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Die Dez 12 16:40:40 CET 2006
Hochschulpolitischer Newsletter des freien zusammenschlusses von
studentInnenschaften
12. Dezember 2006
Inhalt:
1. Hochschulpolitik
1.1. Studiengebühren-Boykott in Baden-Württemberg und Niedersachsen
1.2. Hessen: GEW unterstützt studentische Verfassungsklage gegen
Gebühren
1.3. Diskussion um sinkende Erstsemester-Zahlen
1.4. Rheinland-Pfalz: Landeskinderregelung auf Eis
2. Verschiedenes
2.1. 50 Hochschulen bei seminarrauswurf.de
2.2. 20 Jahre Erasmus: Hindernisse zur Mobilität sind nach wie vor hoch
2.3. Bundestagspetition zu Praktika kann bis zum 9. Januar online
unterzeichnet werden
2.4. Aufruf: Datenspeicherung auf Vorrat stoppen
3. Termine
1. Hochschulpolitik
1.1. Studiengebühren-Boykott in Baden-Württemberg und Niedersachsen
An vielen Hochschulen in Baden-Württemberg und Hessen wurde
beschlossen, die Studiengebühren zu boykottieren. In Baden-
Württemberg beschloss auch die Landesastenkonferenz (LAK) einen
Boykott der Studiengebühren. Boris Bartenstein, Vorsitzender des
Unabhängigen Studierendenausschusses an der Uni Karlsruhe, erklärt,
dass man "damit jetzt auch ein offizielles Statement gegen die vom
Land betriebene Abschreckungspolitik" habe.
An den teilnehmenden Hochschulen richten die Vertreter der
Studierenden Treuhandkonten ein, auf die die Studierenden dann die
Gebühren überweisen können. Wenn eine festgelegte Zahl von
TeilnehmerInnen nicht erreicht wird, wird das Geld an die Hochschule
überwiesen, damit die Studierenden für das Semester wieder
eingeschrieben werden. Wenn allerdings der Boykott erfolgreich ist
und genügend Personen teilnehmen, wird das Geld zurückbehalten und
versucht mit der Hochschule eine Regelung zu finden, dass die
Boykottierenden trotz der Zahlungsverweigerung immatrikuliert
bleiben. Dahinter steht der Gedanke, dass eine Uni nicht einen großen
Teil ihrer Studierenden vor die Tür setzen wird.
Beschlossene Boykotts waren der Redaktion bei Erstellung dieses
Newsletters dan folgenden Hochschulen bekannt: An der Hochschule für
Musik in Karlsruhe, an der Pädagogischen Hochschule Freiburg, an den
Universitäten Freiburg, Karlsruhe, Tübingen, Göttingen und
Hildesheim, an der TU Braunschweig, der dortigen Hochschule für
Bildende Künste sowie an der Fachhochschule Wilhelmshaven.
Die Boykotts wurden je mit großer Mehrheit der Studierenden
beschlossen. So waren in Hildesheim 97,4 Prozent der Abstimmenden
dafür, die Zahlung der Studiengebühren zu verweigern, in Göttingen
77,3 Prozent.
Unübersichtlich ist die Lage in Bonn. Dort hatte die Initiative
"Freie Bildung Bonn" eine Vollversammlung der Studierenden
einberufen, an der 300 Personen teilnahmen und mit großer Mehrheit
für den Boykott stimmten. Der AStA dagegen entschied, nicht an dem
Boykott teilzunehmen, da er die Risiken als zu hoch einschätzt.
Das Aktionsbündnis gegen Studiengebühren bietet inzwischen Boykott-T-
Shirts und -Buttons an, Ihr unter http://www.abs-bund.de/aktuelles/
2539.html sehen und bestellen könnt.
1.2. Hessen: GEW unterstützt studentische Verfassungsklage gegen
Gebühren
Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) ruft in Hessen dazu
auf, gegen Studiengebühren zu klagen. Diese seien nach Auffassung
namhafter JuristInnen nicht verfassungskonform, erklärte der GEW-
Landesvorsitzende Jochen Nagel. Die GEW unterstützt die
Verfassungsklage gegen Studiengebühren (www.fuer-solidaritaet-und-
freie-bildung.de). Mit dieser soll erreicht werden, dass das der
hessische Staatsgerichtshof sich mit der Verfassungsmäßigkeit des
Gebührengesetzes befasst. Zu diesem Zweck müssen sich 43.308
HessInnen, ein Prozent der Bevölkerung, an der Klage beteiligen. Das
Formular, um sich an der Klage zu beteiligen, ist erhältlich unter
http://www.fuer-solidaritaet-und-freie-bildung.de/fileadmin/formular.pdf
1.3. Diskussion um sinkende Erstsemester-Zahlen
In diesem Jahr ging im Vergleich zum Vorjahr die Zahl der
StudienanfängerInnen um 3,5 Prozent zurück - und das obwohl die Zahl
der Studienberechtigten wuchs. Seit drei Jahren beginnen immer
weniger Menschen ein Studium. Die Hochschulrektorenkonferenz (HRK)
macht dafür den Anstieg zulassungsbeschränkter Studiengänge
verantwortlich, der wiederum auf die schlechte Mittelausstattung der
Hochschulen zurückzuführen sei. Zulassungsbeschränkungen gebe es
besonders bei neuen Bachelor- und Magisterstudiengängen, die mit
einem lokalen NC versehen würden.
Das Deutsche Studentenwerk (DSW) glaubt dagegen, dass die
Studiengebühren schuld seien, wie auch die Tatsache, dass das Bafög
für Studierende seit 2002 nicht mehr erhöht wurde.
Bundesbildungsministerin Annette Schavan (CDU) sieht dagegen keinen
Zusammenhang zwischen Studiengebühren und Zahl der
StudienanfängerInnen. Gegen diesen Zusammenhang spreche, dass Länder
mit Studiengebühren, wie "Hamburg und Bayern Zuwächse verzeichnen."
Die Ministerin forderte die Länder und die Hochschulen auf, mehr
Studienplätze zu schaffen. Christiane Schmitz vom ABS widersprach
Schavan in Bezug auf Hamburg und Bayern. Es sei spannend zu
festzustellen, wie sich dort die soziale Zusammensetzung der
Studierenden entwickele.
Sachsen-Anhalts parteiloser Wissenschaftsminister Jan-Hendrik
Olbertz, der auch der hochschulpolitische Sprecher der
unionsregierten Länder ist, wiederum sagte dem "Handelsblatt", dass
ein Zusammenhang mit den Gebühren nicht einfach von der Hand zu
weisen sei. Olbertz: "Ob ein Land Studiengebühren hat oder nicht: Es
darf kein Abiturient aus rein wirtschaftlichen Gründen vom Studium
abgeschreckt werden." Seine rheinland-pfälzische Amtskollegin Doris
Ahnen (SPD) hält es für möglich, dass schon die Diskussion um die
Gebühren junge Menschen vom Studium abschrecke.
Der fzs sieht in den rückläufigen Erstsemesterzahlen ein klares Indiz
für eine verfehlte Bildungspolitik. Auf der Ebene der Länder seien
die Zahlen "Ausdruck für eine seit Jahren falsche Bildungspolitik,
welche Löcher in Länderhaushalten auf Kosten junger Menschen stopfen
will", erklärte Elke Michauk vom fzs-Vorstand. Jegliche
Studiengebühren müssten abgeschafft und eine elternunabhängie
Studienfinanzierung geschaffen werden.
1.4. Rheinland-Pfalz: Landeskinderregelung auf Eis
Die "Landeskinderregelung", nach der Studierende aus anderen
Bundesländern in Rheinland-Pfalz Studiengebühren zahlen sollen, ist
vorerst auf Eis gelegt worden. Auch wenn die Regierungsfraktionen sie
verabschiedeten, soll sie vorerst nicht angewendet werden. Zuvor
hatte es Zweifel an der Verfassungsmäßigkeit der Regelung gegeben.
Das Gesetz sieht vor, dass Studierende ohne Hauptwohnsitz in
Rheinland-Pfalz 500 Euro, ab dem 14. Semester 650 Euro pro Semester
zahlen müssen.
Landeswissenschaftsministerin Doris Ahnen (SPD) sagte, die Regelung
solle erst angewendet werden, wenn zu viele aus Studiengebühren-
Ländern nach Rheinland-Pfalz zum Studieren kommen. außerdem
begründete Ahnen die Entscheidung mit dem Hochschulpakt, in dessen
Rahmen ihr Bundesland 5800 neue Studienplätze bis zum Jahr 2010
schaffen muss.
http://www.pr-inside.com/de/ahnen-legt-landeskinderregelung-auf-
r29367.htm
http://www.swr.de/nachrichten/rp/-/id=1682/nid=1682/did=1809496/
a5mxap/index.html
2. Verschiedenes
2.1. 50 Hochschulen bei seminarrauswurf.de
Unter seminarrauswurf.de können Studierende melden, wenn sie ein
Seminar nicht besuchen dürfen, weil dieses zu voll ist. Diese
Meldungen gehen dann an den entsprechenden AStA, der damit politisch
arbeiten kann. Gegründet wurde die Kampagne vom AStA der Uni Gießen,
aber inzwischen liegen Meldungen aus 50 Hochschulen vor.
Unter http://ondemand-mp3.dradio.de/file/dradio/2006/12/07/
dlf_200612071438.mp3 wird in einer MP3-Datei die Kampagne erklärt,
unter http://www.dradio.de/dlf/sendungen/campus/571358/ kann man es
nachlesen.
2.2. 20 Jahre Erasmus: Hindernisse zur Mobilität sind nach wie vor hoch
Das europäische Mobilitätsprogramm für Studierende feiert seinen 20.
Geburtstag. Im Jahr 1987 fand die erste Förderung über das Programm
für Auslandsaufenthalte von Studierenden statt. Seit Beginn des
Programmes haben 1,5 Millionen Studierenden an dem Programm
teilgenommen.
Aus Sicht des fzs ist studentische Mobilität eine der zentralen
Aufgaben und Herausforderungen des Bologna-Prozesses. Dabei sind
jedoch derzeit noch viele Hürden zu überwinden. Viele Studierende,
vor allem aus Nicht-EU Ländern haben mit Visa-Problemen zu kämpfen
und sehen sich nicht durch den bürokratische Dschungel der
Ausländerbehörden durch. Auch bei den deutschen Studierenden
entscheidet sich die Frage nach einem Auslandsaufenthalt oft am
Geldbeutel. Nach der 17. Sozialerhebung des Deutschen Studentenwerks
machen 37% der Studierenden aus hoher oder gehobenen sozialen
Herkunft Erfahrungen im Ausland, aber nur 10% der Studierenden aus
der Gruppe mit niedriger sozialen Herkunft.
Der fzs hat in der Vergangenheit mehrfach auf die drängensten
Probleme der Mobilität hingewiesen. Neben einer besseren finanziellen
Unterstützung fehlt es in der Regel an Beratung und Information, die
Anerkennung von Studienleistungen ist nicht gewährleistet und die
Studierende mit besonderen Bedürfnissen, etwa durch Behinderung haben
kaum Chancen, mobil zu sein.(rw)
Erklärung der EU-Kommission zum Erasmus-Jubiläum: www.ec.europa.eu/
news/culture/061207_1_de.htm
Sozialerhebung des DSW, Sondererhebung "Internationalisierung des
Studiums": www.sozialerhebung.de/results_17/
internat_des_studiums_2005.pdf
2.3. Bundestagspetition zu Praktika kann bis zum 9. Januar online
unterzeichnet werden
Der DGB-Bundsvorstand hat gemeinsam mit der Initiative fairwork eine
Petition zu Praktika und Volontariaten beim Bundestag eingebracht,
die noch bis zum 9. Januar online unterzeichnet werden kann.
Der Text der Petition lautet: "Die Petentin fordert, dass Praktika
und ähnliche Lernverhältnisse per Gesetz eindeutig von
Arbeitsverhältnissen abgegrenzt werden müssen, damit sie keine
regulären Stellen ersetzen. Praktika müssten auf drei Monate begrenzt
und mit mindestens 300 Euro pro Monat vergütet werden. Volontariate
und ähnliche Berufseinstiegsprogramme müssten mit mindestens 7,50
Euro pro Stunde vergütet werden."
Der Link zur Unterzeichnung:
http://itc.napier.ac.uk/e-Petition/bundestag/view_petition.asp?
PetitionID=335
2.4. Aufruf: Datenspeicherung auf Vorrat stoppen
Die Vorratsdatenspeicherung sieht vor, wenn das Gesetz im Bundestag
so wie es im Augenblick vorliegt verabschiedet wird, dass Euer
gesamtes Kommunikationsverhalten (Telefon, Mobil-Telefon, E-Mail,
Internet) von der Bundesregierung gespeichert wird. Die totale
Protokollierung und Überwachung eines jeden einzelnen Bürgers wird
damit nicht nur möglich, sondern findet dann statt!
Ihr könnt Euch kostenfrei einer Sammelklage gegen diese
Datenspeicherung anschließen:
http://www.vorratsdatenspeicherung.de/index.php?
option=com_content&task=view&id=51&Itemid=70
Weitere Infos unter:
http://www.vorratsdatenspeicherung.de
3. Termine
15. - 17. Dezember, Dortmund: Ausschuss-Sitzung Internationales.
www.fzs.de/termine/event_183.html
15. - 17. Dezember, Chemnitz: Ausschuss-Sitzung VS/PM. www.fzs.de/
termine/event_157.html
18. Dezember, Berlin: Redaktionssitzung für das dritte
Mitgliedermagazin. www.fzs.de/termine/event_191.html
05. - 07. Januar, Trier: Sitzung des Ausschusses
Hochschulfinanzierung und -Struktur. www.fzs.de/termine/event_184.html
05. - 07. Januar, Trier: Sitzung des Ausschusses Finanzen. www.fzs.de/
termine/event_185.html
05. - 07. Januar, Trier: Sitzung des Ausschusses der
StudentInnenschaften. www.fzs.de/termine/event_201.html
12. - 14. Januar, Erfurt: Moderationsseminar für EinsteigerInnen.
www.fzs.de/termine/event_160.html
12. - 14. Januar, Leipzig: Tagung Hochschulautonomie. www.fzs.de/
termine/event_161.html
19. - 21. Januar: EinsteigerInnenseminar Hochschulpolitik. www.fzs.de/
termine/event_162.html
19. - 21. Januar, Erfurt: EinsteigerInnenseminar für FinanzerInnen.
www.fzs.de/termine/event_163.html
19. - 21. Januar, Berlin: Schulungseminar "Akkreditierung und
studentische Beteiligung" des Studentischen Akkreditierungspools.
Anmeldung bis zum 10 Januar unter info at studentischer-pool.de
27. Januar, 13 Uhr, Mannheim: Demonstration gegen Berufsverbote.
Start am Paradeplatz. www.gegen-berufsverbote.de