PM: Wissenschaft in Angst und Befristung? Läuft nicht.

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Mo Jun 29 13:57:48 CEST 2015


// Bundestagsausschuss für Bildung, Forschung und
Technikfolgenabschätzung berät über Wissenschaftszeitvertragsgesetz

// Opposition legt vor; Bundesregierung verschleppt notwendige
Novellierung

29.Juni 2015 (Berlin): Heute berät der Bundestagsausschuss für Bildung, 
Forschung und Technikfolgenabschätzung über die Novellierung des 
Wissenschaftszeitvertragsgesetz (WissZeitVG) sowie über die Förderung 
des wissenschaftlichen Nachwuchses. Der freie zusammenschluss von 
studentInnenschaften (fzs) drängt auf sichere und faire 
Arbeitsverhältnisse in Wissenschaft und Lehre.

Dazu Sandro Philippi, Mitglied im Vorstand des fzs: "Die aktuellen 
Arbeitsbedingungen an Hochschulen sind nicht tragbar. Verträge mit 
Laufzeiten unter einem Jahr sind zum traurigen Standard geworden. 
Gleichzeitig wird angehenden Wissenschaftler*innen keine Zeit gelassen, 
ihre wissenschaftlichen Arbeiten zu beenden. Sie müssen so viele 
sachfremde Aufgaben erledigen, dass für die eigene Weiterbildung kein 
Raum bleibt. Wissenschaft fußt auf Ausbeutung. Das mindert die Qualität 
dramatisch. Denn Akkordarbeit mit einem mikroskopischen zeitlichen 
Horizont, steht wissenschaftlicher Qualitätsarbeit und sicherer 
Lebensplanung entgegen. Die Produktionszyklen innerhalb der Wissenschaft 
erinnern inzwischen an die Zubereitung von Hamburgern in 
Fast-Food-Betrieben. Ihr Nährwert ist entsprechend."

Isabella Albert, ebenfalls Mitglied des Vorstandes des fzs, ergänzt: 
"Das aktuelle Wissenschaftszeitvertragsgesetz fördert Prekarität. Diese 
unsicheren Beschäftigungsverhältnisse benachteiligen Frauen strukturell, 
da sie in einer patriarchalen Gesellschaft in der Regel noch für 
Kindererziehung und Pflege verantwortlich sind. Die gesetzlich 
herbeigeführte Ellenbogenmentalität macht Wissenschaftskarrieren zu 
einer Männerdomäne."

Daniel Gaittet, ebenfalls Mitglied des Vorstands des fzs führt weiter 
aus: "Wissenschaft erfordert Arbeitsbedingungen, die nicht von der 
ständigen Angst um Weiteranstellung geprägt sind. Vertragslaufzeiten von 
weniger als einem Semester sind grundsätzlich nicht hinnehmbar. In 
Qualifikationsphasen muss die Vertragslaufzeit mindestens die übliche 
Qualifikationsdauer umfassen. Qualität in der Forschung kann nur durch 
vernünftige Arbeitsbedingungen sichergestellt werden."

Hintergrund: 80% des an Hochschulen angestellten, wissenschaftlichen 
Personals ist befristet beschäftigt. Dabei haben eine Großteil der 
Beschäftigten Verträge mit einer Laufzeit von weniger als 12 Monaten. 
Zweidrittel der Beschäftigten arbeiten in Teilzeit. Vom Studium, über 
die Promotionsphase, die PostDoc-Beschäftigung bis zur Professur sinkt 
die Anzahl der Frauen dramatisch. Siehe auch: Franziska Leischner, Julia 
Rüthemann (2015): "Schaffung eines förderlichen Arbeitsumfeldes an 
Hochschulen", Deutscher Beitrag zum internationalen Forschungsprojekt 
des Forschungsinstituts der Bildungsinternationale (Education 
International Research Institute): Creating a Supportive Working 
Environment in European Higher Education.


Kontakt:


Sandro Philippi
sandro.philippi at fzs.de
Mobil: 0178/2324494

Isabella Albert
isabella.albert at fzs.de
Mobil: 0151 16807671

Daniel Gaittet
daniel.gaittet at fzs.de
Mobil: 0157/72532231