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    <small><i>Pressemitteilung des studentischen Dachverbands fzs -
        freier zusammenschluss von studentInnenschaften:</i></small><br>
    <br>
    <b>40 Jahre NC-Urteil - 40 Jahre Grundrecht auf Hochschulstudium?
      Das war wohl nichts.</b><br>
    <br>
    Berlin (fzs) - Heute jährt sich das berühmte "NC-Urteil" des
    Bundesverfassungsgerichts zum 40. Mal.<br>
    Das Bundesverfassungsgericht entschied am 18. Juli 1972, dass sich
    aus dem Recht auf Berufswahlfreiheit<br>
    in Verbindung mit dem Sozialstaatsprinzip und dem allgemeinen
    Gleichheitssatz das Recht auf Zulassung zum Hochschulstudium ergibt.<br>
    Die Richter ließen jedoch damals jedoch die Frage offen, ob aus
    einem Studienplatzmangel auch die Verpflichtung des Staates zur
    Schaffung von Kapazitäten folgt.<br>
    Angesichts des Zulassungschaos an den Hochschulen und den Prognosen
    für die kommenden Jahre ist ein Umdenken notwendig.<br>
    <br>
    fzs-Vorstandsmitglied Torsten Rekewitz erläutert:<br>
    "Angesichts der momentanen Zulassungsprobleme und des
    Kapazitätsmangels an Hochschulen müssen wir die Entscheidung des
    Bundesverfassungsgerichts in unser <br>
    Gedächtnis zurückrufen. Der Numerus Clausus wurde damals explizit
    als Notlösung für temporäre Engpässe betrachtet. Inzwischen sind
    harte NCs zum Regelfall für Studienbewerber*innen geworden. In
    einigen Fächern hat man selbst mit einem guten Abitur keine Chancen
    ohne Wartezeiten von 5 oder 6 Jahren ein Studium aufzunehmen. Laut
    dem kürzlich veröffentlichten Bildungsbericht 2012 fehlen in den
    kommenden Jahren 300.000 Studiermöglichkeiten. Zudem kommt das
    alljährliche Chaos bei der Studienplatzvergabe, wodurch trotz
    riesiger Nachfrage noch ungefähr 5% der Studienplätze frei bleiben
    werden. "<br>
    <br>
    Das Urteil hielt die Hochschulen an, ihre Kapazitäten vollends
    auszuschöpfen.<br>
    Das Gericht legte damals jedoch fest, dass es sich um ein
    derivatives Teilhaberecht handelt, also ein Recht im Rahmen der zur
    Verfügung stehenden Mittel. <br>
    Diese Entscheidung wurde auch vor dem Hintergrund eines imaginären
    &#8222;Studierendenberges&#8220; in den 70er Jahren getroffen, den es nach
    damaligen bildungspolitischen Erwägungen zu untertunneln galt. So
    heißt es in dem Urteil unter anderem:<br>
    "<i>Bei Realisierung dieses Planes werden [...] ab 1975 genügend
      Studienplätze zur Verfügung stehen, um die Gesamtnachfrage
      befriedigen zu können.</i>" (BverfG 33, 303). Inzwischen ist
    deutlich geworden, dass auch 40 Jahre nach dem Urteil die
    Gesamtnachfrage nicht befriedigt ist.<br>
    <br>
    Erik Marquardt, ebenfalls fzs-Vorstandsmitglied erklärt hierzu
    abschließend:<br>
    &#8222;Angesichts der Doppelabiturjahrgänge, der Aussetzung der
    Wehrpflicht und einer Steigerung der Studierneigung stehen wir nicht
    nur vor schwer lösbaren Aufgaben, sondern vor der ernsthaften Frage,
    ob die momentane Zulassungspraxis an Hochschulen noch
    verfassungsgemäß sind.<br>
    Wir fordern deswegen einen Paradigmenwechsel in der
    Hochschulpolitik. <br>
    Die Zeit des blinden Wettlaufs um Forschungsreputation, Drittmittel
    und Rankingpositionen muss vorbei sein.  Die Schaffung von
    Kapazitäten an den Hochschulen und somit die Sicherstellung von
    Grundrechten muss absoluten Vorrang vor der Spitzenförderung haben.<br>
    Es muss aber auch erkannt werden, dass die Studienanfänger*innen
    momentan vielfach in eine Sackgasse geschickt werden, wenn ihnen das
    Masterstudium verwährt wird. Hier gibt es in einigen Studienfächern
    bereits jetzt große Probleme. In 3 Jahren wird sich die Zahl der
    jährlichen Bachelorabschlüsse und somit die Masternachfrage
    verdreifacht haben. Mit dem &#8222;Hochschulpakt&#8220; werden diese Probleme
    nicht lösbar sein.<br>
    Eine Lösung wird unserer Meinung nach nur durch ein
    Hochschulfinanzierungskonzept möglich, bei dem der Bund  ernsthaft
    Verantwortung übernimmt und das auf dem Grundpfeiler &#8222;Geld folgt
    Studierenden&#8220; aufbaut.&#8220;<br>
    <br>
    <br>
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