[fzs-newsletter] Hochschulpolitischer Newsletter des fzs - Nr.
1/2008
Redaktion fzs-Newsletter
newsletter at fzs.de
Don Jan 17 11:06:18 CET 2008
Newsletter des freien zusammenschlusses von studentInnenschaften (fzs)
Nr. 1/2008 - 17. Januar 2008
INHALT
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1. Studentische Proteste zum Jahresbeginn: Bundesweiter Aktionstag am
25. Januar 2008
2. Umfrage: Studiengebühren schränken Studierende finanziell ein
3. Gebührenfreiheit: Sächsische Hochschulen wegen Gebührenfreiheit
und geringen Lebenskosten attraktiv
4. Studienabbruch: Bis zur Hälfte aller Bachelor-Studierenden bricht
Studium ab
5. Qualifizierungsinitiative: "Mehr Schein als Sein"
6. Untersuchung: Studium führt zu psychischen Belastungen
7. Gericht kassiert IQ- und Stipendien-Rabatt bei Studiengebühren
8. StudiVZ: Kritik an geplanten Werbemaßnahmen
9. Personalia: Annegret Kramp-Karrenbauer ist neue Präsidentin der
Kultusministerkonferenz
10. Neue Publikation: Auswahlverfahren und Hochschulzugang
11. Termine
1. Studentische Proteste zum Jahresbeginn: Bundesweiter Aktionstag am
25. Januar 2008
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Die Einführung von Studiengebühren in insgesamt sieben Bundesländern
ist auch im Jahr 2008 zentrales Thema innerhalb der
Studierendenschaften in der Bundesrepublik. Der fzs ruft gemeinsam
mit weitere studentischen und bildungspolitischen Akteuren zu einem
bundesweiten Aktionstag am 25. Januar 2008 auf. In Frankfurt/Main
wird dabei eine zentrale Demonstration stattfinden, während zugleich
an zahlreichen anderen Hochschulorten ebenfalls Demonstrationen und
Aktionen gegen Studiengebühren stattfinden werden. Damit machen
Studierende mit Blick auf die anstehenden Landtagswahlen mobil und
erinnern zugleich an das Urteil des Bundesverfassungsgerichtes von
2005, durch das die Einführung von Studiengebühren in den
Bundesländern ermöglicht wurde.
Für die Studierenden stehen dabei aber nicht nur Studiengebühren im
Fokus der politischen Debatte. Vielmehr erinnert der fzs daran, dass
nicht zuletzt das Urteil des BVerfG sich auch die Föderalismusreform
ausgewirkt hat: "Die Auswirkungen der Föderalismusreform sind bereits
spürbar"“, so Imke Buß, Mitglied im fzs-Vorstand. "„Die
Exzellenzinitiative ist dabei nur die Spitze des Eisbergs.
Langfristig wird der Wettbewerb nur wenige Gewinner, aber viele
Verlierer hervorbringen.“" Weitere Themen sind die desolate
finanzielle Situation von Studierenden sowie die mangelhaften
Mitbestimmungsmöglichkeiten an den Hochschulen.
Aufruf und Pressemitteilung:
http://www.fzs.de/aktuelles/presse/159782.html
2. Umfrage: Studiengebühren schränken Studierende finanziell ein
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Die ASten der Universität Hannover und der Technischen Universität
Braunschweig haben unter den Studierenden ihrer Hochschule eine
repräsentative Erhebung zur Akzeptanz und den Auswirkungen von
Studiengebühren durchgeführt. Die Ergebnisse sind deutlich: Eine
große Mehrheit lehnt Studiengebühren ab; für mehr als drei Viertel
der Studierenden stellen Studiengebühren eine finanzielle Belastung dar.
Die insgesamt 3400 Studierenden wurden nach den Auswirkungen von
Studiengebühren auf ihre persönliche finanzielle Situation gefragt.
Während nur ein Drittel der Studierenden (in Hannover gar nur ein
Viertel) kaum oder gar keine Auswirkungen beklagt, geben jeweils etwa
50% der Studierenden an, dass sie sich finanziell einschränken müssen
(Hannover: 53%, Braunschweig: 47,1%, Mehrfachnennungen möglich). Etwa
ein Drittel der Studierenden muss mehr arbeiten (34,6% bzw. 31%).
Deutlich wird erneut, dass die Studierenden nicht durch Kredite,
sondern durch Mehrarbeit und andere Einschränkungen versuchen,
möglichst keine Schulden zu machen: Lediglich 10,7% bzw. 9,1% der
Befragten geben an, einen Kredit zur Gebührenfinanzierung aufgenommen
zu haben.
Weiterhin lehnt eine deutliche Mehrheit Studiengebühren ab: 61,1%
(Hannover) bzw. 58,8% (Braunschweig) lehnen Gebühren als Mittel der
Hochschulfinanzierung ab, die "Campus-Maut" stößt nur bei 14,3% bzw.
18,4 der Befragten auf Zustimmung. Etwa ein Fünftel ist nach eigener
Aussage unentschlossen. Diese klare Ablehnung widerlege "die Äußerung
des Bildungsministers Lutz Stratmann, der bei jeder Gelegenheit
gebetsmühlenartig wiederholt, dass die Studierenden ein Bezahlstudium
akzeptieren würden", wie Ralf Reischwitz vom AStA-Vorstand der
TU-Braunschweig erläuterte. 80% der Befragten fordern zudem
zusätzliche Landesmittel für die Hochschulen ein, um die Lehrqualität
zu verbessern; eine verschwindend geringe Anzahl von Studierenden
(3,4% bzw. 7%) würde höhere Studiengebühren in Kauf nehmen.
Auf weitgehende Zustimmung stößt darüber hinaus der im Sommersemester
geplante Boykott von Studiengebühren: Während jeweils ca. 20% der
Studierenden den Boykott grundsätzlich befürworten, empfinden
zugleich über 40% der Studierenden dieses Instrument als "prinzipiell
für effektiv", befürchten jedoch eine mangelnde Beteiligung. Die
ASten begrüßen dieses Ergebnis, wie Friederike Beier vom AStA der Uni
Hannover erklärte: "Dieses Ergebnis macht deutlich, dass sich die
Mehrheit der Studierenden nicht mit den Studiengebühren abfinden will
und bereit ist, dagegen vorzugehen. Somit steht dem Boykott und dem
Widerstand gegen die unsozialen Studiengebühren nichts mehr im Wege."
Pressemitteilung der ASten Hannover und Braunschweig:
http://pc2.asta.uni-hannover.de/asta/index.php?id=10
3. Gebührenfreiheit: Sächsische Hochschulen wegen Gebührenfreiheit
und geringen Lebenskosten attraktiv
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Eine bislang unveröffentlichten Studie im Auftrag des sächsischen
Wissenschaftsministerium kommt zu dem Ergebnis, dass
StudienanfängerInnen sich vor allem aus finanziellen Gründen für ein
Studium in Sachsen entscheiden. Die Gebührenfreiheit sowie geringe
Lebenshaltungskosten waren für Erstsemester die mit Abstand
wichtigsten Gründe, ein Studium in Sachsen zu beginnen. Auch die
Ausstattung der Hochschulen sowie das "Studentenleben" waren Gründe
für die Entscheidung, nach Sachsen zu gehen. Als wesentliche
Nachteile eines Studiums in Sachsen wiesen die Befragten auf
Rechtsextremismus sowie Vorurteile gegenüber dem Bundesland hin.
Insgesamt sehen aber nur 15% der StudienanfängerInnen "eventuelle
Nachteile" eines Studiums in Sachsen im Vergleich zu anderen
Bundesländern.
Zielsetzung der Studie, die von der Chemnitzer Marketingprofessorin
Cornelia Zanger erstellt wurde, ist die Evaluation von Stärken und
Schwächen des Studienstandortes Sachsen. Dabei soll der
Entscheidungsprozess für den Studienstandort untersucht sowie
Elemente für eine Marketingkampagne benannt werden. Befragt wurden
insgesamt knapp 20% der StudienanfängerInnen im Wintersemester
2007/2008. Zentrale Gründe für die Entscheidung eines Studiums in
Sachsen ist die Gebührenfreiheit im Freistaat: Gefragt nach insgesamt
30 Gründen, die für die Wahl des Studienortes sprechen könnten, haben
von den insgesamt 3223 befragten Erstsemestern 3095 die
Gebührenfreiheit bzw. 3079 das kostengünstige Studieren genannt - das
sind über 99% der Befragten. Damit bestätigt die Untersuchung die
bisherigen Vermutungen zu den Studierendenbewegungen: Während zum
aktuellen Wintersemester alle gebührenfreien Bundesländer einen
deutlichen Zuwachs an StudienanfängerInnen verbuchten (Brandenburg
und Bremen je 14%, Berlin 12%, Thüringen 10%), gingen in den
Gebührenländern Saarland, Baden-Württemberg und Hessen die
AnfängerInnenzahlen hingegen um bis zu 3% zurück.
Auch das Aktionsbündnis gegen Studiengebühren (ABS) beim fzs sah sich
bestätigt: "Nun haben wir es schwarz auf weiß. Der Ansturm der
Studierenden ist in erster Linie auf die Einführung von
Studiengebühren in den westdeutschen Bundesländern zurückzuführen",
wie der ABS-Geschäftsführer André Schnepper in einer Pressemitteilung
erklärte. Tatsächlich ist die Gebührenfreiheit und auch geringe
Lebenshaltungskosten zwar für alle Studierenden ein wesentlicher
Grund; gerade Studierende aus den alten Bundesländern geben diesen
Grund aber verstärkt an. Derzeit gehören ausschließlich westdeutsche
Bundesländer zu den gebührenpflichtigen Ländern.
Pressemitteilung des ABS:
http://abs-bund.de/presse/2665.html
4. Studienabbruch: Bis zur Hälfte aller Bachelor-Studierenden bricht
Studium ab
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Die erste Seite der bislang unter Verschluss gehaltenen Studie macht
die Katastrophe deutlich: "Die bisher mit der Einführung der neuen
Studiengänge verbundenen Vorstellungen: geringerer Studienabbruch
aufgrund intensiverer Betreuung (...), Verkürzung der Studiendauer
werden nicht oder nur teilweise eingehalten. (Es) bedarf einer Reihe
von Änderungen in den Bachelorstudiengängen, um das Studienangebot
attraktiver und besser studierbar zu machen." Es folgt eine
Aufzählung zentraler Elemente der bislang an der FU Berlin erfolgten
Studiengangsreformen.
Bei der nun aufgedeckten Studie handelt es sich nicht etwa um das
Ergebnis einer kritischen Untersuchung der Studierendenschaft,
sondern um eine Studie des Fachbereiches Controlling mit dem etwas
sperrigen Titel "Untersuchung des Studienerfolgs von Studierenden der
zum Wintersemester 2004/2005 neu eingerichteten
Bachelorstudiengängen". Im Ergebnis kommt die Studie zum Schluss,
dass "der Schwund in den neuen Studiengängen größer (ist) als der
Schwund in den alten Studiengängen." Demnach sind zwei Jahre nach
Einrichtung der entsprechenden Studiengänge nur noch 63% der
Studierenden in den entsprechenden Studiengängen eingeschrieben, was
einen Schwund von 37% bedeutet. Bei Magisterstudierenden betrug dabei
die Abbruchquote in den ersten fünf Fachsemestern nur
durchschnittlich 10%. In Fächern wie Biologie auf Lehramt, Mathematik
und Philosophie brachen etwa die Hälfte aller Studierenden ab, in
Informatik sank die Quote auf 29%.
Angesichts dieser katastrophalen Ergebnissen verwundert es nicht,
dass die Hochschulleitung die interne Studie seit Februar 2007 unter
Verschluss hält. Die Ergebnisse wurden nun nur durch entsprechende
Medienberichte öffentlich, denen eine Verteilung von Kopien der 115
Seiten starken Untersuchung auf dem Campus vorausgegangen war. Der
AStA der FU Berlin zeigte sich über die Ergebnisse wenig überrascht.
In einer Pressemitteilung hieß es: "Entgegen den Hoffnungen des FU
Präsidiums, dass mit Einführung der neuen Abschlüsse das Studium
insgesamt schneller beendet wird und weniger Studierende ihr Studium
abbrechen, zeigt die Studie, dass genau das Gegenteil der Fall ist."
Der AStA der FU fordert demnach "eine konsequente Verbesserung der
Studienbedingungen mit dem Ziel eines freien und selbstbestimmten
Studiums."
Die Studie als .pdf-Download:
http://www.wiki.bildung-schadet-nicht.de/images/d/d1/
Studienerfolg_FU.pdf
Pressemitteilung des AStA der FU Berlin:
http://www.astafu.de/aktuelles/archiv/a_2007/presse_12-13
5. Qualifizierungsinitiative: "Mehr Schein als Sein"
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Unter der Motto "Aufstieg durch Bildung" hat die Bundesregierung
Anfang Januar eine "Qualifizierungsinitiative" beschlossen, die
einzelne Maßnahmen von der frühkindlichen Bildung bis hin zur
Weiterbildung zusammenfasst. Neben den bereits bekannten
Investitionen in die Infrastruktur für Kindertagesstätten sollen
unter anderem "Aufstiegsstipendien" für "besonders befähigte"
AbsolventInnen des Dualen Systems vergeben werden, damit diese ein
Studium aufnehmen können. Mit Blick auf die hohe Anzahl von
"AltbewerberInnen", jungen Menschen also, die bislang keinen
Ausbildungsplatz erhalten haben, soll durch ein gemeinsames Programm
von Bundesbildungs- und Arbeitsministerium ein Ausbildungsbonus von
bis zu 6000 Euro für die Vermittlung von Ausbildungsplätzen gezahlt
werden.
Von bildungspolitische verantwortlichen Organisationen hagelte es
jedoch Kritik an den Plänen von Bundesbildungsministerin Schavan. Die
Vize-Chefin der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW),
Marianne Demmer, geißelte die Initiative als "kleinteiligen
Themenkatalog" und "nettes Sammelsurium von Pilotprojekten", die die
großen Zukunftsthemen nicht lösen könnten. Auch der fzs kritisierte,
dass die vorgeschlagenen Maßnahmen in keiner Weise ausreichten.
Zu den wichtigsten Ziele, die aus Sicht des studentischen
Dachverbandes dringend angegangen werden müssen, gehört die Erhöhung
der Durchlässigkeit im deutschen Bildungssystem. Zwar habe dies auch
die Bundesregierung erkannt und als einen Schritt in die so genannten
"nationalen Bildungsoffensive" eingebaut. Auch der Schritt, die
Hochschulen mehr als heute für die AbsolventInnen von
Berufsausbildungen zu öffnen, weise in die richtige Richtung. Dabei
warnte der fzs jedoch: "Die Einschätzung, dass durch die Öffnung der
Hochschulen mehr junge Menschen ein Studium aufnehmen, ist vollkommen
unrealistisch. Zwar kann die Anzahl der Studienbewerberinnen und -
bewerber durch diese Maßnahme steigen, aber damit ist das Problem des
eklatanten Studienplatzmangels noch lange nicht gelöst", so Imke Buß
vom Vorstand des fzs. "Durch den Studienplatzmangel kann von freier
Berufswahl schon seit langem nicht mehr gesprochen werden.
Stattdessen entscheiden oft andere Sachzwänge über die
Studienfachwahl", so Buß.
Der fzs forderte in dem Zusammenhang erneut die Einrichtung eines
Bundeshochschulgesetzes. Durch die Föderalismusreform sei eine
weitgehende bundeseinheitliche Bildungsplanung unmöglich gemacht
worden, wodurch die Chancengleichheit verstärkt in Gefahr sei.
Florian Hillebrand vom fzs-Vorstand erklärte dazu: "Die
Bildungschancen werden in den einzelnen Länden noch weiter
auseinanderdriften, bundesweite Chancengleichheit für junge Menschen
wird es in Zukunft kaum noch geben." Der Bund müsse deshalb seine
verbliebenen Handlungsspielräume nutzen. Bislang weigert sich
Bundesbildungsministerin Schavan, Regelungen zum Hochschulzugang und
zu Hochschulabschlüssen bundesgesetzlich zu regeln.
Pressemitteilung des fzs:
http://www.fzs.de/aktuelles/presse/158658.html
Informationen des BMBF:
http://www.bmbf.de/de/12042.php
6. Untersuchung: Studium führt zu psychischen Belastungen
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Eine neue Studie der Techniker Krankenkasse (TK) hat die
Verschreibung von Medikamenten an Studierende untersucht. Demnach
sind Studierende im Durchschnitt zwar gesünder als ihre
erwerbstätigen AltersgenossInnen, allerdings stehen sie unter
erheblich stärkerem psychischen Druck. Statistisch betrachtet haben
demnach Studierende im Alter von 20 bis 34 Jahren Antidepressiva für
fünf Tage im Jahr verschrieben bekommen, Berufstätige im gleichen
Alter jedoch nur für 3,5 Tage jährlich. Bei den Studierenden machten
die Psychopharmaka fast zehn Prozent der insgesamt verordneten
Medikamente aus, bei den Erwerbstätigen waren es nur knapp sechs
Prozent.
Die Studie, zu der die Daten von 131.000 Studierenden erhoben wurde,
kommt demnach zum Schluss: "Die Ergebnisse deuten insgesamt auf eine
relativ hohe psychische Belastung von Studenten hin, die sich
vorrangig in den höheren Altersgruppen bemerkbar macht." Psychisch
belastende Faktoren sind dabei insbesondere Zeitdruck, Hektik an der
Hochschule und fehlende Rückzugsmöglichkeiten. "Die Auffälligkeiten
zeigen, dass Leistungsdruck und Stress mit allen negativen Folgen zum
Unialltag gehören", so Volker Clasen, Sprecher der TK in Schleswig-
Holstein gegenüber bildungsklick.de. Dabei nimmt der Anteil der
Studierenden, die Antidepressiva bekommen, mit dem Alter zu. "Von den
30- bis 34jährigen bekamen mehr als drei Prozent der männlichen und
fast sechs Prozent der weiblichen Studenten Medikamente gegen
Depressionen verordnet", so Clasen.
Der fzs reagierte mit Bestürzung auf die Studie der Krankenkasse und
wies auf die desolaten Studienbedingungen hin. "Organisatorisches
Chaos, Überlast im Studium und gleichzeitig für den Lebensunterhalt
arbeiten ist für viele Studierende zu viel", so Regina Weber,
Vorstandsmitglied im fzs. Den Hauptgrund der Befunde sieht der fzs
demnach in der die Mehrfachbelastung der Studierenden. Zwei Drittel
der Studierenden müssen arbeiten, um sich finanziell über Wasser zu
halten. Regina Weber: "Ein voller Vorlesungsplan, Job und die
nächsten Prüfungen, da ist man schnell bei einer 80-Stunden Woche.
Lange hält das niemand durch." Aus Sicht der Studierendenvertretungen
muss die finanzielle Situation der Studierenden deutlich sicherer
werden.
Weitere Informationen:
http://www.fzs.de/aktuelles/news/157942.html
Pressemitteilung des fzs:
http://www.fzs.de/aktuelles/presse/158985.html
Studie der Techiker Krankenkasse:
http://www.tk-online.de/centaurus/generator/tk-online.de/
m02__landesvertretungen/0858/02__pressemitteilungen/01__aktuell/
1214__studenten.html
7. Gericht kassiert IQ- und Stipendien-Rabatt bei Studiengebühren
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Begabten-Förderung und Elite-Wahn liegen im Trend, dachte sich die
Universitätsleitung Freiburg, als sie die Regelung beschloss, wonach
Studierende mit einem IQ über 130 die Studiengebühren erlassen
bekommen sollten. Das Freiburger Verwaltungsgericht hat die
entsprechende Regelung, von der etwa 150 Studierende profitierten,
nun gekippt. Geklagt hatten vier Studierende, die trotz guter
Studienleistungen keine Gebührenermäßigung erhielten. Stattdessen
wurden die Studierenden auf die Möglichkeit eines IQ-Testes hingewiesen.
Neben dem vor allem als Marketing-Gag verstandenen IQ-Rabatt hat das
Verwaltungsgericht jedoch auch den pauschalen Gebührenerlass für
StipendiatInnen als verfassungswidrig bezeichnet: Mit Blick auf den
Gleichheitsgrundsatz aus Art. 3 Abs. 1 könne nicht allein der
Stipendienbescheid eines Förderungswerkes für einen Gebührenerlass
ausreichen, da Studierende keinen Nachteil daraus haben dürften, wenn
sie sich etwa aus politischen oder religiösen Gründen gegen ein
Stipendium entscheiden würden bzw. aus diesen Gründen kein solches
erhielten. Insbesondere mit Blick auf die Tatsache, dass mehrere
Förderungswerke in der Vergangenheit einen Gebührenerlass für ihre
StipendiatInnen gefordert haben, ist das Urteil relevant für den
weiteren Umgang mit so genannten "Hochbegabten".
Der fzs steht der Vergabe von Stipendien und besonderen Leistungen
für "Begabten" grundsätzlich kritisch gegenüber. Aus Sicht des
studentischen Dachverbandes ist durch die verstärkte Forderung nach
und Einrichtung von Stipendien die Chancengleichheit gefährdet.
Stattdessen setzt er sich für eine Förderung aller Studierenden ein.
In einem Positionspapier des fzs vom Sommer 2007 heißt es etwa: "Der
fzs setzt sich für eine öffentliche Bildungsfinanzierung und eine
Förderung aller Studierenden nach deren finanziellem Bedarf ein. Eine
Breitenförderung berücksichtigt den hohen Bedarf an gut Ausgebildeten
und verhindert eine Auswahl der Studierenden nach finanziellem und
sozialem Hintergrund. Eine Erweiterung des Stipendiensystems und ein
Abbau der Breitenförderung folgen dagegen hegemonialen Interessen und
(re-)produziert eine handverlesene Elite."
Positionspapier zum Stipendiensystem in Deutschland:
http://www.fzs.de/aktuelles/positionen/133421.html
Artikel bei Spiegel Online:
http://www.spiegel.de/unispiegel/studium/0,1518,527196,00.html
8. StudiVZ: Kritik an geplanten Werbemaßnahmen
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Zum 9. Januar hat das studentische Portal "studiVZ", das als "social
network" nach eigenen Aussagen mehr als vier Millionen NutzerInnen in
mehreren Ländern hat, seine Allgemeinen Geschäftsbedingungen
geändert. Hintergrund dieses aufwändigen Verfahrens ist die
Einführung von personenbezogener Werbung, durch die das Portal
künftig schwarze Zahlen schreiben soll. Das Portal studiVZ wurde vor
einem Jahr vom Holtzbrinck-Verlag für geschätzte 85 Millionen Euro
gekauft. Die registrierten NutzerInnen mussten zum Jahreswechsel in
die neuen Nutzungsbedingungen einwilligen, um weiterhin dem Portal
angehören zu können. Zu den Gründen erklärte Marcus Riecke,
Geschäftsführer von studiVZ, gegenüber der WELT bereitwillig: "Wir
wollen mit der Änderung der Geschäftsbedingungen einfacher auf die
Daten der User zugreifen. So können wir besser personenbezogene
Werbung verschicken."
Geplant ist demnach, dass die angemeldeten Studierenden künftig
personalisierte Werbung erhalten sollen - anhand der Kriterien Alter,
Geschlecht, Studiengang und Studienort. Zwar können NutzerInnen den
geplanten Werbemaßnahmen widersprechen, doch der entsprechende Link
ist nur nach aufwändiger Recherche zu finden, was vor allem bei
Datenschützern auf entsprechende Kritik stößt. Den Vorteil
personenorientierte Werbung erklärte Michael Brehm, Mitbegründer von
StudiVZ, nach entsprechender Kritik durch NutzerInnen wie folgt:
"Jemand der personalisierte Werbung möchte, bekommt weniger Werbung
und relevantere. Jemand der keine personalisierte Werbung möchte,
bekommt mehr Werbung."
Die nun in Kraft getretenen Nutzungsbedingungen stoßen vor allem bei
Datenschützern, aber auch zunehmend bei Studierenden und
registrierten NutzerInnen auf Kritik. Zahlreiche Mitglieder haben
bereits ihren Namen unkenntlich gemacht, Daten aus ihrem Profil
genommen oder etwa das Portal konsequent verlassen.
9. Personalia: Annegret Kramp-Karrenbauer ist neue Präsidentin der
Kultusministerkonferenz
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Am 16. Januar hat Annegret Kramp-Karrenbauer, saarländische
Ministerin für Bildung, Familie, Frauen und Kultur turnusgemäß die
Präsidentschaft der Kulturministerkonferenz (KMK) übernommen und
damit den Berliner Wissenschaftssenator Jürgen Zöllner abgelöst. In
einer ersten Pressemitteilung erklärte Kramp, Sie werde den
eingeschlagenen Reformkurs zur Qualitätsentwicklung im
Bildungsbereich nachhaltig unterstützen und die Diskussionen um die
Themen wie PISA, IGLU oder die zentralen Bildungsstandards konsequent
weiterführen.
Als politische Schwerpunkte ihrer einjährigen Amtszeit nannte Kram-
Karrenbauer die weitere Förderung frühkindlicher Bildung sowie den
Ausbau von Durchlässigkeit in der beruflichen Bildung: "Wir haben in
den Vollzeitberufsschulen mittlerweile so umfassende Möglichkeiten,
allgemeine Schulabschlüsse zu erreichen, dass das gemeinsam mit der
Frage der Durchlässigkeit ein ganz wichtiger Punkt bei der
Bildungsgerechtigkeit ist. Das Schulsystem muss den Wechsel von einem
Bildungsweg zum anderen erlauben, eine Berufsausbildung darf nicht zu
einer Sackgasse werden. Im Rahmen einer Berufsausbildung muss
vielmehr auch die Möglichkeit gegeben sein, einen allgemeinen
Abschluss erreichen zu können, der den Weg in ein Studium öffnet." Im
Rahmen einer Festveranstaltung zeigte sich der bisherige Präsident
Zöllner mit der im Jahr 2007 erfolgten Arbeit sehr zufrieden. Er
verwies auf die Umgestaltung der ZVS in eine Serviceeinrichtung, die
angestoßene Exzellenzoffensive zu hochschulischer Lehre und die
Einführung der Systenakkreditierung an Hochschulen.
Pressemitteilung der KMK:
http://www.kultusministerkonferenz.de/aktuell/pm080116.htm
10. Neue Publikation: Auswahlverfahren und Hochschulzugang - Ein
Handbuch für studentische Gremienmitglieder
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Spätestens seit der 7. Novelle des Hochschulrahmengesetzes ist es
Realität. Die Hochschulen dürfen sich in bestimmten Bereichen ihre
Studierenden durch Auswahlverfahren selber aussuchen. In der Regel
sind es die Gremien im Fachbereich, die über die Art der
Zulassungsbeschränkung und Auswahlmethode entscheiden. Aber auch in
hochschulweiten Gremien kommen studentische VertreterInnen nicht um
das Thema herum: Eckpunkte zu Auswahlverfahren werden häufig für die
ganz Hochschule festgelegt.
Das Handbuch gibt einen Einblick in die einzelnen Auswahlverfahren
und analysiert sie nach sozialen Auswirkungen, empirisch-
diagnostischem Wert und Kosten. Dabei liegt der Schwerpunkt auf einer
fundierten Gegenargumentation gegen einen selektiven Hochschulzugang,
der einzelne oder ganze Gruppen von Menschen ausschließt. In einem
weiteren Teil werden die ideologischen Grundlagen von
Zulassungsbeschränkungen und Auswahlverfahren offen gelegt. Darauf
aufbauend werden alternative Lösungsmöglichkeiten dargelegt. Ein
umfangreicher Anhang mit rechtlichen Hinweisen rundet das Handbuch
ab. Für Studierendenschaften, Fachschaften und Interessierte ist es
damit ein unentbehrliches Nachschlagewerk.
Weitere Informationen und Bestellung:
http://www.fzs.de/service/bestellen/index.html#1373
11. Termine
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Tagung: Forschungspolitik im Spannungsfeld von Exzellenz und
gesellschaftlicher Verantwortung
(8.-10. Februar 2008, Münster)
Spätestens seit der Exzellenzinitiative ist Forschungspolitik wieder
mitten in hochschulpolitischen Debatten angekommen. Sie hat
wesentlichen Einfluss auf die Hochschullandschaft in Deutschland und
determiniert viele Entscheidungsprozesse innerhalb der Hochschulen.
Deshalb stellen fzs und BdWi die Fragen: Was ist denn überhaupt der
Anspruch an Forschungspolitik? Welche anderen Strategien als die
Exzellenzinitiative sind denkbar? Wo soll die Reise
"Forschungspolitik" in Zukunft hingehen?
Auf der Tagung werden sehr viele ExpertInnen aus unterschiedlichen
Bereichen der Gesellschaft ihre Positionen schildern und den
TeilnehmerInnen einen sehr breiten Eindruck davon vermitteln, in
welchem Zustand sich die Forschungspolitik gerade befindet. Neben den
Fragen der Finanzierung von Forschung und der sich daraus ergebenden
Konsequenzen wird auch die gesellschaftliche Relevanz von Forschung
diskutiert, bevor am Sonntag die Forschung innerhalb der Promotion
näher betrachtet wird. Die Tagung richtet sich sowohl an
EinsteigerInnen in diese Thematik als auch an Personen, die sich
schon länger mit der Thematik befassen, da im Programm die
Einstiegsvorträge am Anfang kombiniert werden mit dem Fachwissen
hochkarätiger ExpertInnen im weiteren Verlauf der Tagung.
Weitere Informationen und Anmeldung:
http://www.fzs.de/termine/event_272.html
Impressum
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Der hochschulpolitische Newsletter des fzs erscheint 14-tägig und
enthält Informationen zu aktuellen bildungs- und hochschulpolitischen
Themen sowie Ankündigungen des studentischen Dachverbandes. Die
Redaktion ist erreichbar unter newsletter at fzs.de
Informationen zum An- und Abmelden:
http://www.fzs.de/service/newsletter/newsletter.html