[fzs-newsletter] Hochschulpolitischer Newsletter des fzs - Nr.
14/2007
Redaktion fzs-Newsletter
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Die Okt 2 12:16:28 CEST 2007
Hochschulpolitischer Newsletter des fzs
Nr. 14/2007 - 2. Oktober 2007
Inhalt
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1. Abschaffung des Hochschulrahmengesetzes in erster Lesung im Bundestag
2. Mehr Beratung und Studienfinanzierung für erhöhten Studienerfolg
3. LandesschülerInnenvertretungen fordern Grundrecht auf Ausbildung
4. Hessisches Hochschulgesetz novelliert / ASten kritisieren
Entdemokratisierung
5. Sachsen: Neuer Anlauf zur sächsischen Gesetzesnovelle?
6. Kritische Wissenschaft in Marburg vor dem Aus?
7. Termine
1. Abschaffung des Hochschulrahmengesetzes in erster Lesung im Bundestag
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Als Konsequenz der vor einem Jahr in Kraft getretenen
Föderalismusreform beabsichtigt die Bundesregierung die Abschaffung
des Hochschulrahmengesetzes (HRG). Am 20. September hat sich der
Bundestag in erster Lesung mit der geplanten Abschaffung beschäftigt.
Dabei haben sowohl die Oppositionsparteien Bündnis90/Grüne und
Linkspartei als auch die Koalitionsfraktion SPD deutlich gemacht,
dass sie einer Abschaffung kritisch gegenüber stehen. Die FDP-
Fraktion begrüßte den Gesetzentwurf.
Die bildungspolitische Sprecherin der Linksfraktion, Cornelia Hirsch,
forderte die Bundesregierung auf, den Gesetzentwurf zurück zu ziehen
und wies darauf hin, dass Abschaffung des HRG "im Widerspruch zu
einer progressiven Hochschulpolitik" stehe. Der grüne Abgeordnete Kai
Gehring forderte einen Staatsvertrag der Länder, während Ernst-Dieter
Rossmann von der SPD-Fraktion erklärte, dass seine Fraktion zunächst
die Ergebnisse einer Anhörung abwarten wolle, um intensiv die
Auswirkungen einer HRG-Abschaffung zu untersuchen.
Auch der fzs äußerte erneut seine Kritik an der geplanten Abschaffung
des HRG. Der studentische Dachverband wies darauf hin, dass die
Bundesregierung auch vor dem Hintergrund der europäischen
Harmonisierung die Mobilität von Studierenden verbessern und sich für
einheitliche Bedingungen einsetzen müsse, selbst wenn die Länder
hiervon abweichen könnten. "Der Bund hat Kompetenzen beim
Hochschulzugang und bei den Abschlüssen. Die muss er auch nach wie
vor nutzen", erklärte fzs-Vorstandsmitglied Imke Buß.
Nach Informationen des fzs wird am 12. November eine öffentliche
Anhörung im Ausschuss für Bildung, Forschung und
Technikfolgenabschätzung stattfinden, bei der die geplante
Abschaffung beraten werden soll.
Pressemitteilung des fzs:
http://www.fzs.de/show/139266.html
2. Mehr Beratung und Studienfinanzierung für erhöhten Studienerfolg
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Der Stifterverband für die deutsche Wissenschaft sieht in der hohen
Quote von StudienabbrecherInnen eine Verschwendung staatlicher Mittel
von jährlich 2,2 Milliarden Euro. Der Verband am forderte
Eignungsfeststellungsverfahren und eine "nationale
Bildungsoffensive", um die Abbruchsquoten von bis zu 30% zu senken.
Darüber hinaus müsse die Mittelvergabe an Hochschulen nach der
Abbruchquote bemessen werden. "Das Modell belohnt Hochschulen, die
sich ehrlich um den Studienerfolg der Studenten kümmern", so der
stellvertretende Generalsekretär des Stifterverbandes Volker Meyer-
Guckel am 1. Oktober.
Der fzs kritisiert die Vorschläge des Stifterverbandes scharf. "Die
Ideen des Stifterverbands sind absurd: Hochschulen mit schlechten
Abschlussquoten sollen weniger Geld bekommen, also auch weniger
Mittel zur Verbesserung der Studienbedingungen haben", erklärte
Regina Weber, Vorstandsmitglied im fzs. Der studentische Dachverband
führte aus, dass finanzielle Notlagen und "katastrophale
Studienbedingungen" die häufigsten Gründe für Studienabbrüche seien.
Dem müsse durch verbesserte Beratungsangebote an Schulen und
Hochschulen sowie eine Verbesserung der finanziellen Situation von
Studierenden abgeholfen werden. Der fzs wiederholte seine Forderung
an die Bundesregierung, das BAföG noch zum nächsten Jahr um 10%
anzuheben.
Untersuchungen der Hannoveraner Hochschul-Informations-System GmbH
(HIS) weisen darauf hin, dass die Ursachen für Studienabbrüche sehr
komplex sind. Das Forschungsinstitut untersucht in regelmäßigen
Abständen die Ursachen für Studienabbrüche. Zuletzt hat HIS im Jahr
2003 als wesentliche Gründe für Studienabbruch Finanzierungsprobleme,
Motivationslöcher bei Studierenden sowie überfüllte Hochschulen und
schlechte Betreuungssituationen ausgemacht.
Pressemitteilung des fzs:
http://www.fzs.de/show/141504.html
Pressemitteilung des Stifterverbands:
http://www.stifterverband.org/site/php/medien.php?
SID=&seite=Pressemitteilung&pmnr=324&detailansprechnr=684
3. LandesschülerInnenvertretungen fordern Grundrecht auf Ausbildung
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Die LandesschülerInnenvertretungen aus sieben Bundesländern haben
gemeinsam mit dem DGB und der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft
(GEW) eine Initiative für das Grundrecht auf Ausbildung gestartet.
Ziel der Petition an den Bundestag sei, das Recht auf Ausbildung im
Grundgesetz zu verankern, damit Jugendliche einen Ausbildungsplatz
einklagen können, so der hessische Landesschulsprecher Kaweh Mansoori
auf einer Pressekonferenz am 24. September in Berlin.
Alleine in diesem Jahr haben über 80.000 Jugendliche keinen
Ausbildungsplatz erhalten, Hunderttausende sind seit Jahren auf der
Suche nach einem Ausbildungsplatz. Der DGB-Vorsitzende Michael Sommer
bezeichnete es als "Armutszeugnis für die deutsche Wirtschaft", dass
lediglich 23 Prozent der ausbildungsfähigen Betriebe auch wirklich
ausbilden. Sommer verwies auf ein Urteil des
Bundesverfassungsgerichts aus dem Jahr 1980, nach dem für ein
"auswahlfähiges" Angebot an Ausbildungsplätzen 12,5 Prozent mehr
Ausbildungsplätze vorhanden sein müssten als Bewerberinnen und
Bewerber. Sommer forderte die Bundesregierung auf, eine gesetzliche
Grundlage zu schaffen, um dieses Urteil umzusetzen.
Die Initiative läuft bis Ende Dezember. Die Petition kann online bis
zum 10. Oktober unterschrieben werden:
http://itc.napier.ac.uk/e-Petition/bundestag/view_petition.asp?
PetitionID=505
Alle Informationen zur Kampagne:
http://www.ausbildung-fuer-alle.de
4. Hessisches Hochschulgesetz novelliert / ASten kritisieren
Entdemokratisierung
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Der hessische Landtag hat am 27. September die vierte Novelle des
Landeshochschulgesetzes beschlossen. Damit steht den hessischen
Hochschulen eine weitreichende Autonomie nach dem Vorbild des
Optionsmodelles der TU Darmstadt offen: Künftig können die
Hochschulen in weiten Teilen selbst über ihre Organisationsstruktur
entscheiden. Mit der Novelle wurde auch die Universität Frankfurt in
eine Stiftungsuniversität umgewandelt. Die neue Stiftungsuniversität
kann damit in personeller, finanzieller und struktureller Hinsicht
weitreichende eigene Entscheidungen treffen. Unter anderem ist
vorgesehen, dass der Status der Frankfurter Studierendenschaft nicht
mehr gesetzlich festgeschrieben, sondern durch die
Stiftungsuniversität selbst definiert wird.
Der hessische Wissenschaftsminister Udo Corts begrüßte das Gesetz,
das "Maßstäbe für die Hochschulreform in Deutschland" setze. Die
Studierendenschaften des Landes erneuerten hingegen ihre fundierte
Kritik am Hochschulgesetz. Die LandesAStenKonferenz (LAK)
kritisierte, dass das Gesetz zu einer "massiven Hierarchisierung von
Entscheidungsstrukturen und der Etablierung eines klaren Top Down
Modells zugunsten des Präsidiums" führe. Die LAK zeigte sich
insbesondere entsetzt durch die kurzfristige Aufnahme eines
"Disziplinierungsparagraphen", der dem/der HochschulpräsidentIn ein
Ordnungsrecht gegen Studierende zugesteht, wenn diese "die Ordnung
der Hochschule und ihrer Veranstaltungen" stören. Nathalie Mayer vom
AStA der Uni Gießen, erklärte dazu: "Die Einführung dieses
Paragraphen ist nicht anders interpretierbar, als das er eine
konkrete Einschüchterungsfunktion übernimmt, um Möglichkeiten
politischer Meinungsartikulation für Studierende zu diffamieren und
zu riskioreich zu gestalten."
Pressemitteilung der LAK Hessen:
http://www.lakhessen.de/news/meldung/2007/09/landesastenkonferenz-
fordert-keine-abstimmung-der-4-hhg-novelle/
5. Sachsen: Neuer Anlauf zur sächsischen Gesetzesnovelle?
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Die Studierendenschaften in Sachsen fordern einen neuen Anlauf zur
Novellierung des Sächsischen Hochschulgesetzes. Nach personellen
Veränderungen im Zusammenhang mit dem Verkauf der sächsischen
Landesbank wechselt der bisherige bildungspolitische Sprecher der CDU-
Fraktion, Roland Wöller, ins Umweltministerium. Als Ergebnis des
Personalkarussells hofft die Konferenz Sächsischer
Studierendenschaften (KSS) auf eine/n Nachfolger/in, der/die sich
verstärkt für demokratische Elemente in der Hochschulgesetzgebung
stark macht. Die KSS kritisiert insbesondere, dass durch den Wegfall
des bisherigen Konzils und die Einrichtung eines mehrheitlich extern
besetzten Hochschulrates "demokratische Werte des Landes mit Füßen"
getreten würden, wie ihr Sprecher Gerald Eisenblätter mitteilte.
Die sächsische Gesetzesnovelle wird schon seit mehreren Jahren
vorbereitet wird und sollte eigentlich zum Jahresbeginn 2008 in Kraft
treten. Innerhalb der Koalition ist noch strittig, ob die von CDU und
Teilen der SPD-Fraktion geforderte Überführung der
Personalverantwortung an die Hochschulen in das Gesetz aufgenommen
werden soll. Der Streit um das Hochschulgesetz führte in der
vergangenen Woche zum frühzeitigen Rücktritt des bisherigen SPD-
Fraktionsvorsitzenden, Cornelius Weiss.
Homepage der KSS:
http://www.kssnet.de
6. Kritische Wissenschaft in Marburg vor dem Aus?
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WissenschaftlerInnen aus der gesamten Bundesrepublik wenden sich
gegen den geplanten Wegfall des Lehrstuhls Prof. Frank Deppes am
Institut für Politikwissenschaft an der Universität Marburg. Der seit
einem Jahr emeritierte Frank Deppes hatte in den vergangenen Jahren
in der von ihm geleiteten "Forschungsgruppe Europäische Integration
(FEI)" kritische Europaforschung und dabei innovative
Forschungsansätze verfolgt. Auch wichtige Untersuchungen zur
Geschichte der politischen Theorie und zu gewerkschaftlichen Fragen
werden mit dem Lehrstuhl verknüpft.
Die Unterstützer fordern in einer Petition an den Präsidenten der
Universität Marburg, dem Vorschlag der Berufungskommission auf eine
Neubesetzung zu folgen. In der geplanten Streichung der Professur
sehen sie Pluralismus und kritische Wissenschaft in der deutschen
Hochschullandschaft gefährdet. In den vergangenen Jahren wurden immer
wieder Stellen mit kritischem Profil gestrichen, etwa am Institut für
Gesellschaftswissenschaften in Frankfurt oder am Otto-Suhr-Institut
an der Freien Universität Berlin.
Weitere Informationen und die Petition an den Präsidenten:
http://www.kritische-wissenschaft.de.vu
7. Termine
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a) Pressekonferenz von fzs und GEW zur Veröffentlichung des UN-
Sozialpaktes
22.10.07 (Berlin)
Weitere Informationen folgen.
b) Das Schattenkabinett aus Gütersloh - Bertelsmann: Drahtzieher bei
Privatisierung, Sozialabbau und Militarisierung.
27.10.07 (Frankfurt)
Hinter den Kulissen gehört der Bertelsmann-Konzern und seine
Stiftungen zu den Strippenziehern bei Privatisierungen und
Sozialabbau. Mit dem Bertelsmann "Transformations Index" werden die
weltweiten - gegebenenfalls auch militärischen -
Durchsetzungsmöglichkeiten von "Markt-und Wettbewerbsordnung", die
Ausschaltung von etwaigen "Vetoakteuren" in 119 Staaten der Erde
beurteilt und zu Empfehlungen für außenpolitische Entscheidungen
gemacht. Die vom fzs unterstützte Tagung setzt sich kritisch mit dem
Bertelsmann-Konzern auseinander und soll Möglichkeiten aufweisen, wie
die Kritik an Bertelsmann in der Öffentlichkeit bekannter gemacht
werden kann.
Weitere Informationen: http://www.fzs.de/termine/event_288.html
c) Schulungsseminar des studentischen Akkreditierungspools
19.-21.10.07 (Erfurt)
Das Wochenendseminar gibt eine Einführung in das Thema Akkreditierung
und studentische Beteiligung. Es werden Grundlagen zu Bachelor- und
Masterstudiengängen gelegt und Anforderungen konkretisiert, die von
den Studierenden an die Studienreform erwartet werden. Ziel ist es,
inhaltlich fundiert und kompetent Einfluss auf die
Akkreditierungsverfahren auszuüben.
Informationen: http://www.studentischer-pool.de
d) Überblicksseminar Hochschulpolitik
2.-4.11.07 (Würzburg)
Das Seminar richtet sich an alle Studierenden, die neu in ihrer
Studierendenvertretung auf Hochschul- oder Fachbereichsebene sind. Es
gibt inhaltliche und methodische Unterstützung beim Einstieg in die
verschiedenen Arbeitsfelder geben. Im Mittelpunkt steht die
Anwendbarkeit für die Arbeit vor Ort.
Weitere Informationen und Anmeldung: http://www.fzs.de/termine/
event_270.html
e) Perspektiventagung: Zukunft des studentischen Dachverbandes
30.11.-2.12.07
Die Perspektiventagung zur Zukunft des studentischen Dachverbands
wird sich den Herausforderungen widmen, denen die
Studierendenvertretungen und insbesondere der fzs in den kommenden
Jahren gegenüber steht. Aller weiteren Informationen zur Tagung
werden in den nächsten Tagen unter http://www.fzs.de/termine/
event_287.html bekannt gegeben.
f) Einstieg in den Bologna-Prozess
14.-16.12.07 (Kassel)
Die Umsetzung des Bologna-Prozesses hat weitreichende Konsequenzen
mit sichgebracht. Vielerorts sind die Studiengänge auf BA/MA
umgestellt und werden gerade akkreditiert. Eine beträchtliche Anzahl
von Studiengängen jedoch befindet sich noch in der Umstellungsphase.
In dem Seminar werden die Ziele und Instrumente des Bologna-Prozesses
vorgestellt und die deutsche Umsetzung in den Blick genommen. Die
Vorgaben in der Bundesrepublik bezüglich des Bologna-Prozesses werden
vermittelt. Für die Arbeit vor Ort wird an konkreten Beispielen
deutlich gemacht, wie gute Beispiele der Umstellung aussehen können.
Weitere Informationen und Anmeldung: http://www.fzs.de/termine/
event_271.html
Impressum
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Der hochschulpolitische Newsletter des fzs erscheint 14-tägig und
enthält Informationen zu aktuellen bildungs- und hochschulpolitischen
Themen sowie Ankündigungen des studentischen Dachverbandes. Die
Redaktion ist erreichbar unter newsletter at fzs.de
Informationen zum An- und Abmelden:
http://www.fzs.de/service/newsletter/newsletter.html
freier zusammenschluss von studentInnenschaften (fzs) e.V.
Wöhlertstr. 19
10115 Berlin
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