[fzs-pressemitteilung] Soziale Selektion statt breiter Studienfinanzierung

Thomas Warnau thomas.warnau at fzs.de
Mo Dez 7 08:21:59 CET 2009


Soziale Selektion statt breiter Studienfinanzierung

Schavan verkündet weitere Instrumente zur Elitenbildung

Berlin (fzs). Bundesbildungsministerin Schavan lobt die Erfolge der 
Bundesregierung im Ausbau der Stipendien für beruflich qualifizierte und 
behauptet, dies würde für mehr Chancengerechtigkeit beim Hochschulzugang 
sorgen. Statt Geld für den Ausbau des BAföG zur Verfügung zu stellen und 
die Altersgrenze für das BAföG abzuschaffen, um insbesondere 
studieninteressierten Menschen mit Berufserfahrung ein Studium zu 
ermöglichen, geht der Ausbau selektiver Steuerinstrumente zur reinen 
Elitenproduktion weiter.

„Der Ausbau von Stipendien zur Förderung Weniger ist der falsche Weg, um 
eine Akademisierung der Gesellschaft zu erreichen“, erklärt Thomas 
Warnau, Mitglied des freien zusammenschlusses von studentInnenschaften, 
und erläutert: „Insbesondere der hohe Anteil von Geförderten in 
Wirtschaftswissenschaften und den so genannten MINT-Fächern zeigt, dass 
sich die Bundesregierung von der Wirtschaft vor den Karren spannen lässt.“

„Durch Stipendien wird in keinster Weise Chancengleichheit erreicht“, 
stellt Anja Gadow, ebenfalls Mitglied im Vorstand des studentischen 
Dachverbandes, klar. „Stipendien sind sozial selektiv und fördern in der 
Mehrheit Menschen mit einem akademischen Familienhintergrund. Sie 
basieren rein auf Leistung, welche sich hauptsächlich auf Noten im 
Hochschulstudium beruft. Individuelle Begabungen müssen gefördert 
werden, um so allen Menschen einen Bildungsaufstieg zu ermöglichen. Dies 
muss aber schon in Kindergarten und Schule erfolgen, doch hier versagt 
die Bildungspolitik in der BRD bisher“, erklärt Gadow weiter.

„Chancengleichheit ließe sich beispielsweise durch eine Umgestaltung des 
BAföGs erreichen. Insbesondere der Ausbau zu einer alters- und 
herkunftsunabhängigen Förderung erleichtert auch den Studieneinstieg für 
beruflich Qualifizierte. Darüber hinaus muss der Hochschulzugang weiter 
geöffnet werden, um mehr Menschen ohne Abitur ein Studium zu 
ermöglichen“, macht Thomas Warnau deutlich. Der freie zusammenschluss 
von studentInnenschaften fordert seit Jahren die Umgestaltung des BAföGs 
in einen bedarfsdeckenden, alters- und herkunftsunabhängigen Vollzuschuss.