PM: Einschränkung bei Hochschulzulassung, ansonsten viel Wind um nichts - Studierende nehmen Stellung zum vermeintlichen Reformpapier von KMK und HRK

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Do Jul 21 10:18:00 CEST 2016


*Einschränkung bei Hochschulzulassung, ansonsten viel Wind um nichts **- 
Studierende nehmen Stellung zum vermeintlichen Reformpapier von KMK und HRK*

Der freie zusammenschluss von student*innenschaften kommentiert das von 
Kultusministerkonferenz und Hochschulrektorenkonferenz am Freitag 
veröffentlichte Papier zur Bologna-Reform als enttäuschend.

*Kapazitätsrecht - HRK und KMK wollen Zugang zu Hochschulen weiter 
einschränken*

Sandro Philippi, Vorstandsmitglied im freien zusammenschluss von 
student*innenschaften zeigt sich besorgt:
"Die angekündigte Flexibilisierung des Kapazitätsrechts könnte die 
Rechte von Studierenden einschränken und die Hochschulen weiter 
abschotten. Bereits heute kommt das deutsche Hochschulsystem seinen 
Aufgaben nicht nach. Eigentlich dürfte es keine Zulassungsgrenzen geben, 
allen Studienberechtigten müsste ein Studium offenstehen. So hat das 
Bundesverfassungsgericht bereits vor 44 Jahren geurteilt, dass 
übergangsweise die vorhandenen Kapazitäten an Hochschulen bei der 
Zulassung ausgeschöpft werden müssen - bis genügend Studienplätze 
geschaffen sind. Dieses Gebot jedoch halten viele Hochschulen nicht ein 
und werden immer wieder mit großen Zahlen von Studienplatzklagen 
konfontiert, die das Recht auf ein Studium einfordern. Hochschulen 
können bereits bisher mehr Studienplätze anbieten als vorgegeben. Wenn 
mit den Vorschlägen von HRK und KMK das Kapazitätsrecht flexibilisiert 
werden soll, bedeutet das also nur eines: entgegen dem Urteil des 
Bundesverfassungsgerichts sollen weniger Studienplätze und damit höhere 
Hürden geschaffen werden können als Kapazitäten da sind."

*Noten - Leere Versprechungen und alte Fantasien*

Ben Seel, ebenfalls Vorstandsmitglied im fzs, kommentiert die 
Empfehlungen zur Notenvergabe:
"Die Idee, den Notendruck zu reduzieren, begrüßen wir. Hier von großen 
Schritten zu sprechen wäre allerdings verfehlt. So wurde genau dieser 
Druck im Rahmen der Bolognareform erst hochgeschraubt. Die Hochschulen 
hätten dem politischen Wahn, wirklich alles messen und vergleichen zu 
wollen, nicht folgen müssen. Ob der neue Papiertiger dazu führt, dass 
Prüfungsordungen geändert werden, ist sehr unsicher. Dass die HRK, 
anstatt in den Hochschulen für eine Reduzierung des Leistungsdrucks zu 
sorgen, die Foderung nun der KMK unterschiebt, dürfte kein erfolg 
versprechendes Prinzip sein.
Sorgen macht uns, dass der Zombie der "relativen Noten" mit dem Papier 
wieder sein Haupt erhebt. Vergleichbarkeit bleibt eine Illusion, da 
niemals ein sinnvoller Maßstab gefunden werden kann. Denkbar wären 
Schnitte innerhalb von Kursen, Fachbereichen oder Universitäten. Warum 
gerade eine Grenze bei Kohorten legitim sein soll, bleibt unklar. Da 
Studierende immer unterschiedlich studieren, unterschiedliche Kurse mit 
unterschiedlichen Lehrenden besuchen und die Notenvergabe subjektiv 
bleibt, macht Vergleichbarkeit zur Fantasie. Relative Noten bleiben 
aussagelos und verschärfen lediglich das Gefühl von Konkurrenzdruck 
unter den Studierenden. Dieser Vorschlag bleibt Unfug, wie es selbst der 
Vizepräsident der HRK, Prof. Dieter Lenzen, einräumt."

*Flexibilisierung der Studiendauern - Feigenblatt für HRK und KMK*

Marie Dücker, ebenfalls Vorstandsmitglied im fzs, kritisiert die Politik 
von HRK und KMK zur Flexibilisierung von Studiendauern:
"Es ist schön, dass HRK und KRK an den starren Studiendauern rütteln 
möchten. Dies darf allerdings nicht zu einer noch größeren Belastung von 
Studierenden führen, indem Studiengänge aufgebläht werden. Dass nur 40%  
der Studierenden in der Regelstudienzeit ihren Abschluss erlangen,  
zeigt nicht nur die Absurdität dieser Vorgabe, sondern auch, dass  
Studiengänge in Deutschland zum Großteil schlecht studierbar sind. Wenn 
KMK und HRK Studierenden im Umgang mit diesem Problem wirklich helfen 
möchten, sollte sich die KMK für eine Entkopplung des BAföG von dieser 
irrsinnigen Vorgabe einsetzen und die Rektor*innen an ihren Hochschulen 
für eine echte Studiengangsreform sorgen. Beim gefassten Beschluss 
müssen wir eher befürchten, dass Flexiilisierung der Ausweg sein soll, 
hier nicht aktiv zu werden."

Abschließend erklärt der fzs:
"Der Vorbehalt den KMK und HRK gegenüber ECTS zeigen ist absolut 
berechtigt. Derzeit sagen ECTS wenig bis nichts über den Arbeitsaufwand 
von Studierenden aus, da dieser nie empirisch festgestellt wird. Damit 
ähnelt die Art, wie Hochschulen Studiengänge gestalten, eher den 
Weissagungen des Orakels von Delphi als wissenschaftlichen Methoden. Vor 
allem können für den Arbeitsaufwand allenfalls Durchschnittswerte 
angegeben werden. Diese sehen aber von den je unterschiedlichen 
Lebenssituaionen der Studierenden ab. So wird eine Norm geschaffen, die 
beispielsweise die zusätzlichen Belastungen von Studierenden ignoriert, 
die ein Angehörige versorgen, einer Erwerbsarbeit nachgehen oder sich 
politisch engagieren. Hinzu kommt die Kopplung von ECTS-Punkten und dem 
Notengewicht in Studiengängen, die den Zeitaufwand als Lernergebnis 
simuliert.
Mit einer Abkehr von ECTS werden allerdings auch die Versprechungen 
aufgegeben, den Arbeitsaufwand für die Studierenden zu kontrollieren. 
Wäre eine echte Bemessung der durchschnittlichen Arbeitszeit umgesetzt 
worden, hätten sich explodierende Arbeitszeiten von Studierenden 
verhindern lassen, die teils 60- oder 70-Stundenwochen schieben."

_Kontakt_
Marie Dücker: marie.duecker at fzs.de
Sandro Philippi: sandro.philippi at fzs.de, 01782324494
Ben Seel: ben.seel at fzs.de, 015120942563


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