PM: Leucht- und Elfenbeintürme sind einsam und erkenntnisarm. Studierende fordern solide Grundfinanzierung für Hochschulen statt Exzellenzinitiative

fzs e.V. presse at fzs.de
Fr Jan 29 11:51:18 CET 2016


29.01.2016 (Berlin) Anlässlich der heutigen Pressekonferenz zur 
Evaluation und etwaigen Fortführung der Exzellenzinitiative fordert der 
freie zusammenschluss von student*innenschaften (fzs) als bundesweiter 
Vertretung der Studierenden eine ausreichende Grundfinanzierung von 
Bildung und Forschung statt Elitephantastereien. 

Marie Dücker, Mitglied im Vorstand des fzs, kommentiert:
"Das  Lob der Sachverständigen, die Stimmung des gnadenlosen 
Wettbewerbs habe auch auf die nicht-geförderten Universitäten und 
Hochschulen gewirkt, sagt bereits alles. Das Ellenbogensystem der 
Hochschulen untereinander wurde also wirksam eingeführt. Die 
Exzellenzinitiative schafft dabei die Unterschiede, die sie zu messen 
vorgibt. Drittmittelgeber*innen orientieren sich an den  Ergebnissen der 
Initiative und geben denen mehr, die ohnehin schon  begünstigt wurden. 
Die Drittmittelquote wiederum wird bei der Entscheidung über die zweite 
Förderrunde einen bedeutenden Einfluss haben. Im Ergebnis wird ein 
Prinzip angesteuert, bei dem immer diejenigen viel erhalten, die ohnehin 
schon viel haben. Die Exzellenzspirale dreht und dreht sich im Kreis."

"Das spiegelt sich auch in regionalen Differenzen wieder. Schließlich 
erhalten im Rahmen dieser Initiative vorallem Hochschulen im Südwesten 
und NRW viel Geld. Doch genau diese Bundesländer verfügen noch am 
ehesten über finanzielle Spielräume. Dazu passt, dass sie in 
landeseigenen Pakten, Initiativen und Förderwettbewerben selber noch in 
Hochschulen investieren, um sie fit für die bundesweite Konkurrenz zu 
machen. Dabei erlangen vor allem Hochschulen aus reichen Regionen Geld, 
da sie zusätzlich von umliegenden Unternehmen gefördert werden", stellt 
Sandro Philippi, ebenfalls Vorstandsmitglied klar.

"Doch all diese Mittel teilen neben der absolut undemokratischen 
Vergabe ein Problem: Sie sind befristet. Mit ihnen lässt sich nicht auf 
dauer rechnen, was zur Folge hat, dass Forschung, Lehre, Studium und 
Arbeit an der Hochschule sich dramatisch ändern. Wissenschaftliche 
Stellen können im Rahmen kurzer Laufzeiten nur befristet vergeben 
werden. Für die Forscher*innen bedeutet das existentielle 
Unsicherheiten. Versiegt der Geldstrom, müssen sie die Forschungsstätte 
oft verlassen und nach einer neuen Geldoase suchen. Das ist für sie 
selber, ihr soziales Umfeld und ihre Studierenden untragbar. Nicht 
zuletzt müssen so Forschungsprojekt oft abgebrochen werden, noch bevor 
ein Ergebnis ermittelt wurde. Vollkommen unsinnig, unmenschlich und 
absolut weit von "guter Arbeit in der Wissenschaft" entfernt", prangert 
Marie Dücker an.

"Die Wettbewerbe und Initiativen haben den Präsidien und Hochschulen 
wunderbare Begründungen geboten, ihre Macht und autoritären Strukturen 
zu festigen. Im Rahmen des guten Abschneidens im Wettbewerb wurden 
missliebige Ansichten an den Rand gedrängt und ein gemeinsamer Geist 
beschworen - obwohl durch den Erfolg viele Fächer schließen mussten, da 
die Gelder für die Anforderungen der Initiative intern umverteilt 
wurden. Diese Kannibalisierung, die ich an der Universität Heidelberg 
live miterlebt habe, muss aufhören", ergänzt Ben Seel, ebenfalls 
Vorstandsmitglied. "Auch die Forderung von Herrn Imboden, dass Präsidien 
20% der Gelder aus der Exzellenzinitiative verwalten sollen, ist eine 
weitere Entdemokratisierung der Hochschulen und zeigt einmal mehr, dass 
Mitgestaltung durch Betroffene an deutschen Hochschulen unerwünscht 
ist."

Kontakt:
Marie Dücker - marie.duecker at fzs.de - 0157725322
Sandro Philippi - sandro.philippi at fzs.de - 01782324494
Ben Seel - ben.see at fzs.de - 015120942563