PM: Menschenrechte solange der Vorrat reicht - Jetzt leider nur noch in Sachleistungen
fzs e.V.
presse at fzs.de
Di Sep 29 12:27:43 CEST 2015
Pressemitteilung des freien zusammenschlusses der student*innenschaften
(fzs)
Menschenrechte solange der Vorrat reicht - Jetzt leider nur noch in
Sachleistungen
Das Bundeskabinett hat heute Vormittag eine umfassende Verschärfung des
Asylrechts beschlossen. Der fzs lehnt diesen Beschluss ab und kritisiert
neben der menschenverachtenden Praxis im Asylrecht auch die Einführung
neuer sicherer Herkunftsstaaten und die Androhung, Geflüchtete von
Schulen und Hochschulen zu werfen.
Die Bundesregierung kürzt an den Geldleistungen für Geflüchtete und
versucht stattdessen wieder die Versorgung der Menschen in
Erstaufnahmeunterkünften auf Sachleistungen zu beschränken. Außerdem
werden nun mit Albanien, Kosovo und Montenegro drei weitere Länder als
sichere Herkunftsstaaten eingestuft. Die Bundesregierung erkennt
Menschen aus diesen Ländern pauschal ab, politisch verfolgt zu sein,
obwohl LSBTI, Sinti und Roma an diesen Ort strukturell diskriminiert und
verfolgt werden. Zusätzlich sollen diese geflüchteten in eigenen Lagern.
Dazu erklärt Sandro Philippi, Mitglied im Vorstand des fzs:
"Mit diesem Beschluss versucht die Bundesregierung Deutschland gegen
bestimmte Menschengruppen abzuschotten. Zudem sollen wohl die
Wanderungsbewegungen verringert werden, indem Leistungen an Ayslbewerber
reduziert werden werden. Doch die Absenkung unter das menschenwürdige
Existenzminimum, um Geflüchtete abzuschrecken, ist weder moralisch noch
verfassungsrechtlich haltbar."
Mandy Gratz, ebenfalls Vorstandsmitglied, ergänzt:
"Deutsche Politiker*innen ignorieren, dass Menschen nicht wegen
vollkommen unzureichendem Taschengeld von 143 € sondern wegen Krieg,
Verfolgung und ökonomischer Perspektivlosigkeit hierher gekommen sind.
In einem globalen (wirtschaftlichen) Zusammenhang, der vor
Ungerechtigkeit nur strotzt, muss all diesen Menschen Asyl gewährt
werden."
Marie Dücker, ebenfalls Vorstandsmitglied verweist auf das Grundrecht
auf Bildung:
"Die aktuellen Verschärfungen betreffen auch die Wahrnehmung
Bildungsmöglichkeiten. So müssen Menschen mit dem Status "Geduldet",
sowie Sinti und Roma, den Besuch von weiterführenden
Bildungseinrichtungen abbrechen. Der Bundesregierung scheint völlig egal
zu sein, dass sowohl Asyl als auch Bildung grundlegende Menschenrechte
sind. Sie verkommen immer mehr zu einer Gefälligkeitsgeste.
Bürokratisches Hellsehertum teilt Geflüchtete nun mehr in zwei Klassen:
Die einen dürfen an Bildung partizipieren, die anderen nicht."
Ben Seel, ebenfalls Vorstandsmitglied, kritisiert die vorgesehenen
Regelungen als antiziganistisch:
"Neben der bildungspolitischen Fehlentscheidung gießt diese
Asylgesetzverschärfung Antiziganismus in Gesetzesform. Die Unterteilung
von "guten Kriegsflüchtlingen" und "schlechten Wirtschaftsflüchtlingen"
ist menschenverachtend. Roma und Sinti, die einen großen Teil der
Flüchtenden aus den Westbalkanstaaten ausmachen, wurden während der
NS-Zeit verfolgt, ermordert, gefoltert, in Arbeitslager verfrachtet und
grauenvollen Experimenten unterzogen. Auch heute gehören sie zu den am
meisten verfolgten ethnischen Gruppen in Europa. Durch die neuen
Regelungen wird ihnen jegliche Aussicht auf Asyl in Deutschland geraubt,
obwohl andere eureopäische Staaten sie längst als politisch Verfolgte
anerkennen. Zusätzlich sollen sie nun in "Sonderlagern" untergebracht
werden. Diese Praxis ist vor dem Hintergrund der deutschen Geschichte
einfach nur widerwärtig."
Kontakt:
Sandro Philippi - sandro.philippi at fzs.de - 0178- 2324494
Mandy Gratz - mandy.gratz at fzs.de - 0151-16807671
Marie Dücker - marie.duecker at fzs.de - 0157-72532231
Ben Seel - ben.seel at fzs.de - 0151-20942563
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überparteiliche Dachverband von Studierendenschaften in der BRD. Mit
rund 90 Mitgliedern vertritt der fzs etwa eine Million Studierende. Der
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