[fzs-newsletter] Hochschulpolitischer Newsletter des fzs - Nr. 1/2008

Redaktion fzs-Newsletter newsletter at fzs.de
Don Jan 17 11:06:18 CET 2008


Newsletter des freien zusammenschlusses von studentInnenschaften (fzs)
Nr. 1/2008 - 17. Januar 2008


INHALT
======
1. Studentische Proteste zum Jahresbeginn: Bundesweiter Aktionstag am  
25. Januar 2008
2. Umfrage: Studiengebühren schränken Studierende finanziell ein
3. Gebührenfreiheit: Sächsische Hochschulen wegen Gebührenfreiheit  
und geringen Lebenskosten attraktiv
4. Studienabbruch: Bis zur Hälfte aller Bachelor-Studierenden bricht  
Studium ab
5. Qualifizierungsinitiative: "Mehr Schein als Sein"
6. Untersuchung: Studium führt zu psychischen Belastungen
7. Gericht kassiert IQ- und Stipendien-Rabatt bei Studiengebühren
8. StudiVZ: Kritik an geplanten Werbemaßnahmen
9. Personalia: Annegret Kramp-Karrenbauer ist neue Präsidentin der  
Kultusministerkonferenz
10. Neue Publikation: Auswahlverfahren und Hochschulzugang
11. Termine


1. Studentische Proteste zum Jahresbeginn: Bundesweiter Aktionstag am  
25. Januar 2008
======================================================================== 
=============
Die Einführung von Studiengebühren in insgesamt sieben Bundesländern  
ist auch im Jahr 2008 zentrales Thema innerhalb der  
Studierendenschaften in der Bundesrepublik. Der fzs ruft gemeinsam  
mit weitere studentischen und bildungspolitischen Akteuren zu einem  
bundesweiten Aktionstag am 25. Januar 2008 auf. In Frankfurt/Main  
wird dabei eine zentrale Demonstration stattfinden, während zugleich  
an zahlreichen anderen Hochschulorten ebenfalls Demonstrationen und  
Aktionen gegen Studiengebühren stattfinden werden. Damit machen  
Studierende mit Blick auf die anstehenden Landtagswahlen mobil und  
erinnern zugleich an das Urteil des Bundesverfassungsgerichtes von  
2005, durch das die Einführung von Studiengebühren in den  
Bundesländern ermöglicht wurde.

Für die Studierenden stehen dabei aber nicht nur Studiengebühren im  
Fokus der politischen Debatte. Vielmehr erinnert der fzs daran, dass  
nicht zuletzt das Urteil des BVerfG sich auch die Föderalismusreform  
ausgewirkt hat: "Die Auswirkungen der Föderalismusreform sind bereits  
spürbar"“, so Imke Buß, Mitglied im fzs-Vorstand. "„Die  
Exzellenzinitiative ist dabei nur die Spitze des Eisbergs.  
Langfristig wird der Wettbewerb nur wenige Gewinner, aber viele  
Verlierer hervorbringen.“" Weitere Themen sind die desolate  
finanzielle Situation von Studierenden sowie die mangelhaften  
Mitbestimmungsmöglichkeiten an den Hochschulen.

Aufruf und Pressemitteilung:
http://www.fzs.de/aktuelles/presse/159782.html


2. Umfrage: Studiengebühren schränken Studierende finanziell ein
================================================================
Die ASten der Universität Hannover und der Technischen Universität  
Braunschweig haben unter den Studierenden ihrer Hochschule eine  
repräsentative Erhebung zur Akzeptanz und den Auswirkungen von  
Studiengebühren durchgeführt. Die Ergebnisse sind deutlich: Eine  
große Mehrheit lehnt Studiengebühren ab; für mehr als drei Viertel  
der Studierenden stellen Studiengebühren eine finanzielle Belastung dar.

Die insgesamt 3400 Studierenden wurden nach den Auswirkungen von  
Studiengebühren auf ihre persönliche finanzielle Situation gefragt.  
Während nur ein Drittel der Studierenden (in Hannover gar nur ein  
Viertel) kaum oder gar keine Auswirkungen beklagt, geben jeweils etwa  
50% der Studierenden an, dass sie sich finanziell einschränken müssen  
(Hannover: 53%, Braunschweig: 47,1%, Mehrfachnennungen möglich). Etwa  
ein Drittel der Studierenden muss mehr arbeiten (34,6% bzw. 31%).  
Deutlich wird erneut, dass die Studierenden nicht durch Kredite,  
sondern durch Mehrarbeit und andere Einschränkungen versuchen,  
möglichst keine Schulden zu machen: Lediglich 10,7% bzw. 9,1% der  
Befragten geben an, einen Kredit zur Gebührenfinanzierung aufgenommen  
zu haben.

Weiterhin lehnt eine deutliche Mehrheit Studiengebühren ab: 61,1%  
(Hannover) bzw. 58,8% (Braunschweig) lehnen Gebühren als Mittel der  
Hochschulfinanzierung ab, die "Campus-Maut" stößt nur bei 14,3% bzw.  
18,4 der Befragten auf Zustimmung. Etwa ein Fünftel ist nach eigener  
Aussage unentschlossen. Diese klare Ablehnung widerlege "die Äußerung  
des Bildungsministers Lutz Stratmann, der bei jeder Gelegenheit  
gebetsmühlenartig wiederholt, dass die Studierenden ein Bezahlstudium  
akzeptieren würden", wie Ralf Reischwitz vom AStA-Vorstand der
TU-Braunschweig erläuterte. 80% der Befragten fordern zudem  
zusätzliche Landesmittel für die Hochschulen ein, um die Lehrqualität  
zu verbessern; eine verschwindend geringe Anzahl von Studierenden  
(3,4% bzw. 7%) würde höhere Studiengebühren in Kauf nehmen.

Auf weitgehende Zustimmung stößt darüber hinaus der im Sommersemester  
geplante Boykott von Studiengebühren: Während jeweils ca. 20% der  
Studierenden den Boykott grundsätzlich befürworten, empfinden  
zugleich über 40% der Studierenden dieses Instrument als "prinzipiell  
für effektiv", befürchten jedoch eine mangelnde Beteiligung. Die  
ASten begrüßen dieses Ergebnis, wie Friederike Beier vom AStA der Uni  
Hannover erklärte: "Dieses Ergebnis macht deutlich, dass sich die  
Mehrheit der Studierenden nicht mit den Studiengebühren abfinden will  
und bereit ist, dagegen vorzugehen. Somit steht dem Boykott und dem  
Widerstand gegen die unsozialen Studiengebühren nichts mehr im Wege."

Pressemitteilung der ASten Hannover und Braunschweig:
http://pc2.asta.uni-hannover.de/asta/index.php?id=10


3. Gebührenfreiheit: Sächsische Hochschulen wegen Gebührenfreiheit  
und geringen Lebenskosten attraktiv
======================================================================== 
==============================
Eine bislang unveröffentlichten Studie im Auftrag des sächsischen  
Wissenschaftsministerium kommt zu dem Ergebnis, dass  
StudienanfängerInnen sich vor allem aus finanziellen Gründen für ein  
Studium in Sachsen entscheiden. Die Gebührenfreiheit sowie geringe  
Lebenshaltungskosten waren für Erstsemester die mit Abstand  
wichtigsten Gründe, ein Studium in Sachsen zu beginnen. Auch die  
Ausstattung der Hochschulen sowie das "Studentenleben" waren Gründe  
für die Entscheidung, nach Sachsen zu gehen. Als wesentliche  
Nachteile eines Studiums in Sachsen wiesen die Befragten auf  
Rechtsextremismus sowie Vorurteile gegenüber dem Bundesland hin.  
Insgesamt sehen aber nur 15% der StudienanfängerInnen "eventuelle  
Nachteile" eines Studiums in Sachsen im Vergleich zu anderen  
Bundesländern.

Zielsetzung der Studie, die von der Chemnitzer Marketingprofessorin  
Cornelia Zanger erstellt wurde, ist die Evaluation von Stärken und  
Schwächen des Studienstandortes Sachsen. Dabei soll der  
Entscheidungsprozess für den Studienstandort untersucht sowie  
Elemente für eine Marketingkampagne benannt werden. Befragt wurden  
insgesamt knapp 20% der StudienanfängerInnen im Wintersemester  
2007/2008. Zentrale Gründe für die Entscheidung eines Studiums in  
Sachsen ist die Gebührenfreiheit im Freistaat: Gefragt nach insgesamt  
30 Gründen, die für die Wahl des Studienortes sprechen könnten, haben  
von den insgesamt 3223 befragten Erstsemestern 3095 die  
Gebührenfreiheit bzw. 3079 das kostengünstige Studieren genannt - das  
sind über 99% der Befragten. Damit bestätigt die Untersuchung die  
bisherigen Vermutungen zu den Studierendenbewegungen: Während zum  
aktuellen Wintersemester alle gebührenfreien Bundesländer einen  
deutlichen Zuwachs an StudienanfängerInnen verbuchten (Brandenburg  
und Bremen je 14%, Berlin 12%, Thüringen 10%), gingen in den  
Gebührenländern Saarland, Baden-Württemberg und Hessen die  
AnfängerInnenzahlen hingegen um bis zu 3% zurück.

Auch das Aktionsbündnis gegen Studiengebühren (ABS) beim fzs sah sich  
bestätigt: "Nun haben wir es schwarz auf weiß. Der Ansturm der  
Studierenden ist in erster Linie auf die Einführung von  
Studiengebühren in den westdeutschen Bundesländern zurückzuführen",  
wie der ABS-Geschäftsführer André Schnepper in einer Pressemitteilung  
erklärte. Tatsächlich ist die Gebührenfreiheit und auch geringe  
Lebenshaltungskosten zwar für alle Studierenden ein wesentlicher  
Grund; gerade Studierende aus den alten Bundesländern geben diesen  
Grund aber verstärkt an. Derzeit gehören ausschließlich westdeutsche  
Bundesländer zu den gebührenpflichtigen Ländern.

Pressemitteilung des ABS:
http://abs-bund.de/presse/2665.html


4. Studienabbruch: Bis zur Hälfte aller Bachelor-Studierenden bricht  
Studium ab
======================================================================== 
=======
Die erste Seite der bislang unter Verschluss gehaltenen Studie macht  
die Katastrophe deutlich: "Die bisher mit der Einführung der neuen  
Studiengänge verbundenen Vorstellungen: geringerer Studienabbruch  
aufgrund intensiverer Betreuung (...), Verkürzung der Studiendauer  
werden nicht oder nur teilweise eingehalten. (Es) bedarf einer Reihe  
von Änderungen in den Bachelorstudiengängen, um das Studienangebot  
attraktiver und besser studierbar zu machen." Es folgt eine  
Aufzählung zentraler Elemente der bislang an der FU Berlin erfolgten  
Studiengangsreformen.

Bei der nun aufgedeckten Studie handelt es sich nicht etwa um das  
Ergebnis einer kritischen Untersuchung der Studierendenschaft,  
sondern um eine Studie des Fachbereiches Controlling mit dem etwas  
sperrigen Titel "Untersuchung des Studienerfolgs von Studierenden der  
zum Wintersemester 2004/2005 neu eingerichteten  
Bachelorstudiengängen". Im Ergebnis kommt die Studie zum Schluss,  
dass "der Schwund in den neuen Studiengängen größer (ist) als der  
Schwund in den alten Studiengängen." Demnach sind zwei Jahre nach  
Einrichtung der entsprechenden Studiengänge nur noch 63% der  
Studierenden in den entsprechenden Studiengängen eingeschrieben, was  
einen Schwund von 37% bedeutet. Bei Magisterstudierenden betrug dabei  
die Abbruchquote in den ersten fünf Fachsemestern nur  
durchschnittlich 10%. In Fächern wie Biologie auf Lehramt, Mathematik  
und Philosophie brachen etwa die Hälfte aller Studierenden ab, in  
Informatik sank die Quote auf 29%.

Angesichts dieser katastrophalen Ergebnissen verwundert es nicht,  
dass die Hochschulleitung die interne Studie seit Februar 2007 unter  
Verschluss hält. Die Ergebnisse wurden nun nur durch entsprechende  
Medienberichte öffentlich, denen eine Verteilung von Kopien der 115  
Seiten starken Untersuchung auf dem Campus vorausgegangen war. Der  
AStA der FU Berlin zeigte sich über die Ergebnisse wenig überrascht.  
In einer Pressemitteilung hieß es: "Entgegen den Hoffnungen des FU  
Präsidiums, dass mit Einführung der neuen Abschlüsse das Studium  
insgesamt schneller beendet wird und weniger Studierende ihr Studium  
abbrechen, zeigt die Studie, dass genau das Gegenteil der Fall ist."  
Der AStA der FU fordert demnach "eine konsequente Verbesserung der  
Studienbedingungen mit dem Ziel eines freien und selbstbestimmten  
Studiums."

Die Studie als .pdf-Download:
http://www.wiki.bildung-schadet-nicht.de/images/d/d1/ 
Studienerfolg_FU.pdf

Pressemitteilung des AStA der FU Berlin:
http://www.astafu.de/aktuelles/archiv/a_2007/presse_12-13


5. Qualifizierungsinitiative: "Mehr Schein als Sein"
====================================================
Unter der Motto "Aufstieg durch Bildung" hat die Bundesregierung  
Anfang Januar eine "Qualifizierungsinitiative" beschlossen, die  
einzelne Maßnahmen von der frühkindlichen Bildung bis hin zur  
Weiterbildung zusammenfasst. Neben den bereits bekannten  
Investitionen in die Infrastruktur für Kindertagesstätten sollen  
unter anderem "Aufstiegsstipendien" für "besonders befähigte"  
AbsolventInnen des Dualen Systems vergeben werden, damit diese ein  
Studium aufnehmen können. Mit Blick auf die hohe Anzahl von  
"AltbewerberInnen", jungen Menschen also, die bislang keinen  
Ausbildungsplatz erhalten haben, soll durch ein gemeinsames Programm  
von Bundesbildungs- und Arbeitsministerium ein Ausbildungsbonus von  
bis zu 6000 Euro für die Vermittlung von Ausbildungsplätzen gezahlt  
werden.

Von bildungspolitische verantwortlichen Organisationen hagelte es  
jedoch Kritik an den Plänen von Bundesbildungsministerin Schavan. Die  
Vize-Chefin der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW),  
Marianne Demmer, geißelte die Initiative als "kleinteiligen  
Themenkatalog" und "nettes Sammelsurium von Pilotprojekten", die die  
großen Zukunftsthemen nicht lösen könnten. Auch der fzs kritisierte,  
dass die vorgeschlagenen Maßnahmen in keiner Weise ausreichten.

Zu den wichtigsten Ziele, die aus Sicht des studentischen  
Dachverbandes dringend angegangen werden müssen, gehört die Erhöhung  
der Durchlässigkeit im deutschen Bildungssystem. Zwar habe dies auch  
die Bundesregierung erkannt und als einen Schritt in die so genannten  
"nationalen Bildungsoffensive" eingebaut. Auch der Schritt, die  
Hochschulen mehr als heute für die AbsolventInnen von  
Berufsausbildungen zu öffnen, weise in die richtige Richtung. Dabei  
warnte der fzs jedoch: "Die Einschätzung, dass durch die Öffnung der  
Hochschulen mehr junge Menschen ein Studium aufnehmen, ist vollkommen  
unrealistisch. Zwar kann die Anzahl der Studienbewerberinnen und - 
bewerber durch diese Maßnahme steigen, aber damit ist das Problem des  
eklatanten Studienplatzmangels noch lange nicht gelöst", so Imke Buß  
vom Vorstand des fzs. "Durch den Studienplatzmangel kann von freier  
Berufswahl schon seit langem nicht mehr gesprochen werden.  
Stattdessen entscheiden oft andere Sachzwänge über die  
Studienfachwahl", so Buß.

Der fzs forderte in dem Zusammenhang erneut die Einrichtung eines  
Bundeshochschulgesetzes. Durch die Föderalismusreform sei eine  
weitgehende bundeseinheitliche Bildungsplanung unmöglich gemacht  
worden, wodurch die Chancengleichheit verstärkt in Gefahr sei.  
Florian Hillebrand vom fzs-Vorstand erklärte dazu: "Die  
Bildungschancen werden in den einzelnen Länden noch weiter  
auseinanderdriften, bundesweite Chancengleichheit für junge Menschen  
wird es in Zukunft kaum noch geben." Der Bund müsse deshalb seine  
verbliebenen Handlungsspielräume nutzen. Bislang weigert sich  
Bundesbildungsministerin Schavan, Regelungen zum Hochschulzugang und  
zu Hochschulabschlüssen bundesgesetzlich zu regeln.

Pressemitteilung des fzs:
http://www.fzs.de/aktuelles/presse/158658.html

Informationen des BMBF:
http://www.bmbf.de/de/12042.php


6. Untersuchung: Studium führt zu psychischen Belastungen
=========================================================
Eine neue Studie der Techniker Krankenkasse (TK) hat die  
Verschreibung von Medikamenten an Studierende untersucht. Demnach  
sind Studierende im Durchschnitt zwar gesünder als ihre  
erwerbstätigen AltersgenossInnen, allerdings stehen sie unter  
erheblich stärkerem psychischen Druck. Statistisch betrachtet haben  
demnach Studierende im Alter von 20 bis 34 Jahren Antidepressiva für  
fünf Tage im Jahr verschrieben bekommen, Berufstätige im gleichen  
Alter jedoch nur für 3,5 Tage jährlich. Bei den Studierenden machten  
die Psychopharmaka fast zehn Prozent der insgesamt verordneten  
Medikamente aus, bei den Erwerbstätigen waren es nur knapp sechs  
Prozent.

Die Studie, zu der die Daten von 131.000 Studierenden erhoben wurde,  
kommt demnach zum Schluss: "Die Ergebnisse deuten insgesamt auf eine  
relativ hohe psychische Belastung von Studenten hin, die sich  
vorrangig in den höheren Altersgruppen bemerkbar macht." Psychisch  
belastende Faktoren sind dabei insbesondere Zeitdruck, Hektik an der  
Hochschule und fehlende Rückzugsmöglichkeiten. "Die Auffälligkeiten  
zeigen, dass Leistungsdruck und Stress mit allen negativen Folgen zum  
Unialltag gehören", so Volker Clasen, Sprecher der TK in Schleswig- 
Holstein gegenüber bildungsklick.de. Dabei nimmt der Anteil der  
Studierenden, die Antidepressiva bekommen, mit dem Alter zu. "Von den  
30- bis 34jährigen bekamen mehr als drei Prozent der männlichen und  
fast sechs Prozent der weiblichen Studenten Medikamente gegen  
Depressionen verordnet", so Clasen.

Der fzs reagierte mit Bestürzung auf die Studie der Krankenkasse und  
wies auf die desolaten Studienbedingungen hin. "Organisatorisches  
Chaos, Überlast im Studium und gleichzeitig für den Lebensunterhalt  
arbeiten ist für viele Studierende zu viel", so Regina Weber,  
Vorstandsmitglied im fzs. Den Hauptgrund der Befunde sieht der fzs  
demnach in der die Mehrfachbelastung der Studierenden. Zwei Drittel  
der Studierenden müssen arbeiten, um sich finanziell über Wasser zu  
halten. Regina Weber: "Ein voller Vorlesungsplan, Job und die  
nächsten Prüfungen, da ist man schnell bei einer 80-Stunden Woche.  
Lange hält das niemand durch." Aus Sicht der Studierendenvertretungen  
muss die finanzielle Situation der Studierenden deutlich sicherer  
werden.

Weitere Informationen:
http://www.fzs.de/aktuelles/news/157942.html

Pressemitteilung des fzs:
http://www.fzs.de/aktuelles/presse/158985.html

Studie der Techiker Krankenkasse:
http://www.tk-online.de/centaurus/generator/tk-online.de/ 
m02__landesvertretungen/0858/02__pressemitteilungen/01__aktuell/ 
1214__studenten.html


7. Gericht kassiert IQ- und Stipendien-Rabatt bei Studiengebühren
=================================================================
Begabten-Förderung und Elite-Wahn liegen im Trend, dachte sich die  
Universitätsleitung Freiburg, als sie die Regelung beschloss, wonach  
Studierende mit einem IQ über 130 die Studiengebühren erlassen  
bekommen sollten. Das Freiburger Verwaltungsgericht hat die  
entsprechende Regelung, von der etwa 150 Studierende profitierten,  
nun gekippt. Geklagt hatten vier Studierende, die trotz guter  
Studienleistungen keine Gebührenermäßigung erhielten. Stattdessen  
wurden die Studierenden auf die Möglichkeit eines IQ-Testes hingewiesen.

Neben dem vor allem als Marketing-Gag verstandenen IQ-Rabatt hat das  
Verwaltungsgericht jedoch auch den pauschalen Gebührenerlass für  
StipendiatInnen als verfassungswidrig bezeichnet: Mit Blick auf den  
Gleichheitsgrundsatz aus Art. 3 Abs. 1 könne nicht allein der  
Stipendienbescheid eines Förderungswerkes für einen Gebührenerlass  
ausreichen, da Studierende keinen Nachteil daraus haben dürften, wenn  
sie sich etwa aus politischen oder religiösen Gründen gegen ein  
Stipendium entscheiden würden bzw. aus diesen Gründen kein solches  
erhielten. Insbesondere mit Blick auf die Tatsache, dass mehrere  
Förderungswerke in der Vergangenheit einen Gebührenerlass für ihre  
StipendiatInnen gefordert haben, ist das Urteil relevant für den  
weiteren Umgang mit so genannten "Hochbegabten".

Der fzs steht der Vergabe von Stipendien und besonderen Leistungen  
für "Begabten" grundsätzlich kritisch gegenüber. Aus Sicht des  
studentischen Dachverbandes ist durch die verstärkte Forderung nach  
und Einrichtung von Stipendien die Chancengleichheit gefährdet.  
Stattdessen setzt er sich für eine Förderung aller Studierenden ein.  
In einem Positionspapier des fzs vom Sommer 2007 heißt es etwa: "Der  
fzs setzt sich für eine öffentliche Bildungsfinanzierung und eine  
Förderung aller Studierenden nach deren finanziellem Bedarf ein. Eine  
Breitenförderung berücksichtigt den hohen Bedarf an gut Ausgebildeten  
und verhindert eine Auswahl der Studierenden nach finanziellem und  
sozialem Hintergrund. Eine Erweiterung des Stipendiensystems und ein  
Abbau der Breitenförderung folgen dagegen hegemonialen Interessen und  
(re-)produziert eine handverlesene Elite."

Positionspapier zum Stipendiensystem in Deutschland:
http://www.fzs.de/aktuelles/positionen/133421.html

Artikel bei Spiegel Online:
http://www.spiegel.de/unispiegel/studium/0,1518,527196,00.html


8. StudiVZ: Kritik an geplanten Werbemaßnahmen
==============================================
Zum 9. Januar hat das studentische Portal "studiVZ", das als "social  
network" nach eigenen Aussagen mehr als vier Millionen NutzerInnen in  
mehreren Ländern hat, seine Allgemeinen Geschäftsbedingungen  
geändert. Hintergrund dieses aufwändigen Verfahrens ist die  
Einführung von personenbezogener Werbung, durch die das Portal  
künftig schwarze Zahlen schreiben soll. Das Portal studiVZ wurde vor  
einem Jahr vom Holtzbrinck-Verlag für geschätzte 85 Millionen Euro  
gekauft. Die registrierten NutzerInnen mussten zum Jahreswechsel in  
die neuen Nutzungsbedingungen einwilligen, um weiterhin dem Portal  
angehören zu können. Zu den Gründen erklärte Marcus Riecke,  
Geschäftsführer von studiVZ, gegenüber der WELT bereitwillig: "Wir  
wollen mit der Änderung der Geschäftsbedingungen einfacher auf die  
Daten der User zugreifen. So können wir besser personenbezogene  
Werbung verschicken."

Geplant ist demnach, dass die angemeldeten Studierenden künftig  
personalisierte Werbung erhalten sollen - anhand der Kriterien Alter,  
Geschlecht, Studiengang und Studienort. Zwar können NutzerInnen den  
geplanten Werbemaßnahmen widersprechen, doch der entsprechende Link  
ist nur nach aufwändiger Recherche zu finden, was vor allem bei  
Datenschützern auf entsprechende Kritik stößt. Den Vorteil  
personenorientierte Werbung erklärte Michael Brehm, Mitbegründer von  
StudiVZ, nach entsprechender Kritik durch NutzerInnen wie folgt:  
"Jemand der personalisierte Werbung möchte, bekommt weniger Werbung  
und relevantere. Jemand der keine personalisierte Werbung möchte,  
bekommt mehr Werbung."

Die nun in Kraft getretenen Nutzungsbedingungen stoßen vor allem bei  
Datenschützern, aber auch zunehmend bei Studierenden und  
registrierten NutzerInnen auf Kritik. Zahlreiche Mitglieder haben  
bereits ihren Namen unkenntlich gemacht, Daten aus ihrem Profil  
genommen oder etwa das Portal konsequent verlassen.


9. Personalia: Annegret Kramp-Karrenbauer ist neue Präsidentin der  
Kultusministerkonferenz
======================================================================== 
==================
Am 16. Januar hat Annegret Kramp-Karrenbauer, saarländische  
Ministerin für Bildung, Familie, Frauen und Kultur turnusgemäß die  
Präsidentschaft der Kulturministerkonferenz (KMK) übernommen und  
damit den Berliner Wissenschaftssenator Jürgen Zöllner abgelöst. In  
einer ersten Pressemitteilung erklärte Kramp, Sie werde den  
eingeschlagenen Reformkurs zur Qualitätsentwicklung im  
Bildungsbereich nachhaltig unterstützen und die Diskussionen um die  
Themen wie PISA, IGLU oder die zentralen Bildungsstandards konsequent  
weiterführen.

Als politische Schwerpunkte ihrer einjährigen Amtszeit nannte Kram- 
Karrenbauer die weitere Förderung frühkindlicher Bildung sowie den  
Ausbau von Durchlässigkeit in der beruflichen Bildung: "Wir haben in  
den Vollzeitberufsschulen mittlerweile so umfassende Möglichkeiten,  
allgemeine Schulabschlüsse zu erreichen, dass das gemeinsam mit der  
Frage der Durchlässigkeit ein ganz wichtiger Punkt bei der  
Bildungsgerechtigkeit ist. Das Schulsystem muss den Wechsel von einem  
Bildungsweg zum anderen erlauben, eine Berufsausbildung darf nicht zu  
einer Sackgasse werden. Im Rahmen einer Berufsausbildung muss  
vielmehr auch die Möglichkeit gegeben sein, einen allgemeinen  
Abschluss erreichen zu können, der den Weg in ein Studium öffnet." Im  
Rahmen einer Festveranstaltung zeigte sich der bisherige Präsident  
Zöllner mit der im Jahr 2007 erfolgten Arbeit sehr zufrieden. Er  
verwies auf die Umgestaltung der ZVS in eine Serviceeinrichtung, die  
angestoßene Exzellenzoffensive zu hochschulischer Lehre und die  
Einführung der Systenakkreditierung an Hochschulen.

Pressemitteilung der KMK:
http://www.kultusministerkonferenz.de/aktuell/pm080116.htm


10. Neue Publikation: Auswahlverfahren und Hochschulzugang - Ein  
Handbuch für studentische Gremienmitglieder
======================================================================== 
====================================
Spätestens seit der 7. Novelle des Hochschulrahmengesetzes ist es  
Realität. Die Hochschulen dürfen sich in bestimmten Bereichen ihre  
Studierenden durch Auswahlverfahren selber aussuchen. In der Regel  
sind es die Gremien im Fachbereich, die über die Art der  
Zulassungsbeschränkung und Auswahlmethode entscheiden. Aber auch in  
hochschulweiten Gremien kommen studentische VertreterInnen nicht um  
das Thema herum: Eckpunkte zu Auswahlverfahren werden häufig für die  
ganz Hochschule festgelegt.

Das Handbuch gibt einen Einblick in die einzelnen Auswahlverfahren  
und analysiert sie nach sozialen Auswirkungen, empirisch- 
diagnostischem Wert und Kosten. Dabei liegt der Schwerpunkt auf einer  
fundierten Gegenargumentation gegen einen selektiven Hochschulzugang,  
der einzelne oder ganze Gruppen von Menschen ausschließt. In einem  
weiteren Teil werden die ideologischen Grundlagen von  
Zulassungsbeschränkungen und Auswahlverfahren offen gelegt. Darauf  
aufbauend werden alternative Lösungsmöglichkeiten dargelegt. Ein  
umfangreicher Anhang mit rechtlichen Hinweisen rundet das Handbuch  
ab. Für Studierendenschaften, Fachschaften und Interessierte ist es  
damit ein unentbehrliches Nachschlagewerk.

Weitere Informationen und Bestellung:
http://www.fzs.de/service/bestellen/index.html#1373


11. Termine
===========
Tagung: Forschungspolitik im Spannungsfeld von Exzellenz und  
gesellschaftlicher Verantwortung
(8.-10. Februar 2008, Münster)

Spätestens seit der Exzellenzinitiative ist Forschungspolitik wieder  
mitten in hochschulpolitischen Debatten angekommen. Sie hat  
wesentlichen Einfluss auf die Hochschullandschaft in Deutschland und  
determiniert viele Entscheidungsprozesse innerhalb der Hochschulen.  
Deshalb stellen fzs und BdWi die Fragen: Was ist denn überhaupt der  
Anspruch an Forschungspolitik? Welche anderen Strategien als die  
Exzellenzinitiative sind denkbar? Wo soll die Reise  
"Forschungspolitik" in Zukunft hingehen?

Auf der Tagung werden sehr viele ExpertInnen aus unterschiedlichen  
Bereichen der Gesellschaft ihre Positionen schildern und den  
TeilnehmerInnen einen sehr breiten Eindruck davon vermitteln, in  
welchem Zustand sich die Forschungspolitik gerade befindet. Neben den  
Fragen der Finanzierung von Forschung und der sich daraus ergebenden  
Konsequenzen wird auch die gesellschaftliche Relevanz von Forschung  
diskutiert, bevor am Sonntag die Forschung innerhalb der Promotion  
näher betrachtet wird. Die Tagung richtet sich sowohl an  
EinsteigerInnen in diese Thematik als auch an Personen, die sich  
schon länger mit der Thematik befassen, da im Programm die  
Einstiegsvorträge am Anfang kombiniert werden mit dem Fachwissen  
hochkarätiger ExpertInnen im weiteren Verlauf der Tagung.

Weitere Informationen und Anmeldung:
http://www.fzs.de/termine/event_272.html



Impressum
=========
Der hochschulpolitische Newsletter des fzs erscheint 14-tägig und  
enthält Informationen zu aktuellen bildungs- und hochschulpolitischen  
Themen sowie Ankündigungen des studentischen Dachverbandes. Die  
Redaktion ist erreichbar unter newsletter at fzs.de

Informationen zum An- und Abmelden:
http://www.fzs.de/service/newsletter/newsletter.html