kriterien  
sozialer Gerechtigkeit, dürfte der Studierfähigkeitstest des  
Stifterverbandes den Hochschulen tatsächlich entgegen kommen. Die  
Interessenvertretung der Hochschulleitungen, die  
Hochschulrektorenkonferenz (HRK), die im Übrigen nicht gerade zu den  
Unterstützern der ZVS zählt, umschreibt die Ziele bei der  
Hochschulzulassung mit "Profilbildung und Wettbewerb",  
"Passgenauigkeit" oder "Überprüfung der spezifischen  
Studierfähigkeit". Dass dabei transparente Verfahren fehl am Platze  
sein dürften, wird alleine schon daran deutlich, dass gerade mal vier  
(!) Hochschulen sich an einem Testlauf der ZVS zur Erprobung des  
neuen Systems beteiligen. Schöne neue Auswahlwelt...

Interview mit Gerhard Teufel in der "ZEIT":
http://www.zeit.de/2008/26/C-Interview-Studienstiftung?page=all

Position des fzs zu Auswahlverfahren:
http://www.fzs.de/aktuelles/positionen/gesetzliche_grundlagen/789.html

Position des fzs zum Stipendiensystem:
http://www.fzs.de/aktuelles/positionen/133421.html


5. "Studiengebühren endgültig gescheitert" - Neue Studie belegt  
Unzufriedenheit
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Eine neue Studie der Universität Hohenheim belegt die hohe  
Unzufriedenheit von Studierenden mit Studiengebühren. Knapp zwei  
Drittel aller befragten Studierenden sprechen sich grundsätzlich  
gegen Gebühren aus; 70% plädieren für eine sofortige Abschaffung, in  
Hessen sogar 85%. Drei Viertel aller befragten Studierenden (74,1%)  
geben an, dass es durch die Einführung von Studiengebühren zu keiner  
Verbesserung in der Lehre gekommen sei; stattdessen gehen 84,9% davon  
aus, dass angesichts der Erhebung von Gebühren die Länder ihre  
Hochschulausgaben zurückfahren. Damit bestätigt die Studie, die auf  
mehr als 6100 Interviews mit Studierenden aus allen sieben  
gebührenpflichtigen Ländern basiert, die Kritik von  
GebührengegnerInnen mit ABS und fzs an der Spitze.

Der fzs fühlt sich durch die erste wissenschaftliche  
Langzeituntersuchung von Studiengebühren bestätigt. "Studiengebühren  
sind nicht nur sozial selektiv. Auch das von den Ländern intendierte  
Ziel der Verbesserung der Lehre konnte nicht erreicht werden.  
Studiengebühren sind endgültig gescheitert", erklärte Imke Buß vom  
fzs-Vorstand. Aus Sicht des fzs macht die Studie deutlich, dass sich  
die Politik an diesen katastrophalen Ergebnissen orientieren muss.  
Der studentische Dachverband forderte die sofortige Abschaffung von  
Studiengebühren.

In der Untersuchung haben die WissenschaftlerInnen herausgefunden,  
dass 80% der Studierenden ein Modell der sofort zu entrichtenden  
Gebühren bevorzugen; nachlaufende Modelle stoßen auf große Skepsis.  
Damit bestätigen die Ergebnisse nicht nur die beobachtete geringe  
Akzeptanz der zinspflichtigen Darlehen, sondern auch die Kritik von  
GebührengegnerInnen. Denn vor allem die drohende Schuldenaufnahme  
hält viele Studierende davon ab, auf eines der vorgeblich  
"sozialverträglichen" Modelle auszuweichen: Stattdessen arbeiten  
Studierende noch mehr als bislang, um die notwendigen Summen für die  
Studiengebühren aufzubringen und sich nicht massiv verschulden zu  
müssen - mit der Nebenwirkung, dass sich das Studium weiter verzögert  
oder irgendwann abgebrochen wird.

Ergebnisse der Untersuchung "Gebührenkompass":
http://gebuehrenkompass.de/2008_ergebniszusammenfassung.htm

Pressemitteilung des fzs:
http://www.fzs.de/aktuelles/presse/202081.html


6. Let's go: Europaweite Kampagne für studentische Mobilität - Jetzt  
unterschreiben!
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Die europäischen Dachverbände der Studierendenvertretungen und der  
Bildungsgewerkschaften, die European Students' Union (ESU) und  
Education International (IE) haben unter dem Motto "Let's go!" eine  
gemeinsame Kampagne zur Förderung der internationalen Mobilität von  
Studierenden und Hochschulbeschäftigten gestartet. Mit der Kampagne  
wollen die beiden Spitzenverbände das Bewusstsein für bestehende  
Barrieren im europäischen Hochschulraum schärfen und zugleich  
Forderungen für verbesserte Mobilität deutlich machen.

"Derzeit stellen wir einen Rückgang studentischer Mobilität fest.  
Gerade die Realisierung und Förderung der sozialen Dimension muss in  
Zukunft einen zentralen Stellenwert einnehmen, um Mobilität  
nachhaltig und effektiv fördern zu können", forderte Martin Menacher  
vom fzs-Vorstand anlässlich der Vorstellung der Kampagne in Berlin.  
Studentische Mobilität hänge immer noch sehr stark von der sozialen  
Klasse der Studierenden ab. Menacher kritisierte, dass in Deutschland  
immer noch vielen ausländischen Studierenden Steine in den Weg gelegt  
würden: "Durch die Kombination aus dem an einem Stichtag  
nachzuweisenden Vermögen von über 7.000 Euro sowie dem Verbot, eine  
kontinuierliche Arbeit aufzunehmen, wird ein Studium in Deutschland  
für junge Menschen ohne reiche Eltern unerreichbar. Hier besteht  
dringender Handlungsbedarf", erklärte Menacher.

Vom Vorstand der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) machte  
Andreas Keller auf die Missstände bei der Mobilität von  
WissenschaftlerInnen aufmerksam: "Wissenschaftliche Mitarbeiter oder  
Professorinnen, die im Ausland forschen und lehren, verlieren unter  
Umständen ihre Altersversorgungsansprüche", so Keller. Darüber hinaus  
würden von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern im Ausland  
erbrachte Beschäftigungszeiten von Arbeitgebern in Deutschland häufig  
nicht anerkannt. "Gehaltseinbußen sind für viele Wissenschaftlerinnen  
und Wissenschaftler der Preis, den sie für Mobilität bezahlen müssen."

Homepage der Kampagne mit Informationen, Material, Bannern usw.:
http://www.letsgocampaign.net/

Forderungen sofort unterschreiben:
http://www.letsgocampaign.net/index.php? 
option=com_content&task=view&id=129&Itemid=144


7. SPD: Hochschulzugang für BerufsabsolventInnen öffnen
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Führende Politiker der SPD haben sich für eine Öffnung der  
Hochschulen für BerufsabsolventInnen ausgesprochen. Der Vorsitzende  
der SPD, Kurt Beck schrieb in einem Beitrag für das Parteimagazin  
"Vorwärts", es müsse EinsteigerInnen ermöglicht werden, auch ohne  
Abitur sich weiterzubildung und zu studieren. Die SPD fordere einen  
klaren, länderübergreifenden einlösbaren Anspruch auf einen  
Hochschulzugang für beruflich Qualifizierte, denn "gute Bildung darf  
nicht an den unterschiedlichen Zuständigkeiten zwischen Bund und  
Ländern scheitern." Ein klares Bekenntnis zu Zuständigkeiten des  
Bundes blieb hingegen aus.

Bundesarbeitsminister Olaf Scholz erklärte die Öffnung der  
Hochschulen als Teil einer "nationaler Bildungsstrategie". Er  
erneuerte zugleich seine Forderung nach einem in der Verfassung  
festgeschriebenen Anspruch, dass "jeder jederzeit jeden allgemeinen  
Bildungsabschluss nachholen kann." Der Vorstoß wurde von  
Bildungsministerin Schavan jedoch als "viel Wirbel um nichts"  
zurückgewiesen. Für die bildungspolitische Sprecherin der  
Linksfraktion im Bundestag, Nele Hirsch, reicht der Vorschlag bei  
weitem nicht aus: "Anstatt Tausende von Jugendlichen aufs  
Abstellgleis zu verfrachten, muss endlich das gegliederte Schulsystem  
überwunden werden."


8. Neue Publikationen
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Einstieg in den Bologna Prozess

Die Dokumentation eines fzs-Seminares zum Bologna-Prozess ist eine  
optimale Einführung in alle Fragen rund um Bologna. Neben einer  
Einführung beinhaltet die Publikation fundierte Hintergründe zum  
Thema Akkreditierung und Best Practice Empfehlungen für einen Bologna- 
Kompatiblen Studiengang, der alle Aspekte aus studentischer Sicht  
berücksichtigt. Ergänzt wird die Publikation durch ein umfangreiches
Glossar mit allen wichtigen Begriffen der Studienreform sowie eine  
Zusammenstellung der Workshopergebnisse aus dem Bereichen Mobilität  
und Studienstruktur.

Weitere Informationen und Bestellmöglichkeit:
http://www.fzs.de/service/bestellen/index.html#1373


9. Termine
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35. Mitgliederversammlung des fzs

Die 35. Mitgliederversammlung des fzs wird vom 25.-27. Juli 2008 auf  
Einladung des UStA der Universität Karlsruhe in Karlsruhe  
stattfinden. Dabei wird unter anderem ein neuer Vorstand sowie  
ReferentInnen des fzs gewählt und das Arbeitsprogramm für das nächste  
Jahr beschlossen. Weitere Informationen werden in den nächsten Tagen  
auf der Homepage des fzs veröffentlicht.

Informationen und Anmeldung:
http://www.fzs.de/termine/event_354.html



Impressum
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Der hochschulpolitische Newsletter des fzs erscheint 14-tägig und  
enthält Informationen zu aktuellen bildungs- und hochschulpolitischen  
Themen sowie Ankündigungen des studentischen Dachverbandes. Die  
Redaktion ist erreichbar unter newsletter at fzs.de

Informationen zum An- und Abmelden:
http://www.fzs.de/service/newsletter/newsletter.html