[fzs-pressemitteilung] Gleichstellungspolitik beginnt zu spät
Christian Berg
christian.berg at fzs.de
Don Apr 27 12:41:52 CEST 2006
Pressemitteilung des freien zusammenschlusses von studentInnenschaften
Berlin, 27. April 2006
Gleichstellungspolitik beginnt zu spät
fzs: Studienfachwahl nach alten Geschlechterklischees / Gleichstellung
muss in der Schule anfangen
Berlin (fzs). Der freie zusammenschluss von studentInnenschaften (fzs)
fordert anlässlich des heutigen 'Girl's Day' eine Neuorientierung in der
Gleichstellungspolitik. Gleichstellungspolitik bei jungen Menschen muss
demnach schon in der Schule beginnen.
Das Statistische Bundesamt hat kürzlich Zahlen der Studienanfängerinnen
veröffentlicht. Danach sind bei Lehramtsfächern, Pädagogik und
Sozialwissenschaften über 70% der Erstsemester weiblich, in den
Ingenieur- und Naturwissenschaften teilweise weniger als 10%.
fzs-Vorstandsmitglied Regina Weber erklärte dazu heute in Berlin: "Die
Studienfachwahl läuft immer noch nach alten Geschlechterklischees ab.
Der Grundstein für diese Wahl wird in der Schule gelegt. Das zeigt, dass
die aktuelle Gleichstellungspolitik zu spät ist, wenn sie erst in der
Hochschule, meist erst kurz vor dem Abschluss anfängt." Der fzs
kritisiert, dass Gleichstellungsmaßnahmen an Hochschulen sich in erster
Linie an Wissenschaftlerinnen richten und Studentinnen vergessen werden.
"Es macht keinen Sinn, bei einem wackligen Haus das Dach zu flicken,
wenn das Fundament nicht steht. Es wird auf Dauer einstürzen", stellt
Weber fest. "Seit Jahrzehnten wird versucht, den Frauenanteil in der
Wissenschaft zu erhöhen. Aber statt die Ursachen der Missstände zu
untersuchen, wird an Symptomen herumgedocktert."
Der fzs fordert die bildungspolitischen Verantwortlichen auf, das Thema
Geschlechtergerechtigkeit schon in der Schule und in der
Lehramtsausbildung aufs Tableau zu bringen. "Wenn Kinder in der Schule
ausgelacht werden, weil sie als Mädchen Interesse an Physik haben oder
weil Jungen Pädagogik wählen, läuft etwas falsch. Da müssen vor allem
Lehrerinnen und Lehrer sensibilisiert werden", fordert Weber. Der
studentische Dachverband fordert bei der Reform der Lehramtsstudiengänge
auch geschlechtsspezifische Aspekte der Schulbildung aufzunehmen.
"Lehrerinnen und Lehrer haben Vorbildwirkung. Wenn sie nicht darauf
achten, dass die Interessen und Fähigkeiten von Kindern unabhängig vom
Geschlecht und dem entsprechenden Klischee gefördert werden, wird es nie
eine geschlechtsneutrale Studienwahl geben", so Weber abschließend.