[fzs-pressemitteilung] Schreier folgt den unsozialen Märchen
Christian Berg
christian.berg.tue at web.de
Don Dez 1 11:55:21 CET 2005
Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Kolleginnen und Kollegen,
anbei eine Pressemitteilung des freien zusammenschlusses von
studentInnenschaften (fzs) zu den am gestrigen Tag bekannt gewordenen
Plänen zur Einführung von Studiengebühren im Saarland.
Bei Rückfragen stehen Ihnen zur Verfügung:
Christian Berg, 0163 / 75 93 560
Regina Weber, 0163 / 75 93 561
Mit freundlichen Grüßen,
Christian Berg
(fzs-Vorstand)
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Schreier folgt den unsozialen Märchen
Das Saarland reiht sich mit seinem Studiengebührenvorstoß in die Reihe
der unsozialen Länder ein.
BERLIN (fzs). Der saarländische Ministerratsbeschluss zur Einführung von
allgemeinen Studiengebühren ist nach Ansicht des freien zusammenschluss
von studentInnenschaften (fzs) ein weiterer Schritt in die falsche
Richtung in puncto Bildungsfinanzierung. Ab dem Wintersemester 2006/07
sollen 500 EUR pro Semester von allen Studierenden erhoben werden.
"Nun trägt auch das Saarland seinen Teil dazu bei, dass finanzschwache
Studierende kein Studium mehr aufnehmen können. Die scheinbare
Sozialverträglichkeit der Studiengebühren ist eine Farce", kritisiert
fzs-Vorstandsmitglied Christian Berg. "Herr Schreier glaubt immer noch
an das Märchen von der Krankenschwester, die das Studium des Arztsohns
durch ihre Steuern finanziert. Alle ernstzunehmenden wissenschaftlichen
Untersuchungen über Steuereinnahmen in der Bundesrepublik zeigen ein
anderes Bild." Der saarländische Ministerpräsident Jürgen Schreier hatte
die Studiengebühren als einen Beitrag zu mehr Finanzierungsgerechtigkeit
im Bildungswesen bezeichnet, da die Geringverdienenden derzeit durch ihr
Steueraufkommen in erster Linie die Ausbildung der Kinder der
Besserverdienenden bezahlten.
Aus Sicht des fzs wird durch die Einführung von Studiengebühren die
soziale Selektion im Bildungswesen jedoch immer mehr verschärft. "Alle
internationalen Vergleichsstudien beweisen, dass die Bundesrepublik
eines der sozial selektivsten Bildungssysteme hat. Wenn man diejenigen,
die viel Geld verdienen, verstärkt an den Staatsausgaben beteiligen
will, dann brauchen wir eine vernünftige Steuerreform und
Umverteilungspolitik und keine Studiengebühren", fasst Berg die
Forderungen des studentischen Dachverbandes zusammen. Der fzs hatte in
der Vergangenheit mehrfach gefordert, den Staatshaushalt durch eine
stärkere Belastung von Besserverdienenden zu sanieren statt durch
Gebühren sozial Schwache von Bildung auszuschließen und so die
Landeskassen zu füllen.
Das Aktionsbündnis gegen Studiengebühren beim fzs (ABS) hatte am
Dienstag ein Rechtsgutachten vorgelegt, nachdem die aktuellen
Gebührenpläne in vielerlei hinsicht verfassungs- und europarechtlich
fragwürdig sind. "Anstatt verschiedenste Klagen zu provozieren, täte
auch der saarländische Bildungsminister gut daran, sich einmal Gedanken
über den Abbau der sozialen Selektivität im Hochschulbereich zu machen.
Es ist fahrlässig, wenn eine Landesregierung auf derart juristisch und
politisch dünnem Eis agiert und die Folgen und die rechtliche
Unsicherheit später an den Studierenden auslässt", so Regina Weber vom
fzs-Vorstand.
Mit dem Saarland legt nun das sechste Bundesland seine
Studiengebührenpläne vor. Die Regierung befürchtet, ohne Gebühren
gegenüber den Hochschulen der anderen Bundesländer ins Hintertreffen zu
geraten. Die saarländischen Hochschulen befürchten dagegen eher, nach
Einführung der Gebühren ihre Studierenden zu verlieren, da im
angrenzenden Rheinland-Pfalz noch keine allgemeinen Gebühren auf dem
Tisch liegen. "Das zeigt wieder einmal, dass die einzig sinnvolle
Lösung der Gebührenfrage nur ein bundesweites Verbot von
Studiengebühren sein kann", so Weber. "Nun ist auch die neue
Bundesregierung am Zug: Wir brauchen endlich mehr Bildungskompetenz im
Bund, die auch eine solche Regelung zulassen würde."