PM: Verfassungsgerichtshof BW - Unkontrollierbare Rektorate verfassungswidrig
Janek Heß
janek.hess at fzs.de
Di Nov 15 17:42:15 CET 2016
Berlin/Stuttgart (15. November 2016). Der freie zusammenschluss von
student*innenschaften begrüßt einige überfällige Korrekturen, die der
Verfassungsgerichtshof Baden-Württembergs mit seinem gestrigen Urteil zu
den Mitbestimmungsrechten von Hochschulmitgliedern vorgenommen hat. Der
Verfassungsgerichtshof hat damit die Rechte der wissenschaftlich tätigen
Hochschulmitglieder gestärkt.
Dazu Janek Heß, Mitglied im Vorstand des fzs:
"Die Politik muss einsehen, dass sie Hochschulen nicht weiter wie
Unternehmen behandeln darf. Entscheidungsbefugnisse über Fragen von
Lehre und Foschung dürfen nicht weiter an hierarchisch aufgebauten
Präsidien und mit Externen besetzte Hochschulräte übertragen werden.
Mindestens aber muss laut dem Urteil der mit gewählten
Hochschulmitgliedern besetzte Senat alleine mehrheitlich in der Lage
sein, eine*n Präsident*in abzuwählen. Das ist eine längst überfällige
Stärkung der Rechte von wissenschaftlich Tätigen, also Professor*innen,
Mitarbeiter*innen und Studierenden gegenüber der Hochschulleitung."
Mandy Gratz, ebenfalls Mitglied im Vorstand des fzs, ergänzt:
"Auch die Hochschulräte, gegen die nicht einmal geklagt wurde,
kritisiert das Gericht stark und stimmt dem fzs in seiner langjährigen
Kritik zu. Hochschulräte dürfen in ihrer Zusammensetzung mit
Wirtschaftsvertreter*innen und Co. nicht in die Hochschulen
hineinregieren. Ihre Mitglieder kennen die Hochschule höchstens durch
Führungen. Ihre Entscheidungskompetenzen müssen endlich beschnitten
werden."
Heß, ergänzt:
„Besonders bemerkenswert ist, dass der Verfassungsgerichtshof
Dekan*innen und Rektoratsmitglieder grundsätzlich als Träger*innen der
Wissenschaftsfreiheit ausschließt. Damit stellt der
Verfassungsgerichtshof auch fest, dass Hochschulmanager*innen keine
Wissenschaftler*innen im Sinne der Verfassung sind. Der Gerichtshof
beendet so die Praxis, dass Amtsinhaber*innen wie Rektor*innen in den
Senaten mitstimmen dürfen und damit sich selbst kontrollieren sollen.
Nichtsdestotrotz bleibt die Zusammensetzung der Senate undemokratisch,
wenn die kleine Gruppe der Professor*innen über alle anderen
Hochschulmitglieder hinweg entscheiden kann, bleibt der Muff der
Vergangenheit bestehen."
Kontakt:
Mandy Gratz - 0151 16807671, mandy.gratz at fzs.de
Janek Heß - 0157 72532231, janek.hess at fzs.de
Der freie zusammenschluss von studentInnenschaften (fzs) e.V. ist der
überparteiliche Dachverband von Studierendenschaften in der BRD. Mit
rund 90 Mitgliedern vertritt der fzs etwa eine Million Studierende. Der
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