[fzs-pressemitteilung] Bologna läuft in Sackgasse - grundlegender Richtungswechsel nötig
Erik Marquardt
erik.marquardt at fzs.de
Di Aug 14 16:05:45 CEST 2012
/Pressemitteilung des studentischen Dachverbands fzs zum zehnjährigen Bologna-Jübiläum:/
*Bologna läuft in Sackgasse - grundlegender Richtungswechsel nötig*
Berlin (fzs) - Morgen vor zehn Jahren wurde die "Bologna"-Studienreform
gesetzlich verankert. Immer noch sieht sie sich weiter wachsender Kritik
an immer den selben Punkten ausgesetzt. Statt weiterer kleinteiliger
Nachsteuerungen ist daher endlich ein grundsätzliches Umdenken nötig.
Der studentische Dachverband fzs fasst die Kritikpunkte zum zehnjährigen
Jubiläum zusammen und stellt sieben Forderungen an Politik und Hochschule.
Erik Marquardt, fzs-Vorstandsmitglied erläutert die Forderungen:
"In den letzten zehn Jahren wurde die Bolognareform nur als Strukturreform
umgesetzt. Vielfach wurde an den Hochschulen nur kurzfristig auf starre
Strukturvorgaben reagiert, ohne das eigentliche Ziel einer qualitativen
Studienreform langfristig ins Auge zu fassen. Liberale Privatisierungs-
und Wettbewerbsideologie bestimmte die Marschrichtung: Unternehmerisches
Denken, unternehmerische Struktur sollte das deutsche Hochschulsystem
zum Erfolg führen. Dieser Ansatz ist inzwischen mit Pauken und Trompeten
gescheitert, wie derzeit nach und nach allen Beteiligten deutlich wird:
Markt statt Köpfchen führt in der Bildungspolitik einfach nicht weiter.
Die Bilanz ist nicht schön zu reden. Anwesenheitspflichten, kleinteilige
Prüfungen, starre Zeitvorgaben, zunehmende Zwangsexmatrikulationen,
engere Studieninhalte und immer höhere Studienabbruchquoten: Die
"Bologna"-Studienreform läuft in eine Sackgasse.
Zum zehnjährigen Jubiläum muss endlich ein grundlegender
Richtungswechsel einsetzen. Eine qualitative Studienreform ist dringend
nötig und darf nicht am immer noch einflussreichen Einfluss neoliberaler
Ideologie auf die Hochschulen scheitern.
Der fzs fordert, in einem ersten Schritt diese sieben Punkte umzusetzen:
1. Gemeinsames Lernen statt Ellenbogen
Konkurrenzfördernde Prüfungs- und Lehrformen müssen abgeschafft und
stattdessen gemeinsames Lernen gefördert werden.
2. Studienfinanzierung in der Breite statt Stipendienkultur
Wir benötigen ein Studienfinanzierungskonzept, das allen ein Studium
ermöglicht und nicht eine scheinbare "Elite" bevorteilt. Das umfasst
auch die bundesweite Abschaffung jeglicher Bildungsgebühren.
3. Mindeststudiendauer statt Regelstudienzeit
Flexible Studienverläufe müssen anerkannt werden, da eine
Gleichschaltung der Lebensläufe nicht im Interesse einer
verantwortungsbewussten Gesellschaft ist. Heterogenität und Pluralität
müssen als förderungswürdig erkannt und real anerkannt werden!
4. Hochschulfinanzierung sicherstellen
Der Bund muss finanziell Verantwortung übernehmen und die Ausfinanzierung
der Hochschulen sicherstellen. Eine Einflussnahme durch externe Geldgeber
und wettbewerbsorientierte Mittelvergabe müssen verhindert werden.
5. Freie Masterzulassung
Vielfach können Studierende ihr Studium nicht mit einem Master-Abschluss
erfolgreich beenden, sie fliegen nach dem Bachelor raus. Es müssen
genügend Kapazitäten in Masterstudiengängen geschaffen werden.
6. Demokratische Studienreformdebatte statt Expertenklüngel
Insgesamt kann eine erfolgreiche Studienreform nur unter Beteiligung der
Betroffenen realisiert werden. Insofern müssen an den Hochschulen
demokratische Entscheidungsstrukturen unter Beteiligung der Studierenden
etabliert werden. Mit Externen besetzte Aufsichtsräte sind abzuschaffen.
7. Bundeshochschulgesetz
Diese und weitere Mindeststandards müssen in Form eines
Bundeshochschulgesetzes festgeschrieben werden, da der
Bildungsföderalismus eine Studienreform zum Scheitern verurteilt."
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