PM: Keine Inititative. Keine Exzellenz. Ewig grüßt die "Exzellenzinitiative"

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Fr Apr 22 10:47:17 CEST 2016


Keine Inititative. Keine Exzellenz. Ewig grüßt die 
"Exzellenzinitiative"

Heute wird bei der gemeinsamen Wissenschaftskonferenz der 
Wissenschaftsminister*innen enschieden, wie die Zukunft der 
Exzellenzinitiative aussieht. Nach den bisherigen Gesprächen ist bereits 
klar, dass es in der vierten Förderrunde der Exzellenzinitiative nur 
noch zwei Föderlinien geben soll. Mit den Graduiertenschulen wird der 
einzige qualifizierungsrelevante Teil der Exzellenzinitiative nicht 
weitergeführt. Damit wird die Aufspaltung des Bildungs- und 
Wissenschaftswesens vorangetrieben. 

Sandro Philippi, Mitglied im Vorstand des fzs, erklärt:
"Mit der dauerhaften Bundesfinanzierung von angeblichen 
Exzellenzuniversitäten würde ein Weg beschritten, der für Lehre und 
Forschung gravierende Auswirkungen hat. Was Studierende bereits bei der 
Teilaufhebung des Kooperationsverbotes befürchtet hatten, soll nun 
kommen: Die offiziell festgeschriebene Zweiteilung des deutschen 
Hochschulsystems. Wenigen gut finanzierten Bundeshochschulen würden 
viele unterfinanzierte Landesinstitutionen gegenüberstehen, welche 
bereits in der Vergangenheit vielfach von Kürzungen betroffen waren. Es 
steht daher zu berfürchten, dass an vielen Hochschulen dauerhaft die 
Qualität von Lehre und Forschung absinkt. Auch ist noch lange nicht 
sicher, dass sich die Lehre an sogenannten Elitehochschulen verbessert. 
Studien stellen den einschlägigen Hochschulen in den USA eher ein 
schlechtes Zeugnis aus."[1]

Die Exzellenzinitiative wurde 2005 eingerichtet, als bereits feststand, 
dass es in Folge der Föderalismusreform zu einem Kooperationsverbot 
zwischen Bund und Ländern kommen würde. Seither ist die 
Hochschulfinanzierung reine Ländersache und der Bund nicht mehr 
zuständig, was bereits 2014 zu einem Defizit von mehr als 3 Milliarden 
alleine was den Hochschulbau anbelangt führte.[2] Der Bund spart also 
Gelder am Hochschulbau, die nun wieder in die Förderlinien der 
Exzellenzinitiative investiert werden. 

Das erklärt, warum viele Exzellenzuniversitäten ihre Gelder vor allem 
in den Bau von Gebäuden investieren. Leider sind auch die Bauvorgaben an 
die Bedingungen der Initiative geknüpft, das Geld nur für Forschung 
auszugeben. Das führt dazu, dass die Eliteuniversitäten zwar viele 
Gebäude haben, diese sich allerdings nur begrenzt für die Lehre eignen. 
Demgegenüber verfügen die übrigen Hochschulen lediglich über veraltete, 
baufällige Lehrgebäude, die der Menge an Studierenden nicht gerecht 
wird.

Ben Seel, ebenfalls Mitglied im Vorstand des fzs, erklärt abschließend:
"Ein solcherart entstehendes Zweiklassensystem zwischen Hochschulen 
bringt Nachteile für alle mit sich. Studierende erhalten nur noch an 
wenigen Institutionen eine forschungsnahe Lehre, was die soziale 
Selektion steigert. Die Mehrzahl der Studierenden endet im Massenbetrieb 
ohne die Nähe zwischen Lehre und Forschung. Wissenschaftler*innen werden 
nicht nach dem Wert ihrer Erkenntnisse, sondern nach dem Prestige ihrer 
Institution gemessen und müssen überwiegend unter prekärsten 
Arbeitsbedingungen lehren und forschen. Wir Studierende stellen uns 
gegen diese Entwicklung."

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Kontakt:
Sandro Philippi, sandro.philippi at fzs.de, 01782324494
Ben Seel, ben.seel at fzs.de, 015120942563

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[1] Newman, Frank, Lara Couturier und Jamie Scurry, 2004: The Future of 
Higher Education.
Rhetoric, Reality, and the Risks of the Market, San Francisco.
[2] http://www.forschung-und-lehre.de/wordpress/?p=18188