PM: Besuch der rot-grünen Parteizentralen in Düsseldorf – für eine sinnvolle Lehrer*innenbildung und ein sofortiges Moratorium der Auslauffristen im Lehramt

fzs e.V. presse at fzs.de
Di Jun 30 10:14:00 CEST 2015


Einige Lehramtsfachschaften aus NRW rufen gemeinsam mit dem 
bundesweiten Studierendenverband fzs am 2. Juli zu einem Besuch der 
Parteizentralen von SPD und Bündnis90/Die Grünen in Düsseldorf auf. Ihr 
Ziel ist es, ein Moratorium, d. h. ein Aussetzen der Fristen in den 
Lehramtsstudiengängen auf Staatsexamen und den Modellstudiengängen sowie 
eine grundlegende Reform des Lehrerausbildungsgesetzes zu erreichen.

In NRW sind über 13.000 Lehramtsstudierende davon betroffen, dass ihre 
Studiengänge wegen der Umstellung auf Bachelor/Master auslaufen und sie 
ihr Studium bis 2016 (Lehramt für Grund-, Haupt- und Realschulen) bzw. 
2017 (alle anderen Lehrämter) beendet haben müssen. Ansonsten werden sie 
zwangsexmatrikuliert oder müssen in den Bachelor wechseln. Gegen diese 
Regelung ist seit Beginn des Jahres Protest und Widerspruch deutlich 
geworden: Das Landeslehramtsfachschaftentreffen NRW, der bundesweite 
Studierendenverband fzs und die GEW Studis fordern in einer 
Unterschriftenkampagne eine Abschaffung der Fristen, die Universität 
Köln und die Konferenz der Prorektoren für Studium und Lehre in NRW 
setzen sich für eine Verlängerung ein.

Nun wurde vom Schulministerium ein neuer Entwurf für das 
Lehrerausbildungsgesetz erarbeitet, darin ist auch die Fristenregelung 
verankert. Bisher ist keine Abschaffung oder Verlängerung der Fristen 
vorgesehen. Das Gesetz soll im Frühjahr 2016 verabschiedet werden – dann 
wären aber bereits Tatsachen geschaffen, zumal die Studierenden auf 
Grund-, Haupt- und Realschullehramt sich bereits bis Oktober 2015 zur 
letzten Prüfung angemeldet haben müssen. Daher fordern die 
Lehramtsfachschaften und der fzs ein Moratorium, d. h. ein Aussetzen der 
Auslauffristen.

Sandro Philippi vom bundesweiten Studierendenverband fzs begründet: 
„Das Lernen mit der Angst im Nacken, rausgeschmissen zu werden oder im 
Bachelor viele Prüfungen nachmachen zu müssen, muss sofort beendet 
werden. Die Landesregierung handelt absolut unverantwortlich: Sie lässt 
fahrlässig zu, dass die von der CDU/FDP-Regierung zu Zeiten der 
Kommerzialisierung der Bildung eingeführten Fristen verhindern, dass 
sich alle sinnvoll auf die Schule vorbereiten können. Schlimmstenfalls 
brechen Kommiliton*innen sogar ihr Studium ab und können ihr Ziel, junge 
Menschen in ihrer Entwicklung zu unterstützen, begraben. Daher muss die 
Landesregierung durch ein Moratorium noch vor Oktober Abhilfe schaffen.“

Jennifer Fürst von der Lehramtsfachschaft Bielefeld ergänzt: „Die 
Fristen widersprechen den Zielen der Landesverfassung: Diese fordert 
Bildung ,im Geiste der Menschlichkeit, der Demokratie und der Freiheit‘. 
Dies geht nicht, wenn Prüfungen schnellstmöglich abstudiert werden 
sollen, sondern nur, wenn Lehramtsstudierende die Möglichkeit haben, aus 
Interesse und mit Freude zu lernen, Inhalte zu hinterfragen, sich zu 
engagieren und sich zu mündigen Persönlichkeiten zu entwickeln. Das sind 
verbesserte Grundlagen, zur humanen Weiterentwicklung der Schulpraxis 
und des Bildungssystems beizutragen.“

Zudem kritisiert das Bündnis weitere Regelungen im Gesetzesentwurf: 
„Das Praxissemester bleibt unbezahlt, was die Qualität der 
Praxiserfahrungen und ihrer Reflexion dadurch einschränkt, dass 
zusätzlich zu einem Fulltimejob in der Schule die eigene Existenz 
finanziell gesichert werden muss. Es gibt keine Masterplatzgarantie, 
obwohl man nur mit einem Bachelorabschluss in keiner öffentlichen Schule 
als Lehrer*in arbeiten darf. Und auch die Ausrichtung des 
Pädagogikanteils müsste die kritische Reflexion der Bildung und ihrer 
Ziele mehr befördern als wesentlich Handwerkszeug zu vermitteln. Daher 
wollen wir mit den Politiker*innen von rot-grün über Erfordernisse einer 
Lehrer*innenbildung auf Höhe der Zeit diskutieren“, begründet Tim 
Wübbels vom AStA der Universität Duisburg-Essen.


Kontaktpersonen:

Agnes Kamerichs, Universität Köln (agneskamerichs at gmx.de, 
0176-63834559)

Sandro Philippi, fzs (sandro.philippi at fzs.de, 01782324494)