[fzs-newsletter] Hochschulpolitischer Newsletter des fzs - Nr. 19/2007

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Mit Dez 19 16:02:19 CET 2007


Newsletter des fzs
Nr. 19/2007 - 19. Dezember 2007


Inhalt
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1. Studierendenzahlen rückläufig: Studiengebühren schrecken ab
2. Zehntausend Studierende demonstrieren gegen sächsisches  
Hochschulgesetz
3. Rheinland-pfälzischer Aktionstag "gegen miese Studienbedingungen"
4. Uni Leipzig feuert rechten Honorarprofessor - Initiative des StuRa  
erfolgreich
5. "Lieber sterben als unterdrückt werden" - Studierendenproteste im  
Iran
6. Mehr Selektion und Willkür: Kopfnoten in NRW
7. Proteste zum dritten Jahrestag: Gegen Studiengebühren und für  
Verfasste Studierendenschaften
8. Für faire Praktika und einen besseren Berufseinstieg von jungen  
EuropäerInnen
9. Termine


1. Studierendenzahlen rückläufig: Studiengebühren schrecken ab
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Die Veröffentlichung der Studierendenzahlen im Wintersemester 2007/08  
durch das Statistische Bundesamt bestätigt die Befürchtungen des fzs:  
Während in jenen Bundesländern, die Studiengebühren erheben, die  
Studierendenzahlen einbrechen, werden Länder ohne Gebühren förmlich  
von Studierenden überrannt. Insgesamt sinken die Studierendenzahlen;  
eine nachhaltige Steigerung der StudienanfängerInnen liegt in weiter  
Ferne.

Nach den Angaben des Statistischen Bundesamtes ist im Vergleich zum  
vergangenen Wintersemester die Gesamtzahl der Studierenden um 2%  
gesunken. Die Zahl der StudienanfängerInnen sind im gleichen Zeitraum  
um 4% angestiegen - nach jahrelangem Rückgang trotz einer ständig  
ansteigenden Zahl von Studienberechtigten. Diese entscheiden sich  
immer stärker für eine berufliche Ausbildung. Zugleich geht die  
Anzahl der Studierenden an Universitäten stark zurück, während sich  
immer mehr StudienanfängerInnen für Fachhochschulen entscheiden.

Abschreckungseffekte: Zuwächse nur in gebührenfreien Ländern

Einen deutlichen Zuwachs an Studierenden verbuchen die gebührenfreien  
Länder, mit Bremen und Brandenburg an der Spitze: In diesen Ländern  
stiegen die Zahlen der Immatrikulierten um 6% bzw. 4%, gefolgt von  
Rheinland-Pfalz. Die Entwicklung in den "Gebührenländern" hingegen  
verläuft diametral entgegengesetzt: Mit einem Rückgang von 9% der  
Studierenden im Vergleich zum Vorjahr steht hier Hessen an der  
Spitze, gefolgt von Niedersachsen (-5,5%) sowie Baden-Württemberg und  
dem Saarland mit einem Rückgang von je etwa 2%.

Noch deutlicher wird der Unterschied bei den StudienanfängerInnen: In  
Brandenburg und Bremen stieg deren Anzahl steil um je 14%, es folgen  
Berlin (12%), Thüringen (10%) und Sachsen (9%). Im Saarland, in Baden- 
Württemberg sowie in Hessen gingen die AnfängerInnenzahlen hingegen  
um bis 3% zurück. Peter Weigl, Vize-Präsident des Statistischen  
Bundesamtes, fasste diese Zahlen zusammen: "Hinsichtlich der  
Entwicklung der Anzahl der Studienanfänger und Studierenden im  
Vergleich zum Vorjahr schneiden die neun Ländern, die keine  
allgemeinen Studiengebühren erheben, besser ab als der  
Bundesdurchschnitt."

Immer mehr Studienberechtigte machen Ausbildung

Der fzs verurteilte anlässlich der Veröffentlichung dieser Zahlen  
erneut scharf die Einführung von Studiengebühren und wies zugleich  
auf die bedenkliche Entwicklung im Bildungsbereich hin: "Die  
Studienberechtigtenzahlen sind stark angestiegen, die Quote derer,  
die dann auch ein Hochschulstudium aufnehmen aber gesunken", sagte  
Regina Weber, Vorstandsmitglied des fzs. "Dieser Trend setzt sich  
seit Jahren fort; so nahmen im Zeitraum von 2004 bis 2006 circa 20 %  
weniger studienberechtigte Schulabgängerinnen und Schulabgänger ein  
Studium auf. Dies steht dem Ziel der Bundesregierung, dass 40 % eines  
Altersjahrganges einen Hochschulabschluss erwerben, diametral  
gegenüber." Vor dieser Entwicklung warnte auch der Vize-Präsident des  
Statistischen Bundesamtes.

Abschreckungseffekt durch Studiengebühren auf Frauen?

Auffälligkeiten bestehen darüber hinaus beim Anteil von Studentinnen  
an den Hochschulen. Der Gesamtanteil von Frauen ist innerhalb der  
Studierendenschaft zwar gleich geblieben und liegt bei 48% aller  
Studierenden. Auffällig ist jedoch, dass der Rückgang von  
Studienanfängerinnen in den Gebührenländern ausgeprägter ist als der  
Durchschnitt (Hessen: -0,4% durchschnittlicher Rückgang  bzw. -2,3%  
bei Studienanfängerinnen; Saarland: -3,1% bzw. -6,3%), während der  
weibliche Anteil von Studienanfängerinnen in gebührenfreien Ländern  
teils überdurchschnittlich steigt. Die Auswertung der ersten  
fachbezogenen Zahlen, die dem Statistischen Bundesamt für die vier  
Studienbereiche Bauingenieurwesen, Informatik, Maschinenbau sowie  
Elektrotechnik vorliegen, bestätigt macht ebenfalls einen Rückgang  
des Anteils weiblicher Studierender in diesen Studienbereichen (außer  
Informatik) aus. Diese ersten Zahlen sind dabei allenfalls als Trend  
zu verstehen - umso stärker werden sich BildungsforscherInnen und - 
politikerInnen auch diese Entwicklung anschauen müssen.

Studierendenzahlen gesunken (Pressemitteilung des fzs):
http://www.fzs.de/aktuelles/presse/154198.html

Informationen des Statistischen Bundesamtes:
http://www.destatis.de/jetspeed/portal/cms/Sites/destatis/Internet/DE/ 
Presse/pk/2007/Hochschulstandort/statement__vpraes,property=file.pdf


2. Zehntausend Studierende demonstrieren gegen sächsisches  
Hochschulgesetz
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Unter dem Motto "Jetzt schlägt's 13!" haben am 13. Dezember 10.000  
Studierende in Dresden gegen das geplante sächsische Hochschulgesetz  
demonstriert, das zeitgleich im Landtag beraten wurde. Die  
Studierenden, die dem gemeinsamen Aufruf der Konferenz Sächsischer  
Studierendenschaften (KSS) und den Gewerkschaften GEW und ver.di  
gefolgt waren, demonstrierten damit für die Beibehaltung der  
bestehenden demokratischen Strukturen an den Hochschulen. Das  
geplante Gesetz sieht die Abschaffung des Konzils als höchstes  
beschlussfassendes Gremium zu Gunsten eines extern besetzten  
Hochschulrates vor.

Gerald Eisenblätter, Sprecher der Landesstudierendenvertretung,  
kritisierte die bildungspolitisch Verantwortlichen in Sachsen scharf:  
"Ein neues Hochschulgesetz zu verabschieden, heißt Verantwortung für  
die Zukunft zu übernehmen. Dieser Verantwortung sind der  
Ministerpräsident, Georg Milbradt (CDU), und die Ministerin für  
Wissenschaft und Kunst, Eva-Maria Stange (SPD), definitiv nicht  
gewachsen! Wir fordern sie und die Fraktionen auf, den Kurs zu  
überdenken und einen überarbeiteten Entwurf für ein wirklich modernes  
Hochschulgesetz vorzulegen oder den Weg für eine neue Koalition frei  
zu machen."

Auch der fzs unterstützte die Demonstration und verwies darauf, dass  
bundesweit die Mitsprache an den Hochschulen zugunsten autoritärer  
Leitungsstrukturen zurückginge. Imke Buß vom fzs-Vorstand warnte vor  
einer zunehmenden Ökonomisierung der Hochschullandschaft: "Wenn  
Hochschulen sich nur noch an den Interessen der Wirtschaft  
orientieren und die Mitbestimmung von Studierenden und den anderen  
Gruppen der Hochschulen immer weiter ausgehöhlt wird, schadet das den  
Hochschulen in Deutschland nachhaltig. Sie verkommen zu reinen  
Ausbildungsanstalten, die dem Anspruch, Studierenden eine gute  
Bildung zu vermitteln, nicht gerecht werden können."

Die Landesvertretung der sächsischen Studierenden wendet sich  
ebenfalls gegen die geplante Übertragung der Personalhoheit auf die  
Hochschulen. "Es ist zu befürchten, dass aus Kostengründen weitere  
Stellen eingespart und die Vergütung der Angestellten zu Gunsten  
einer wirtschaftlich rentablen Hochschule drastisch gesenkt werden.  
Die internen Verteilungskämpfe hätten somit tiefgreifende Folgen", so  
Eisenblätter. Zugleich lehnte die KSS Gespräche mit den  
hochschulpolitisch Verantwortlichen der Regierungsfraktionen strikt  
ab. Hintergrund sei die Rede von Wissenschaftsministerin Stange, die  
nach Angaben der KSS den DemonstrantInnen vorwarf "weder zuzuhören  
noch das Gesetz zu kennen".

Zu der Demonstration hatten die Studierendenvertretungen in Sachsen  
seit Wochen mobilisiert. Mit zwei Sonderzügen wurden die Studierenden  
nach Dresden gebracht. Solidarität mit den sächsischen  
KommilitonInnen bewiesen Studierende aus Thüringen, die mit Bussen  
nach Dresden gekommen waren.

Pressemitteilung und Informationen der KSS:
http://www.kssnet.de

Demokratie und Mitbestimmung stärken! (Pressemitteilung des fzs):
http://www.fzs.de/aktuelles/presse/154264.html


3. Rheinland-pfälzischer Aktionstag "gegen miese Studienbedingungen"
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"Überfüllte Vorlesungen, Seminarrauswürfe, veraltete Labore,  
wachsende Anfängerzahlen" - so fassen die rheinland-pfälzischen  
Studierendenvertretungen die Situation an den Hochschulen ihres  
Bundeslandes zusammen. Mit einem Aktionstag haben sie nun auf  
Misstände in der Lehre hingewiesen. Im Mittelpunkt des Aktionstages  
stand die Forderung an das Wissenschaftsministerium, das benötigte  
Geld in die Hochschulen zu investieren.

Der AStA der Uni Koblenz verloste etwa symbolische Gegenstände wie  
ein Fahrrad (für schlechte Busanbindungen), ein Hocker (für überfülle  
Hörsäle) und Deo (für große Studierendenanzahlen in kleinen Räumen).  
In Trier haben Studierende die BesucherInnen des Weihnachtsmarktes  
mit einem Banner und Informationsblättern über die Missstände an der  
Hochschule informiert und im Rahmen einer Podiumsdiskussion die  
problematischen Bedingungen thematisiert.

Der fzs wies darauf hin, dass die Einführung von Studiengebühren in  
mehreren Bundesländern die Situation in Rheinland-Pfalz zusätzlich  
erschwere. Florian Hillebrand, Mitglied im fzs-Vorstand, erklärte:  
"Dieses generelle und schon länger existierende Problem der  
Überlastung der Hochschulen wird noch durch die Tatsache verstärkt,  
dass die Nachbarländer von Rheinland-Pfalz vor kurzem allgemeine  
Studiengebühren eingeführt haben und somit noch mehr Studierende nach  
Rheinland-Pfalz 'flüchten' müssen."

Der studentische Dachverband fordert deshalb die Einführung des von  
ihm entwickelten Studienplatzfinanzierungsausgleiches, der eine  
solidarische Ausfinanzierung der Hochschulen durch verstärkte  
Kooperation der einzelnen Bundesländer vorsieht. Nach dem Konzept des  
fzs zahlen die Bundesländer die Studienplatzkosten für "ihre"  
Studierenden, unabhängig von deren Studienort.

Aktionen gegen überfüllte Hörsäle (Pressemitteilung des fzs):
http://www.fzs.de/aktuelles/presse/153950.html

Für einen Paradigmenwechsel in der Hochschulfinanzierung  
(Positionspapier des fzs):
http://www.fzs.de/aktuelles/positionen/137759.html


4. Uni Leipzig feuert rechten Honorarprofessor - Initiative des StuRa  
erfolgreich
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"Das Institut wird bei der Fakultät und der Universitätsleitung einen  
Antrag auf Beendigung der Lehrtätigkeit von Prof. Vogt an der  
Universität Leipzig in die Wege leiten" - so lautet die Erklärung des  
Leipziger Professor Michael Haller, Mitglied im Institutsrat für  
Kommunikation und Medienwissenschaft, vom 23. November. Damit hat die  
Affäre um den Leipziger Honorarprofessor Michael Vogt, dem Kontakte  
in die rechte Szene nachgesagt werden, einen vorläufigen Höhepunkt  
erreicht.

Michael Vogt ist nach Recherchen des Leipziger StudentInnenrates seit  
Jahrzehnten als Publizist am rechten Rand tätig. Als Filmemacher hat  
Vogt 2004 den in rechten Kreisen beliebten Film "Geheimakte Heß"  
veröffentlicht - gemeinsam mit dem NPD-Mitglied Olaf Rose. Der Film  
wird als geschichtsrevisionistisch und verschwörungstheoretisch  
eingestuft; selbst der "SPIEGEL" attestiert dem Film  
"wissenschaftliche Fehler". Vogt, Alter Herr und regelmäßiger  
Referent bei der rechtsextremen Münchener Burschenschaft Danubia, hat  
weitere Filme gedreht und an der Schnittstelle zwischen  
Nationalsozialismus und Verschwörungstheorien scheinbar sein  
Lieblingsthema gefunden: "Alliierte Kriegsverbrechen", "Bus(c)h- 
Piloten – 11.September: Mythos und Täuschungen" oder "Death by  
Hanging – Tod durch den Strang" mit dem Untertitel: "Nürnberger  
Prozesse: Recht oder Rache?".

Doch die braunen Verstrickungen des Leipziger Honorarprofessors  
wurden erst aufgedeckt, als dessen Name auf der Teilnahmeliste einer  
Veranstaltung der (mittlerweile aufgelösten) rechtsextremen ITS- 
Fraktion im Europäischen Parlament auftauchte. Vogt dementierte zwar  
gegenüber SPIEGEL ONLINE: "Ich kann mir nicht erklären, warum mein  
Name dort auftaucht, ich war an diesem Tag definitiv nicht in  
Frankreich", doch Teilnehmer des Treffens bestätigten seine  
Anwesenheit. Der StudentInnenrat reagierte prompt und skandalisierte  
den Fall - mit Erfolg.

Die Universität Leipzig beendete ihre Pressemitteilung übrigens mit  
dem Satz: "Das Institut dankt Prof. Vogt für die in den vergangenen  
neun Jahren geleistete Lehr- und Betreuungsarbeit, in der nach  
Aussagen der Studierenden zu keiner Zeit politische Auffassungen oder  
Aktivitäten eine Rolle gespielt haben."

"Zusammenarbeit eingestellt" (Pressemitteilung der Uni Leipzig):
http://db.uni-leipzig.de/aktuell/index.php?modus=pmanzeige&pm_id=2905


5. "Lieber sterben als unterdrückt werden" - Studierendenproteste im  
Iran
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An mehreren iranischen Universitäten haben Studierende gegen die  
Politik des iranischen Präsidenten Mahmud Ahmadinedschad  
demonstriert. Sie fordern mehr Meinungsfreiheit und setzen sich ein  
für die Freilassung von KommilitonInnen, die mit dem Vorwurf, eine  
"illegale Versammlung" an der Hochschule vorbereitet zu haben,  
inhaftiert wurden.

Der studentische Protest an den Hochschulen in Teheran, Mazandaran,  
Khorasan, Tabriz und Ahvaz richtete sich auch gegen die fehlende  
Meinungsfreiheit. Ein Sprecher der Studierenden erklärte nach Angaben  
von Spiegel Online: "Was wir wollen, ist eine Universität ohne  
Kontrolle durch die Regierung sowie das Recht, auch Professoren mit  
anderen Standpunkten zu hören." Die Transparente der Studierenden  
trugen Parolen wie "Kein Krieg, kein Faschismus" und "Die Frauen  
müssen ihr über eigenes Schicksal entscheiden, nicht der Staat". Die  
mehrstündige Kundgebung wurde von mehreren hundert Polizisten in  
voller Kampfausrüstung beobachtet und überwacht.

Maryam Rajavi, die in Frankreich lebende Präsidentin der iranischen  
Widerstandsregierung, erklärte: "Die Studentendemonstration zeigt,  
dass die Studentenbewegung die dringende Forderung des iranischen  
Volkes nach Errichtung von Freiheit und Demokratie und einem Ende der  
im Iran herrschenden Theokratie unterstützt. Das zeigt auch, dass es  
den Mullahs schlichtweg unmöglich war, die Studentenbewegung unter  
dem Vorwand, den Frieden zu verteidigen, aus den Gleisen zu werfen."

Bereits Mitte November war es zu studentischen Demonstrationen gegen  
das Regime gekommen, nachdem mehrere Studierende schikaniert und  
verhaftet worden waren, wie die Nachrichtenagentur AFP berichtete.


6. Mehr Selektion und Willkür: Kopfnoten in NRW
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Die bestehenden Selektionsmechanismen im Bildungssystem, die zuletzt  
erneut durch die PISA-Studie aufgedeckt wurden, scheinen der  
nordrhein-westfälischen Landesregierung nicht auszureichen: In ihrem  
neuen Schulgesetz führt die Landesregierung sog. Kopfnoten ein -  
verpflichtend für alle Schulen. Diese Kopfnoten sollen die Fähigkeit  
von SchülerInnen in sechs Kategorien bewerten und auf dem Zeugnis   
erscheinen: Selbstständigkeit, Leistungsbereitschaft,  
Zuverlässigkeit/Sorgfalt, Konfliktverhalten, Kooperationsfähigkeit  
sowie Verantwortungsbereitschaft.

Die Antwort der LandesschülerInnenvertretung (LSV) ist treffsicher:  
"Kopfnoten sind wie Pickel!" beschlossen die SchülerInnen in einer  
Resolution, in der sie die Rücknahme des Gesetzes fordern. Die LSV  
spricht sich darin für eine positive Begleitung der  
Persönlichkeitsentwicklung von SchülerInnen statt einer  
"Bewertungswut der Landesregierung": "Die Jugendlichen sind oft von  
Unsicherheit, Selbstzweifel und Selbstfindung geprägt. Ihr  
Bildungsweg muss den SchülerInnen helfen sich zu orientieren, statt  
sie in dieser schwierigen Phase zu bestrafen. Was sie bis zum Ende  
ihres Arbeitslebens verfolgen wird." Die LSV spricht sich für eine  
Förderung des direkteren und ehrlichen Umgangs zwischen Lehrenden und  
Lernenden aus statt weiterer "Druckmittel", die einen Wettkampf  
zwischen SchülerInnen hervorriefen. In der Resolution heißt es  
weiter: "Ein Schüler kann sich seinen MitschülerInnen gegenüber total  
asozial verhalten, kriegt aber wegen seiner Unauffälligkeit im  
Unterrichtsgeschehen Top-Noten in diesen Kategorien. Das heißt  
SchülerInnen, die sich gegen den Lehrer artikulieren und sich  
beispielsweise für andere SchülerInnen einsetzen, werden hiermit  
versucht mundtot zu machen."

Für den 19. Januar ruft die LSV zu einer landesweiten Demonstration  
in Düsseldorf auf. Nicht nur die Argumentation der  
SchülerInnenvertretung ist durchdacht, auch der Demo-Termin: "Das ist  
direkt nach den Zeugnissen, da kocht die Wut gegen die Kopfnoten bei  
vielen erst richtig hoch", erklärt Pia Lücker aus dem Landesvorstand.  
Die Demo unter dem Motto "Für solidarisches Lernen mit statt  
gegeneinander" wird vom fzs unterstützt.

Informationen zum Thema auf der Kampagnenseite der LSV NRW:
http://www.kopfnoten-abschaffen.de/


7. Proteste zum dritten Jahrestag: Gegen Studiengebühren und für  
Verfasste Studierendenschaften
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Am 25. Januar 2008 jährt sich zum dritten Mal das Urteil des  
Bundesverfassungsgerichtes zur 6. Novelle des  
Hochschulrahmengesetzes. Das Urteil wies den Ländern die Kompetenz  
der Erhebung von Studiengebühren zu - und verfehlte dabei nicht seine  
Wirkung: In mittlerweile sieben unionsregierten Bundesländern müssen  
Studierende Gebühren zahlen, die Auswirkungen werden unter anderem in  
einem deutlichen Rückgang der Studierendenzahlen sichtbar. Anlass für  
die Studierendenschaften in der ganzen Bundesrepublik, zum  
"Jahrestag" auf die fatalen Auswirkungen von Studiengebühren  
hinzuweisen. Am 25. und 26. Januar werden deshalb in Niedersachsen  
und Hessen unmittelbar vor den Landtagswahlen zentrale  
Demonstrationen stattfinden.

Gemeinsam mit dem Aktionsbündnis gegen Studiengebühren (ABS) und dem  
fzs ruft die LandesAStenKonferenz (LAK) Niedersachsen deshalb zu  
einer Demonstration am 25. Januar in Hannover auf, bei der auf die  
sozialen Selektionsmechanismen im gesamten Bildungssystem aufmerksam  
gemacht werden soll. Im Aufruf heißt es: "Der kontinuierliche  
Rückgang der Studierendenzahlen während der letzten drei Jahre zeigt,  
dass die soziale Ungerechtigkeit innerhalb des Bildungssystems mit  
der Einführung von Studiengebühren weiter geschürt wird. Dabei sind  
Studiengebühren nur ein Teil des Problems in einem ohnehin schon sehr  
selektiven Bildungssystem. Das deutsche (Hoch-)Schulsystem ist, laut  
OECD, eines der selektivsten im Vergleich zu den anderen  
Industrieländern. Die soziale Undurchlässigkeit des Bildungssystems  
würde durch eine von der CDU geplante Erhöhung der Studiengebühren  
noch drastisch verschärft werden. Im Bereich der vorschulischen und  
beruflichen Bildung haben sich Gebühren bereits durchgesetzt. Diese  
Entwicklung geht in die komplett falsche Richtung."

In Frankfurt/Main werden am 26. Januar und damit am Vorabend der  
Landtagswahlen ebenfalls Demonstrationen stattfinden. Unter dem Motto  
"Für Meinungsfreiheit und (kosten-)freie Bildung" rufen GEW, fzs, ABS  
und PM-Bündnis zum bundesweiten Aktionstag auf. Neben der zentralen  
Kritik an Studiengebühren weisen die Aufrufenden insbesondere auf den  
kontinuierlichen Demokratieverlust hin: "Die Politik im Bundestag wie  
in den Länderparlamenten ist im Bildungs- und Sozialbereich  
gesellschaftspolitisch nicht mehr tragbar. Sie beschränkt das Recht  
auf Bildung, verfestigt und verstärkt die soziale Selektion nach dem  
Geldbeutel der Eltern. Zudem wird es Studierenden und  
WissenschaftlerInnen immer schwerer gemacht, sich frei und kritisch  
zu äußern. Im Zuge der Ökonomisierung des Bildungssystems droht  
Kritik systematisch trocken gelegt zu werden. Freiräume für  
Interessensvertretungen werden wegrationalisiert  Und Studierende,  
die ihr Recht auf freie Meinungsäußerung auf der Straße wahrnehmen,  
kriminalisiert."


8. Für faire Praktika und einen besseren Berufseinstieg von jungen  
EuropäerInnen
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Die unter dem Stichwort "Generation Praktikum" geführte Diskussion um  
die Situation junger PraktikantInnen ist keineswegs auf die  
Bundesrepublik begrenzt, sondern hat längst eine europäische  
Dimension angenommen: Prekäre Beschäftigungsverhältnisse nehmen in  
allen Mitgliedsstaaten der EU immer mehr zu. Junge Menschen sind von  
dieser Entwicklung besonders betroffen. Sie haben große Probleme,  
Zugang zum Arbeitsmarkt zu finden und müssen unter prekären  
Bedingungen wie Niedriglöhnen, flexibelsten Arbeitszeiten und  
geringer sozialer Absicherung arbeiten. Eine häufig auftretende, aber  
auch besonders prekäre Beschäftigungsform sind sog. Schein-Praktika.  
Dabei handelt es sich reguläre Arbeitstätigkeiten, die von  
"PraktikantInnen" ausgeübt werden - und den einstellenden Unternehmen  
damit hohe Lohnkosten ersparen.

Sechs europäische PraktikantInnenorganisationen, darunter die DGB- 
Jugend, haben deshalb eine europaweite Petition an das Europäische  
Parlament gestartet, um europaweit einheitliche Mindestnormen und - 
standards zu Praktika zu verabschieden, die eine zeitliche Begrenzung  
von Praktika, einen landesüblichen Mindestlohn, soziale Absicherung  
sowie eine Verknüpfung des Praktikums mit der entsprechenden  
Ausbildung beinhalten. Darüber hinaus wird das Parlament  
aufgefordert, die Situation von PraktikantInnen statistisch zu  
berücksichtigen und eine vergleichende Studie zu den einzelnen  
Praktikumsformen zu produzieren. Die Petition wird vom fzs unterstützt.

Ausführliche Informationen und Petition:
http://www.generation-p.dgbj.org/


9. Termine
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Tagung: Die soziale Dimension im Bologna Prozess
17.-18.01.2008 (Berlin)

Die gemeinsame Tagung von fzs, GEW und DAAD soll den von der  
Bundesregierung und den Ländern zu erstellenden Aktionsplan zur  
sozialen Dimension von Studierenden und wissenschaftlichem Personal  
beleuchten und diskutieren. Mit den Bundes- und LändervertreterInnen  
gemeinsam werden deren Vorschläge mit eigenen Ideen zusammengebracht.  
So soll der Aktionsplan und vor allem das Thema der sozialen  
Dimension breit diskutiert werden.

Ausführliche Informationen, Flyer und Anmeldeformular:
http://www.fzs.de/termine/event_292.html


Alle Termine des fzs einschließlich der Gremiensitzungen finden sich  
unter http://www.fzs.de/termine



Impressum
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Der hochschulpolitische Newsletter des fzs erscheint 14-tägig und  
enthält Informationen zu aktuellen bildungs- und hochschulpolitischen  
Themen sowie Ankündigungen des studentischen Dachverbandes. Die  
Redaktion ist erreichbar unter newsletter at fzs.de

Informationen zum An- und Abmelden:
http://www.fzs.de/service/newsletter/newsletter.html