PM: [Pressemitteilung] Hire & Fire an Hochschulen bleibt in Kraft
fzs e.V.
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Do Nov 5 10:50:32 CET 2015
Hire & Fire an Hochschulen bleibt in Kraft
Die Novellierung des Wissenschaftszeitvertragsgesetzes (WissZeitVG)
geht heute in die erste Lesung im Bundestag. Dieses Gesetz ist derzeit
verantwortlich für das Befristungsunwesen an den Hochschulen. Anlässlich
der Einbringung übt der freie zusammenschluss von student*innenschaften
(fzs) Kritik an der unzureichenden Neufassung.
Mandy Gratz, Mitglied im Vorstand des fzs:
"Die Bundesregierung hat mit ihrer Antwort auf die Forderungen des
Bundesrates gezeigt, dass sie an der Befristungspraxis im Wesentlichen
nichts ändern möchte. Im Hochschulwesen sind 90% der Verträge befristet.
Davon laufen wiederum mehr als die Hälfte weniger als ein Jahr. Diese
prekären Arbeitsverhältnisse und ihre Auswirkungen ignoriert die
Bundesregierung offenbar völlig. Die schwammigen Formulierungen im neuen
Gesetz helfen den Betroffen auch in Zukunft nicht. Dass die Forderung
nach Mindestvertragslaufzeiten immer noch unbeantwortet bleibt und von
Flexibilität fabuliert wird, ist ein Schlag ins Gesicht der
Beschäftigten."
Sandro Philippi, ebenfalls Mitglied im Vorstand:
"Für Studierende birgt der Entwurf leider fast nur Nachteile. Weiterhin
werden Studierende in Prüfungsphasen Probleme bekommen, da ihre
Dozent*innen schon zu Beginn der Semesterferien keinen Job mehr haben
und die Hausarbeiten und Prüfungsleistungen nicht mehr kontrollieren
können. Hinzu kommen die Pläne, studentischen Hilfskräften nur noch für
maximal vier Jahre befristet zu beschäftigen. Es wird aber nie zu
unbefristeten Hilfskraft-Jobs kommen. Diese Pläne sind vollkommen
absurd, dauert das Studium doch teils deutlich länger. Gerade in der
Studienabschlussphase endet die staatliche Finanzierung gern. Wenn dann
noch zusätzlich der Nebenjob beendet werden muss, bedeutet das für
Studierende einen Verlust der Lebensgrundlage. Wir befürchten eine
Entlassungswelle von Tutor*innen und anderen studentischen Hilfskräften,
sollte der Bundestag diese Passage nicht noch streichen."
Marie Dücker, ebenfalls Mitglied im Vorstand:
"Dringenden Nachbesserungsbedarf sehen wir auch bei der sogenannten
familienpolitischen Komponente. Solange weiterhin Arbeitgeber*innen
darüber bestimmen, wer die Verlängerung bei Angestellten mit Kindern
bekommt, setzen sich patriarchale Strukturen fort. Dies führt dazu, dass
vor allem Männer diese Verlängerungen bekommen, wenn kein Rechtsanspruch
besteht. Frauen* werden so weiter aus der Wissenschaft gedrängt - kein
Wunder, dass immer noch 80% der Professor*innen Männer sind. Wenn dieser
Zustand nicht nur beklagt, sondern geändert werden soll, muss hier etwas
passieren."
Ben Seel, ebenfalls Mitglied im Vorstand:
"Beschäftigte müssen über ihre Arbeitsverhältnisse mitbestimmen können
- ein Kernsatz,
der außerhalb der Hochschulen niemanden erstaunt. Die sogenannte
"Tarifsperre" hebelt diese Rechte aber an Hochschulen aus und sorgt
dafür, dass die Arbeitgeber*innen nach Lust und Laune befristen können.
Nun fordert auch der Bundesrat, diesen rechtlosen Zustand endlich zu
beenden, sollte die SPD noch den Hauch eines Herzens für Beschäftigte
haben, muss sie dies nun im Bundestag durchsetzen."
Kontakt:
Mandy Gratz - mandy.gratz at fzs.de - 015116807671
Sandro Philippi - sandro.philippi at fzs.de - 01782324494
Ben Seel - ben.seel at fzs.de - 015120942563