[fzs-pressemitteilung] "Breitenförderung" an 0,2% der Studierenden - Projekt "Deutschlandstipendium" ist gescheitert

Erik Marquardt erik.marquardt at fzs.de
Di Mai 29 15:55:09 CEST 2012


Pressemitteilung des studentischen Dachverbands fzs zur Veröffentlichung der aktuellen Zahlen zum Deutschlandstipendium

"Breitenförderung" an 0,2% der Studierenden - Projekt "Deutschlandstipendium" ist gescheitert

Berlin (fzs) - Heute veröffentlichte das Statistische Bundesamt 
Statistiken zum Deutschlandstipendium. Erik Marquardt, fzs-
Vorstandmitglied, erläutert die veröffentlichten Zahlen: "Den vorgelegten 
Zahlen nach erhielten im Jahr 2011 ca. 0,2% der Studierenden eine 
Förderung durch das Deutschlandstipendium. Über diese erschreckend 
niedrige Zahl hinaus wird auch deutlich, dass bestimmte Fachgruppen bei 
der Vergabe offenbar nochmals deutlich benachteiligt sind. In allen 
Sprach- und Kulturwissenschaften zusammen wurden beispielsweise nur 697 
Stipendien vergeben, allein in den Wirtschaftswissenschaften hingegen 
796 Stipendien. Zudem ist eine leichte Bevorteilung von Universitäten zu 
beobachten: 71% der Stipendien wurden an Studierende aus Universitäten 
vergeben, obwohl nur 66% der Studierenden der Bundesrepublik an 
Universitäten eingeschrieben sind. Über die sozialen Hintergründe der 
Stipendiat*innen gibt es in der Veröffentlichung leider gar keine 
Aussage. Nach einer HIS-Studie aus dem Jahr 2009 werden Stipendien zu 
über 80% jedoch an Studierende als ideelle Förderung vergeben, was 
bedeutet, dass deren sonstiges Einkommen auch ohne die Förderung bereits 
den Stipendiensatz übersteigt."

Salome Adam, fzs-Vorstandsmitglied, erläutert inhaltlich:
"Das Deutschlandstipendium ist gescheitert. Die Zahlen von heute belegen 
dies eindrucksvoll. Statt des elitären Deutschlandstipendiums brauchen 
wir eine breite Bildungsförderung, die es allen ermöglicht, zu 
studieren, und die die vorhandene soziale Selektion beseitigt. Eine 
Förderung von monatlich 300 Euro, wie sie das Deutschlandstipendium 
vorsieht, ist lediglich ein Bonus für Gutgestellte und stellt keine eine 
Unterstützungsleistung für Schlechtergestellte dar. Studierende, die 
sich neben dem Vollzeitstudium ihren Lebensunterhalt verdienen müssen, 
haben kaum die Möglichkeit, so gute Noten zu bekommen, dass sie ein 
Stipendium erhalten können. Die Hochschulen verschwenden darüber hinaus 
viel Personalaufwand und Geld für die im Deutschlandstipendium 
vorgesehene Anwerbung der Stipendienmittel von Dritten."

Erik Marquardt ergänzt abschließend:
"Bildungsministerin Schavan hat versucht, das Deutschlandstipendium als 
eine Initiative zur Breitenförderung zu verkaufen. Dass nur 0,2% der 
Studierenden das Deutschlandstipendien erhalten, deckt nun das wahre 
Gesicht des Deutschlandstipendiums auf. Welche Studierenden diese 
Förderung tatsächlich nötig haben, ist aus den vorgelegten Zahlen nicht 
ersichtlich. Wir empfehlen Frau Schavan, gemeinsam über Möglichkeiten 
für eine wichtige Verbesserung der Studienfinanzierung nachzudenken und 
die unsinnige Idee des Deutschlandstipendiums zu begraben."



Die entsprechende Fachserie des Statistischen Bundesamtes "Förderung nach dem Stipendienprogrammgesetz (Deutschlandstipendium) - Fachserie 11 Reihe 4.6 - 2011" is unter folgendem Link abrufbar:
https://www.destatis.de/DE/Publikationen/Thematisch/BildungForschungKultur/Ausbildungsfoerderung/Stipendienprogrammgesetz.html



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