PM: Autoritäre Wissenschaft ist keine Wissenschaft - Studierende weisen Ansinnen der Imboden-Kommission zurück

fzs e.V. presse at fzs.de
Mi Feb 17 11:54:43 CET 2016


Sehr geehrte Damen und Herren,

untenstehend finden sie die Pressemitteilung des freien 
zusammenschlusses von student*innenschaften zum heutigen 
Expert*innengespräch zur Exzellenzinitiative im Bundestags.

Mit freundlichen Grüßen,
Ben Seel
Vorstand fzs

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Autoritäre Wissenschaft ist keine Wissenschaft - Studierende weisen 
Ansinnen der Imboden-Kommission zurück

Zur Expert*innenanhörung im Bundestag zur Exzellenzinitiative möchte 
der freie zusammenschluss von student*innenschaften einige Punkte 
betonen. Dabei zeigt das Gutachten der sog. Imboden-Kommission 
exemplarisch die Probleme der Exzellenzinitiative, die sich als 
undemokratisch und nicht wissenschaftsadäquat darstellt.

Sandro Philippi, Mitglied im Vorstand des fzs, kommentiert:
"Besonders erschreckend und offenbarend ist die Betonung von Führung, 
Zentralisierung und Hierarchie, welche seitens der Kommission und 
seitens Herrn Imboden bei der heutigen Anhörung betont wurde. Unter dem 
dem Schlagwort Governance möchte die Imboden-kommission die Hochschulen 
wesentlich autoritärer strukturieren als bisher. Präsidien sollen also 
noch mehr disziplinarische Macht erhalten und damit zu 
Unternehmensführungen alten Typs geformt werden. Dieser Anspruch ist an 
sich falsch, da Wissenschaft auf Pluralität und Kritik beruht und nicht 
auf Gehorsam und Disziplin. Der vollkommen ideologische Wunsch nach 
einem stärkeren "Kollektivverständnis", also einer Corporate Identity, 
legt den ökonomistischen Ansatz der Kommission vollends offen. 
Allerdings führt der veraltete Ansatz verstärkter Führung eher zu 
weniger Kooperation. Genauso zieht Konkurrenz eine verengte 
wissenschaftliche Praxis nach sich. Wir sagen: Denken darf sich nicht an 
Kennzahlen oder autoritärer Wettbewerbsstrategie orientieren."

Besonders bedenklich ist der Wunsch, durch einen Konkurrenzdruck 
Einfluss auf die Gesetzgebung der Länder nehmen zu wollen, wie die 
Imboden-Kommision offensiv verkündet. Auch das zeigt das mangelhafte 
Verständnis von Demokratie des gesamten Ansatzes.

Ben Seel, ebenfalls Mitglied des Vorstandes, ergänzt:
"Die Exzellenzinitiative bleibt in ihrem Fundament eine Fehlentwicklung 
der deutschen Hochschulsteuerung. Wissenschaft und Forschung lassen sich 
genauso wenig quantativ vergleichen wie Bildung. Die Imboden-Kommission 
fordert nun explizit den Wettbewerb nach dem Matthäus-Prinzip "Wer da 
hat, dem wird gegeben, wer aber nicht hat, dem wird genommen, was er 
hat" zu strukturieren. Nichts anderes ist die Exzellenzprämie. Die 
einzige Konsequenz, die dieser Ansatz nach sich zieht, ist die 
systematische Bevorzugung von ökonomisch angepassten Lieferant*innen 
unmittelbar nutzbarer Information. Langfristige Innovationen, derern 
Wert sich nicht innerhalb weniger Jahre zeigen oder gar rentieren kann 
müssen zwangläufig aus dem Bewertungsraster fallen. Schon die bisherige 
Exzellenzinitiative stellte sich als Institutskillerprogramm heraus, da 
sie im Lichte der "Differenzierung" hauptsächlich Verlierer*innen und 
Sparzwänge produzierte. Wo differenziert wird, werden wenige 
Fachbereiche gegen alle anderen ausgespielt. Als Folge daraus ist z.B. 
das Fach Deutsch als Fremdsprache in den letzten Jahren aus den 
Universitäten fast verschwunden, was in der heutigen Situation bitter 
beklagt wird. Wir brachen keine Fortführung, sondern den Stopp dieses 
fatalen Programms und stattdessen eine breitere soziale Finanzierung von 
Hochschulen."

Kontakt:
Sandro Philippi - sandro.philippi at fzs.de - 01782324494
Ben Seel - ben.seel at fzs.de - 015120942563