[fzs-pressemitteilung] Für Demokratie und Hilfe - gegen den Ausbau der Festung Europa
Florian Keller
florian.keller at fzs.de
Fr Feb 25 08:28:57 CET 2011
Für Demokratie und Hilfe - gegen den Ausbau der Festung Europa
fzs fordert Unterstützung für DemokratInnen in Nordafrika und Hilfen
für politische und wirtschaftliche Flüchtlinge
Berlin (fzs). Der fzs beobachtet die anhaltende Diskussion und die
Reaktionen der Bundesregierung zu den Entwicklungen in Nordafrika sehr
kritisch. Diese scheint sich vorrangig mit einer angeblichen Gefahr
durch Flüchtlinge zu beschäftigen. Der fzs fordert, das Augenmerk auf
die Unterstützung der demokratischen Bewegungen und auf humanitären
Hilfe zu legen.
Hierzu erklärt Florian Keller, Mitglied im fzs-Vorstand: "Wir nehmen
bestürzt wahr, wie in diesen Tagen der Protest, welcher einst aus
akademischen Kreisen in Tunesien entstanden ist, nunmehr in Libyen
blutig und mit unvorstellbarer Gewalt niedergeschlagen werden soll.
Diejenigen, welche aufgrund dieser Ereignisse versuchen, das Land zu
verlassen, sehen sich der paramilitärisch anmutenden Grenzschutztruppe
Frontex gegenüber. Dass diese nun noch mit zusätzlichen Hubschraubern
aus Deutschland verstärkt wird, entlarvt die hässliche Fratze der
bundesdeutschen Politik gegenüber der lebensgefährlichen Situation in
Nordafrika."
Die EU übernimmt in diesen Tagen alle negativen Merkmale eines
Nationalstaates - seien es Repression und Normierung nach innen oder
Aggressivität nach außen. Dabei rückt neben der angeblichen Gefahr
einer Flüchtlingswelle die Evakuierung von EU-BürgerInnen in den
Mittelpunkt des Interesses. Der fzs fordert hingegen humanitäre Hilfe
für alle Flüchtlinge, welche von allen Staaten der EU gemeinsam
geleistet werden muss. In diesem Zusammenhang muss auch das in den
letzten Jahren verschärfte Asylrecht in der BRD radikal verändert
werden.
Die deutsche und europäische Diplomatie spricht dieser Tage mit
gespaltener Zunge, wenn sie Gaddafi prinzipiell zurecht verurteilt.
Bis vor Kurzem wurde das Regime noch mit europäischen Waffen beliefert
und mit Geldern zum Gefängnisbau ausgestattet: zu dem primären Zweck,
dass Libyen der EU EinwandererInnen vom Leib hält. Die Bundesregierung
muss nun für sich klar bekennen und auch innerhalb der Europäischen
Union klarstellen, dass das Hofieren von Diktatoren wie Gaddafi und
seinen Freunden aus kurzfristigen wirtschaftlichen und stretegischen
Überlegungen ein Fehler war. In einem zweiten Schritt muss sie diesem
Diktator alle Hoffnung nehmen, jemals wieder im erlauchten Kreis von
RegierungschefInnen seine Zelte aufstellen zu können. Dabei gibt der
fzs zu bedenken: "Der Vorschlag, zu diesem Zeitpunkt noch irgendwelche
Sanktionen zu verhängen, sind nichts als politische Blenderei.
Sanktionen gegen einen Staat, welcher offenkundig als solcher nicht
mehr existiert, führen zu nichts und zeigen die Ignoranz der EU vor
den existenziellen Problemen der unter Lebensgefahr demonstrierenden
Bevölkerung!" so Moska Timar, ebenfalls Mitglied des fzs-Vorstandes.
Insgesamt stellen die Proteste gegen autoritäre Staaten keine
Gefährdung dar, sondern könnten eine große Chance darstellen, dass
sich diese Staaten durch den Willen ihrer Bevölkerung in großer
Geschwindigkeit in Demokratien wandeln. "Wir unterstützen alle, die
sich für die Schaffung einer demokratischen Gesellschaft und ihre
Rechte einsetzen. Dabei hört unsere Solidarität nicht an den Grenzen
Europas auf, sondern verbindet sich mit denen, auf deren Unterdrückung
die Festung Europa gegründet ist!" so Florian Keller abschließend.