PM: Studierendenvertretungen in ganz Deutschland kämpfen gegen Sexismus und Zensurversuche

fzs e.V. presse at fzs.de
Do Jun 16 18:05:48 CEST 2016


Studierende kämpfen gegen Sexismus und Zensurversuche
Antisexistisches Bündnis gegen Pick-Up-Artists verzeichnet Erfolg vor 
dem Landgericht Köln

Am 15.6.2016 konnte des antisexistische Bündnis gegen „Pick-Up-Artists“ 
einen Erfolg verbuchen: Der Kläger musste seine Klage zurückziehen, da 
das Gericht seiner Argumentation nicht folgte. Nun ist er verpflichtet 
Anwalts- und Prozesskosten tragen. Zuvor hatte er schon eine Klage gegen 
die FAZ verloren.

Viele Partner*innen aus dem Bündnis von Studierendenvertretungen, 
politischen Verbänden und Medienschaffenden aus ganz Deutschland haben 
von dem Kläger zuvor Abmahnungen erhalten, weil sie Zeitungsartikel 
wieder-veröffentlicht haben, die sich kritisch mit Sexismus, 
sexualisierter Gewalt und „Pick-Up-Artists“ befassen. Anlass für das 
gemeinsame Auftreten des Bündnisses ist der Gerichtsprozess, in dem sich 
aktuell die Studierendenschaft der Universität Frankfurt befindet. In 
ihrer Zeitung sind die in Rede stehenden Artikel zu erst veröffentlicht 
worden. Dagegen wurde von dem Kläger, der als „Pick-Up-Artist" 
kritisiert wird, Beschwerde eingelegt. Nachdem das Landgericht die 
Beschwerde im Sinne des Presserechts abgelehnt hat, ging er in die 
nächste Instanz. Beim Oberlandesgericht erreichte er eine einstweilige 
Verfügung, weil die Studierendenvertretung mit der Freigabe eines 
solchen Artikels ihr Mandat überschritten hätte. Zur Debatte steht damit 
die Kritik an Sexismus und die Frage, wer überhaupt Kritik üben darf. 
Nun versuchte der damalige Beschwerdeführer erneut über den Rechtsweg 
Kritik zu unterbinden und scheiterte.

Marie Dücker vom Vorstand des freien zusammenschluss von 
student*innenschaften (fzs) erklärt: „Wir freuen uns über den Ausgang 
des Verfahrens. Die öffentliche Auseinandersetzung über Sexismus und 
Pick-Up-Artists darf nicht verdrängt werden. Das Grundrecht auf 
Meinungsäußerung und Pressefreiheit muss auch für die Organe der 
Verfassten Studierendenschaften gelten, zumal selbsternannte 
„Verführungskünstler“ immer massiver auftreten - auch an Hochschulen.
Dennoch ist es weiterhin der Fokus des Bündnisses, sich nicht in einem 
juristischen Streit zu verlieren, sondern die Gesamtheit des Problems zu 
beleuchten und im öffentlichen Diskurs zu thematisieren. Es war für das 
Bündnis gegen Pick-up-Artists von Beginn an klar, dass wir uns nicht von 
Zensuren und juristischen Ablenkungsmanövern schwächen lassen. Unser 
Kampf gegen sexualisierte Gewalt im Ganzen, und gegen „Pick-Up-Artists“ 
wird definitiv weitergehen.“

Hintergrundinformation: Der Euphemismus „Pick-Up-Artist" bezeichnet 
keine harmlose Freizeitbeschäftigung, sondern es handelt sich vielmehr 
explizit um psychische und physische Manipulationstechniken, die 
vorgeblich Durchsetzungsfähigkeit und Selbstsicherheit im Beruf und 
Alltag sichern sollen. Der „selbstsichere Mann“ wendet dann, gemäß der 
Erkenntnisse in den Seminaren, das Erlernte gegen Frauen* an. Dabei wird 
kein Widerstand, kein "Nein", kein Desinteresse von Frauen* akzeptiert, 
sondern ignoriert. Dies führt so weit, dass Angehörige der Szene die 
Legalisierung von Vergewaltigungen und sexualisierter Gewalt fordern. 
Sensibilisierung und Aufklärung über diese Praktiken, das 
zugrundeliegende Frauen*bild und die dadurch entstehenden Gefahren für 
alle Frauen* und Mädchen* ist nicht nur an den Hochschulen dringend 
nötig.

Die Liste der Bündnispartner*innen ist hier zu finden: 
http://www.fzs.de/extra/show/353994.html

Kontakt:
Marie Dücker: 015772532231; marie.duecker at fzs.de
Sandro Philippi: 01782324494; sandro.philippi at fzs.de