PM: Lernfabriken ...meutern! Bildungsprotest-Konferenz an der Uni Essen

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Fr Nov 18 14:54:47 CET 2016


PM: Lernfabriken ...meutern! Bildungsprotest-Konferenz an der Uni Essen
Schulen und Hochschulen stehen Proteste gegen soziale Ausgrenzung,
Leistungszwang und Elitenproduktion bevor

18. bis 20. November (Essen): Dieses Wochenende versammeln sich 170
Schüler*innen, Student*innen, Lehrer*innen, Erzieher*innen und
Auszubildende aus der ganzen Republik, um sich über die Missstände im
deutschen Bildungssystem zu beraten und Proteste für den Sommer 2017 zu
planen. Grund dafür sind die zunehmende Verwettbewerblichung und
Ökonomisierung von Bildung. Diese führen dauerhaft zu einer Verstärkung
der sozialen Ausgrenzungen im Bildungswesen.

Lia Blankenfeldt, von der Landesschüler*innenvertretung NRW, erklärt:
„Zentralabitur, Lernstandserhebung und Schulzeitverkürzung um ein Jahr
bei gleichzeitiger Verlängerung des Unterrichtstages erhöhen den
Leistungsdruck auf Schüler*innen und Lehrer*innen. Sie haben zur
Konsequenz, dass auf die individuellen Bedürfnisse und Fähigkeiten der
Lernenden nicht mehr eingegangen werden kann. Wer nicht der angelegten 
Norm
entspricht, kommt unter die Räder. Solche Standardisierung hielten 
Einzug
an den Schulen, um Schüler*innen besser nach den Leistungskriterien des
Arbeitsmarktes einordnen zu können. Persönlichkeitsentwicklung,
Kritikfähigkeit und demokratische Kompetenzen verlieren dadurch 
zunehmend
an Bedeutung."

An den Hochschulen spiegelt sich diese Standardisierungen von Bildung 
durch
die sogenannten Bologna-Reformen wider. „Dabei zeigt sich mehr und 
mehr,
was Standardisierung im Kern ist: Billige Massenabfertigung.", so Ronja
Hesse, AStA-Sprecherin der Uni Lüneburg. „Die Ökonomisierungstendenzen
zeigen sich zudem an der zunehmenden Drittmittelabhängigkeit der 
Forschung
und an politischen Projekten wie der Exzellenzstrategie. So werden
Wissenschaft und Lehre kurzsichtigen wirtschaftlichen Zweckbestimmungen
unterworfen. Diese unternehmerische Logik wird auch in den Debatten um
Studiengebühren sichtbar. Zwar ist der Ausdruck 'Studiengebühren'
inzwischen politisch verpönt, doch das wahrt nicht vor verdeckten
Gebühren, die vor allem gesellschaftlich schwächere Gruppen treffen, 
wie
die aktuelle Diskussion um Gebühren für nicht-EU-Bürger*innen in
Baden-Württemberg zeigt."

Die Konferenz in Essen dient dazu, gemeinsame inhaltliche und 
strategische
Erklärungen zu diesen Entwicklungen zu erarbeiten und überregionale
Koordinationsgruppen aufzubauen. Zudem werden lokale Aktionsgruppen und
Bündnisse ins Leben gerufen, die den umrissenen Aktionsplan auch auf 
einer
nachfolgenden Aktivierungskonferenz im März 2017 genauer bestimmen und
weiter vorbereiten. Einerseits sollten mit der Auftaktkonferenz
systematische Theoriearbeiten in Angriff genommen werden, andererseits
sollen dauerhafte Organisationsmöglichkeiten aufgebaut oder
weiterentwickelt werden.

„Die Mängel des Bildungswesens zeigen sich schon in der Ausbildung von
Lehrkräften: Demokratisierung von Bildung und Inklusion werden 
angehenden
Lehrer*innen fast gar nicht vermittelt. Das Ziel von Schule ist
offensichtlich die Ausbildung von gut verwertbaren Arbeitskräften. Das 
ist
auch daran erkennbar, dass Erzieher*innen und Grundschullehrer*innen
absolut unterbezahlt sind. Wichtig scheinen vor allem die
Elitenausbilder*innen an Gymnasien zu sein.", so Katharina Koerfer,
Lehrerin aus dem Organisationsteam der Konferenz.

Zeitgleich wird die Basisgewerkschaft unter_bau an der Uni Frankfurt
gegründet, um prekäre Arbeitsverhältnisse an Hochschulen anzugehen.
Damit steht dieses Wochenende im Zeichen des Widerstandes gegen 
Missstände
in Bildung und Forschung.

Kontakt:
Ronja Hesse: 0151-236 305 4
Sandro Philippi: 0178-232 449 4
e.: socialmedia at lernfabriken-meutern.de


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