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<p>Sehr geeehrte Medienschaffende,</p>
<p>unten finden sie eine gemeinsame Pressemitteilung des freien
zusammenschlusses von student*innenschaften und des
LandesAstenTreffens NRW zur Kritik an der Entlassung Bahar Aslans
durch die HSPV-NRW und dem gesamten Vorgang.</p>
<p>Für Rückfragen erreichen Sie:<br>
Jonathan Dreusch, Referent für Lehre und Arbeitsbedingungen beim
fzs e.V.<br>
<a class="moz-txt-link-abbreviated moz-txt-link-freetext"
href="mailto:jonathan.dreusch@fzs.de">jonathan.dreusch@fzs.de</a>
bzw. 0177 / 4312822</p>
<p>-----------------</p>
<b>Pressemitteilung: Solidarität mit Bahar Aslan: Für
Wissenschaftsfreiheit und rassismuskritische Aufklärungsarbeit in
Sicherheitsbehörden und Wissenschaft</b><br>
<br>
Zur Rücknahme des Lehrauftrags von Bahar Aslan an der Hochschule für
Polizei und Verwaltung NRW nehmen die bundesweite
Studierendenvertretung, freier zusammenschluss von
student*innenschaften (fzs), und die nordrheinwestfälische
Studierendenvertretung, LandesAstenTreffen NRW (LAT NRW), Stellung.
Gemeinsam fordern wir die sofortige Umkehrung der Entscheidung Bahar
Aslan von ihrem Lehrauftrag zu entbinden, sowie eine ernsthafte
Auseinandersetzung in Forschung und Lehre mit rassistischen und
rechts-autoritären Strukturen in der Polizei, anstelle einer
Verhinderung von Kritik. <br>
<br>
Jonathan Dreusch, fzs- Referent für gute Lehre und
Arbeitsbedingungen an Hochschulen, erklärt: <b>„Der Fall Bahar
Aslan ist ein gravierender Angriff auf die akademische Freiheit,
insbesondere die Freiheit der Lehre. Wenn eine Lehrbeauftragte
wegen subjektiver und in keiner Weise beleidigenden Äußerungen die
schon zugesicherte Verlängerung des Lehrauftrags so schnell
verliert, gibt es für die Mehrheit aller Lehrenden an der HSPV-NRW
de facto keine Lehrfreiheit. Das ist ein Alarmsignal für die
akademische Freiheit aller nicht-professoralen Beschäftigten an
deutschen Hochschulen. Aussagen aus Politik, Hochschule und GdP
befeuern zudem eine Flut von Hassnachrichten gegen Bahar Aslan.
Das ist vollkommen inakzeptabel - Politik und Hochschule müssen
sich stattdessen vor Aslan stellen!"</b><br>
<br>
Debora Eller, fzs-Referentin für Antifaschismus, Antirassismus und
Emanzipation, sagt hierzu: <b>"In Deutschland werden 90% der
Strafverfahren zu Verdachtsfällen auf rechtswidrige Polizeigewalt
grundlos eingestellt, während gleichzeitig versucht wird, Kritik
an offensichtlich schieflaufenden Strukturen der Polizei zu
verhindern, wie es mit Bahar Aslan geschah. Gerechtfertigtes
Misstrauen gegenüber Sicherheitsbehörden wird abgestraft statt
ernstgenommen. Dieses Vorgehen verstärkt den Eindruck, dass die
Polizei unwillig ist, bei sich aufzuräumen. Die Polizei als Stelle
des Gewaltmonopols ist nach wie vor attraktiv für Menschen, die
autoritären Strukturen und extrem rechten Gedankengut nahestehen.
Das muss umfassend aufgedeckt und dagegen vorgegangen werden. Es
braucht mehr unabhängige kritische Forschung an Polizeihochschulen
und über die Polizei wie das DFG-geförderte Projekt KviAPol."</b><br>
<br>
<br>
Ken Alan Berkpinar, Koordinator des LAT NRW, ergänzt: <b>"Eine
kritische Lehrende wie Bahar Aslan einfach so rauszuschmeissen ist
für uns ein gefährliches Signal. Lehrende in Nordrhein-Westfalen
müssen sich darauf verlassen können, dass staatliche Stellen ihre
Lehrfreiheit verteidigen und derartige Entscheidungen nur nach
genauer Prüfung vorgenommen werden. Der Fall zeigt auch, dass der
hohe Anteil an Lehrbeauftragten ohne feste Stelle eine Gefahr für
eigenständige Lehre ist. Als Studierende wollen und brauchen wir
ein breites und kritisches Lehrangebot und Lehrende, die dieses
gewährleisten."</b><br>
<br>
<br>
<b>Hintergrund:</b><br>
Bahar Aslan hatte seit 2022 einen Lehrauftrag für interkulturelle
Kompetenz an der Polizei-Hochschule Gelsenkirchen - bis diese sie
bis auf Weiteres entließ. Der Grund hierfür ist ein Tweet, in dem
sie rechte Polizeipraktiken kritisiert. So schilderte sie: „Ich
bekomme mittlerweile Herzrasen, wenn ich oder meine Freund*innen in
eine Polizeikontrolle geraten, weil der ganze braune Dreck innerhalb
der Sicherheitsbehörden uns Angst macht. Das ist nicht nur meine
Realität, sondern die von vielen Menschen in diesem Land." Die
Hochschule sah Aslan daher als unfähig an „Demokratie, Toleranz und
Neutralität zu vermitteln". Dabei spricht Aslan strukturelle
Probleme innerhalb der deutschen Polizei an: Tote infolge von Gewalt
durch die Polizei, Gruppenchats mit rechtsradikalen Inhalten und
Racial Profiling sind unhaltbare Zustände, gegen die nicht oder
unzureichend vorgegangen wird. Dass eine Dozentin wie Aslan diese
Verhältnisse kritisiert, ist für uns nicht nur auf persönlicher
Ebene nachvollziehbar, sondern auch als Teil kritischer Wissenschaft
legitim.<br>
Im Jahr 2021 waren von 1048 wissenschaftlichen Beschäftigten an der
HSPV-NRW 700 nebenberuflich beschäftigt, in dieser Gruppe befinden
sich Lehrbeauftragte, wissenschaftliche Hilfskräfte, sowie Gast- und
Honorarprofessuren. Dagegen waren nur 348 Personen hauptberuflich
angestellt, davon nur 159 Professor*innen (laut Statistischem
Bundesamt, Fachserie 11, Reihe 4.4, 2021, S. 85).<br>
<br>
<br>
Quellen:<br>
<a class="moz-txt-link-freetext"
href="https://www.tagesspiegel.de/gesellschaft/brauner-dreck-wie-bahar-aslan-aufgrund-eines-tweets-ihren-job-als-hochschuldozentin-verlor-9868811.html">https://www.tagesspiegel.de/gesellschaft/brauner-dreck-wie-bahar-aslan-aufgrund-eines-tweets-ihren-job-als-hochschuldozentin-verlor-9868811.html</a><br>
<a class="moz-txt-link-freetext"
href="https://kviapol.uni-frankfurt.de/images/pdf/Zusammenfassung%20Gewalt%20im%20Amt.pdf">https://kviapol.uni-frankfurt.de/images/pdf/Zusammenfassung%20Gewalt%20im%20Amt.pdf</a><br>
<a class="moz-txt-link-freetext"
href="https://www.destatis.de/DE/Themen/Gesellschaft-Umwelt/Bildung-Forschung-Kultur/Hochschulen/Publikationen/_publikationen-innen-hochschulen-personal.html">https://www.destatis.de/DE/Themen/Gesellschaft-Umwelt/Bildung-Forschung-Kultur/Hochschulen/Publikationen/_publikationen-innen-hochschulen-personal.html</a>
<p></p>
<pre class="moz-signature" cols="72">--
Jonathan Dreusch
Referent für Lehre & Arbeitsbedingungen an Hochschulen
er/ihm
freier zusammenschluss von student*innenschaften (fzs) e.V.
Rahel Schüssler, Matthias Konrad, Carlotta Eklöh, Pablo Fuest
- Vorstand -
Wöhlertstr. 19
D-10115 Berlin
<a class="moz-txt-link-abbreviated" href="http://www.fzs.de">www.fzs.de</a>
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Fax +49-3027874096
Der freie zusammenschluss von student*innenschaften (fzs) e.V.ist der überparteiliche Dachverband von Studierendenschaften in der BRD.
Mit über 90 Mitgliedern vertritt der fzs mehr als eine Million Studierende.
Der fzs ist Mitglied im europäischen Studierendendachverband ESU - European Students' Union und im Global Students' Forum.</pre>
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