[fzs-pressemitteilung] GEW und fzs: Lernende und Lehrende fordern Kurswechsel

Florian Keller florian.keller at fzs.de
Do Jun 18 10:17:17 CEST 2009


GEW und fzs: "Lernende und Lehrende fordern Kurswechsel"

Bilanz: Zehn Jahre Bologna-Prozess

Frankfurt am Main. Am Vorabend des zehnten Jahrestages der  
Unterzeichnung der Bologna-Erklärung haben Repräsentanten der  
Studierenden und der Lehrenden an Hochschulen eine kritische Bilanz  
gezogen und einen Kurswechsel gefordert. „Vom Aufbau eines  
Europäischen Hochschulraums hatten wir uns eine erleichterte  
Mobilität, eine bessere Qualität der Lehre und bessere  
Studienbedingungen erhofft – diese Ziele wurden bisher noch nicht  
erreicht“, erklärte Anja Gadow, Mitglied des Vorstands des freien  
zusammenschlusses von studentInnenschaften (fzs). „Ein Geburtsfehler  
der Umsetzung des Bologna-Prozesses in Deutschland war, dass Bund und  
Länder die Reformen bei gleich bleibender Ausstattung der Hochschulen  
durchsetzen wollten. Die Studiengänge lassen sich aber nur dann  
erfolgreich reformieren, wenn die Betreuung der Studierenden  
verbessert wird“, sagte Andreas Keller, für Hochschulen  
verantwortliches Vorstandsmitglied der Gewerkschaft Erziehung und  
Wissenschaft (GEW).

Gadow und Keller betonten, dass Studierende und Lehrende gleichermaßen  
von der unzureichenden Umsetzung der Bologna-Reform betroffen seien.  
„Die neue Studiengänge muten den Studierenden einen zu großen  
‚Workload’ zu: zu viele Prüfungen, zu dichte Stundenpläne, zu wenig  
Freiraum für eigenverantwortliche Arbeit“, kritisierte Gadow. „Auch  
die Hochschulbeschäftigten klagen über hohe Arbeitsbelastungen: Sie  
müssen mehr Prüfungen abnehmen, intensivere Beratungen leisten und  
aufwändige Qualitätssicherungsverfahren organisieren – ohne dass dafür  
mehr Personal eingestellt wird“, erklärte Keller. „Die Hochschulen  
brauchen daher mehr Lehrpersonal mit fairen Arbeits- und  
Beschäftigungsbedingungen – gute Lehre und gute Arbeit sind zwei  
Seiten einer Medaille“, forderte der GEW-Hochschulexperte. „Die  
Studienstrukturen müssen flexibler werden und den unterschiedlichen  
Erwartungen und Lebenswelten der Studierenden gerecht werden. Wir  
fordern für alle Studierenden einen Rechtsanspruch auf ein  
Teilzeitstudium“, sagte Gadow.

GEW und fzs appellierten an Bund und Länder, endlich die soziale  
Dimension des Europäischen Hochschulraums ernst zu nehmen, zu der sich  
die Unterzeichnerstaaten der Bologna-Erklärung verpflichtet hätten.  
„Wir fordern mehr Chancengleichheit im Europäischen Hochschulraum:  
durch eine leistungsfähige Studienfinanzierung ohne Studiengebühren,  
durch eine soziale Öffnung der Hochschulen und eine verlässliche  
Finanzierung von Auslandsaufenthalten“, sagte die fzs-Sprecherin.  
„Mobilität hängt nicht nur von den

Studienstrukturen ab, sondern auch von den materiellen  
Rahmenbedingungen. Es kann daher nicht länger sein, dass  
Hochschulbeschäftigte einen Auslandsaufenthalt mit Lücken in ihrer  
Altersversorgung bezahlen müssen“, erklärte Keller.

Gadow und Keller kündigten ein „Bündnis der Lernenden und Lehrenden“  
an, um Bund und Länder zu einem Kurswechsel im Bologna-Prozess zu  
bewegen: „Der Bildungsstreik diese Woche zeigt, dass Studierende und  
Lehrende nicht nur gemeinsame bildungspolitische Interessen haben,  
sondern auch viel bewegen können, wenn sie zusammenarbeiten. Lernende  
und Lehrende, fzs und GEW werden sich daher bei Bund und Ländern  
gemeinsam für einen Kurswechsel im Bologna-Prozess einsetzen.“



Info:

Am 19. Juni 1999 unterzeichneten in Bologna die für Hochschulen  
zuständigen Ministerinnen und Minister aus 29 europäischen Staaten die  
Bologna-Erklärung. Ziel des mit dieser Erklärung gestarteten Bologna- 
Prozesses ist der Aufbau eines „Europäischen Hochschulraums“ bis 2010.  
Inzwischen haben sich 46 Staaten dem Bologna-Prozess angeschlossen.  
Bei der fünften Bologna-Folgekonferenz im April 2009 im belgischen  
Leuven wurde die Verlängerung des Bologna-Prozesses bis 2020 vereinbart.

Der freie zusammenschluss von studentInnenschaften (fzs) (www.fzs.de)  
ist der Dachverband der Studierendenvertretungen in Deutschland.  
Stellungnahme des fzs zur Zukunft des Bologna-Prozesses: http://www2.fzs.de/uploads/bologna2010_fzs.pdf 
.

Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) ist die  
Bildungsgewerkschaft im Deutschen Gewerkschaftsbund. Sie organisiert  
auch die Beschäftigten an Hochschulen sowie Studierende. Appell des  
26. Gewerkschaftstages an die Leuvener Minister-Konferenz: http://www.gew-gewerkschaftstag.de/Binaries/Binary46829/3_01_003_DS_15_gew.pdf 
.
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