[fzs-pressemitteilung] Bund fördert Elite auf Kosten Aller
Florian Kaiser
florian.kaiser at fzs.de
Mi Apr 21 10:51:38 CEST 2010
Bund fördert Elite auf Kosten Aller
Der studentische Dachverband fordert die Bundesregierung auf, den
Gesetzesentwurf zum Nationalen Stipendienprogramm abzulehnen
(fzs) Berlin. Am Mittwoch den 21. April 2010 wird sich die
Bundesregierung in ihrer Kabinettssitzung nicht nur mit der geplanten
BAföG-Novellierung auseinandersetzen, sondern auch mit dem Gesetz zur
Einführung eines nationalen Stipendienprogramms (NaStipG)
beschäftigen. Die Bundesregierung plant für 8% aller StudentInnen 300
Millionen Euro direkter Zuwendungen für das neue Stipendienprogramm
auszugeben. Der studentische Dachverband lehnt die Schaffung eines
nationalen Stipendienprogramms ab und spricht sich stattdessen für
eine Reform des BAföGs , im Sinne einer Umgestaltung des BAföGs hin zu
einer bedarfsdeckenden, eltern- und herkunftsunabhängigen als
Vollzuschuss gestalteten Studienfinanzierung, aus.
„Der Ausbau jeglicher Stipendiensysteme stellt einen Ausbau der
sozialen Selektion dar“, stellt Florian Kaiser, Mitglied im Vorstand
des freien zusammenschluss von studentInnenschaften, fest und erklärt:
„Auch der aktuelle Gesetzesentwurf sieht keinen Rechtsanspruch auf
Stipendien vor, so dass Stipendien keinen Anreiz für StudentInnen
darstellen. Durch Stipendien wird der Konkurrenzdruck unter den
StudentInnen gefördert. Der aktuelle Gesetzesentwurf beinhaltet
keinerlei soziale Kriterien und ist somit ein reines
Förderungsinstrument für die Elite.“
„Das NaStipG konterkariert geradezudie Ziele des Bolognaprozesses“,
bemerkt Juliane Knörr, ebenfalls Vorstandsmitglied im studentischen
Dachverband, und erläutert: „Die geplanten Stipendien sind
ortsgebunden und stellen somit eine weitere Mobilitätshürde dar. Auch
über eine Berücksichtigung von Bewerberinnen neben den im Gesetz
genannten Bewerbern sollte die Bundesregierung noch ein mal nachdenken.“
„Der Gesetzesentwurf sieht eine Steigerung des Einflusses der privaten
Wirtschaft vor, obwohl davon auszugehen ist, dass diese lediglich ein
viertel tatsächlich finanzieren wird“, berichtet Kaiser und ergänzt:
„Es werden so lediglich Anreize für direkt zu Kapital verwertbare
Studiengänge geschaffen. Unter demokratie- und staatstheoretischen
Aspekten ist es bedenklich, dass in der Tendenz nicht mehr der
Souverän die Entscheidungen trifft, sondern diese Befugnis dem Kapital
überträgt.“
„In der derzeitigen Fassung existiert eine unverbindliche Möglichkeit
zur Schaffung eines Beirates. Diese Möglichkeit muss obligatorisch
werden und auch die Zusammensetzung des Beirates muss durch die
Gesetzgebung verbindlich geregelt werden“, verlangt Knörr und
verdeutlicht: „Die Schaffung keines bzw. eines Beirates ohne
studentische Beteiligung liefert den Beweis dafür, dass dieses
Gesetzesvorhaben nicht an den Interessen der StudentInnen, sondern an
den Interessen der GeldgeberInnen ausgerichtet ist.“
„Allen Beteiligten sollte bewusst sein, dass durch dieses Gesetz Ziele
diverser Bundesregierungen, wie die Öffnung der Hochschulen, weiterhin
verhindert werden“, macht Florian Kaiser deutlich und zieht das Fazit:
„Die Schaffung und Finanzierung des Stipendienprogrammes geht zu
Lasten aller StudentInnen, welche schon durch die gegebenen
Möglichkeiten der Studienfinanzierung nicht ausreichend gefördert
werden. Der freie zusammenschluss von studentInnenschaften empfiehlt
zum Wohle der Gesamtheit aller StudentInnen in der BRD dringlichst,
von diesem Gesetzesvorhaben abzulassen.