[fzs-pressemitteilung] Guter Ansatz, aber lange nicht ausreichend
Konstantin Bender
konstantin.bender at fzs.de
Fre Sep 1 12:41:26 CEST 2006
Guter Ansatz, aber lange nicht ausreichend
Pressemitteilung des freien Zusammenschlusses von StudentInnenschaften (fzs)
aus Anlass des 35jährigen Bestehens des BAföGs
Am 1. September 1971 trat das Bundesgesetz über individuelle Förderung
der Ausbildung (Bundesausbildungsförderungsgesetz - BAföG) in Kraft. In
seinem 35jährigen Bestehen haben etwa 3,8 Millionen StudentInnen und 4,4
Millionen SchülerInnen von der Förderung profitiert.
Hierzu erklärt Katharina Binz, Vorstandsmitglied des freien
Zusammenschlusses von StudentInnenschaften (fzs): „Mit der Einführung
des BAföGs sollte eine Erhöhung der Chancengleichheit im Bildungssystem
erreicht werden, die eine wichtige Grundlage für die Bildungsexpansion
in den 70er Jahren bildete. Diesem Anspruch wurde das BAföG aber
zunehmend nicht mehr gerecht.“
Zu Beginn als Vollzuschuss eingeführt, wurde bald auf Kosten von eher
bildungsfernen StudieninteressentInnen der Rotstift angesetzt und das
BAföG mit dem heute wieder üblichen Darlehensanteil von ca. 50 %
versehen. In den 80er Jahren wurde sogar durch die vorübergehende
Umstellung auf ein Volldarlehen eine fatale Entwicklung eingeleitet.
Waren es 1982 immerhin noch 23%, die eine Förderung erhielten, so fiel
die Zahl der Studierenden aus unteren sozialen Schichten auf nur 12% im
Jahr 2003. Rüttger’ s BAföG-Reform sei damit an den Rand eines
Bildungskahlschlags gekommen.
„Scheinbar wurde aus diesen Fehlern gelernt. Ein regelmäßiger
BAföG-Bericht sollte der jeweiligen Regierung die Fakten für die
realitätsnahe und kontinuierliche Anpassung der Bedarfssätze und der
Freibeträge liefern, während die Darlehenssumme auf 10 000 € begrenzt
werden konnte. Ein Schritt in die richtige Richtung“, so Konstantin
Bender, im Vorstand des fzs zuständig für den Bereich Sozialpolitik.
„Die SPD sollte lieber an ihren Erfolgen anknüpfen und den sich selbst
gestellten Aufgaben gerecht werden, anstatt seit mittlerweile 5 Jahren
die Daten der Bafög-Berichte zu ignorieren und Bedarfssätze und
Freibeträge der Entschuldung der öffentlichen Haushalte zu opfern“,
fordert Elke Michauk, ebenfalls Teil des neuen Vorstands im
Studierendenverband. „Von Frau Schavan als neuer Bildungsministerien ist
bekanntermaßen eine völlige Kehrtwende in der finanziellen Förderung von
Studierenden zu erwarten. Auch im Haushaltsentwurf 2007 weiß sie nichts
Vernünftiges mit ihrem Etat anzufangen, denn sonst hätte sie die
entsprechenden Mittel für das BAföG freigegeben.“
Aus Sicht des fzs bedarf es einerseits eines klaren Bekenntnisses zum
BAföG sowie andererseits eines Ausbaus des BAföGs zu einer
bedarfsdeckenden Grundsicherung. Für den fzs stellen die neuen
Studienfinanzierungsmöglichkeiten des Bundes und der privaten Anbieter
den schleichenden Ausstieg aus dem BAföG dar. „Dies wäre ein gewaltiger
Rückschritt für die Chancengleichheit im Bildungssystem, da es dazu
führen würde, dass endgültig nur noch Reiche Zugang zu Bildung hätten“,
erklärt Janett Schmiedgen, auch im fzs-Vorstand. Kurzfristig sei es
deshalb unumgänglich, die Förderhöhe wie auch die Zahl der
Antragsberechtigten auszuweiten.
Elke Michauk, fzs-Vorstand, führt hierzu aus: „Das BAföG stellt unseres
Erachtens nach eines der wichtigsten Studienfinanzierungsmodelle dar und
kann, nach entsprechenden Modifikationen, Mittel zum Erreichen sozialer
Gleichheit in Hochschule und Gesellschaft sein.“ Konstantin Bender
ergänzt seine Kollegin abschließend: „Langfristig muss durch die
Einführung einer bedarfsdeckenden Grundsicherung, die allen Menschen
eine soziale Beteiligung garantiert, die sich nicht aus eigenem
Einkommen oder Vermögen finanzieren können. Dazu gehört auch die
Wahrnehmung ihres Rechts auf Bildung.“
Als Ansprechpartnerin können sie Elke Michauk, unter Telefon: +49 (0)
177 2532230 erreichen