[fzs-pressemitteilung] Studium führt zu psychischen Belastungen

Imke Buß imke.buss at fzs.de
Fre Jan 11 10:30:52 CET 2008


Studium führt zu psychischen Belastungen

Krankenkassenuntersuchung belegt: Studierende sparen sich die  
Gesundheit und leiden unter ihrem Studium

Berlin (fzs). Mit Bestürzung reagiert der freie zusammenschluss von  
studentInnenschaften (fzs) auf die gerade erschienene Untersuchung zu  
Gesundheit und Arzneigebrauch von Studierenden. Die Techniker  
Krankenkasse hat die Arzneimittelverordnungen der bei ihr  
versicherten Studierenden analysiert sowie über 3000 Studierende aus  
NRW nach ihrem Gesundheitszustand befragt. Danach gehen die  
Studierenden deutlich seltener zum Arzt als gleichaltrige  
Berufstätige, allerdings nur in den Bundesländern mit den niedrigsten  
Durchschnittseinkommen. In Berlin und Brandenburg ist der Unterscheid  
auffallend groß. In den Bundesländern, in denen die Einkommen höher  
sind, nehmen die Studierenden medizinische Hilfe in gleichem Maße in  
Anspruch wie ihre Altersgruppe. „Die Studierenden sparen sich die  
Praxisgebühr, weil sie das Geld woanders dringender brauchen. Das  
Gesundheitssystem spart sie kaputt“, beschreibt fzs-Vorstandsmitglied  
Florian Hillebrand die Situation.

Aber nicht nur die gesundheitliche Versorgung der Studierenden gibt  
Anlass zur Sorge. Antidepressiva werden bei Studierenden wesentlich  
häufiger verschrieben als bei vergleichbaren Altersgruppen.  
Insbesondere die höheren Altersgruppen der Studierende weisen  
ungewöhnlich hohe psychische Belastungen auf. Die Studierenden nennen  
vor allem Stress und schlechte Bedingungen an den Hochschulen als  
Probleme. „Die Studienbedingungen sind schlecht. Organisatorisches  
Chaos, Überlast im Studium und gleichzeitig für den Lebensunterhalt  
arbeiten ist für viele Studierende zu viel“, erläutert fzs- 
Vorstandsmitglied Regina Weber. „Dazu passt, dass die Studentenwerke  
immer mehr Bedarf an psychosozialer Beratung bemerken. Es muss  
dringend etwas geschehen.“ Für den fzs ist die Mehrfachbelastung der  
Studierenden der Hauptgrund dieser schlimmen Befunde. Zwei Drittel  
der Studierenden müssen arbeiten, um sich finanziell über Wasser zu  
halten. „Ein voller Vorlesungsplan, Job und die nächsten Prüfungen,  
da ist man schnell bei einer 80-Stunden Woche. Lange hält das niemand  
durch“, so Weber. Aus Sicht der Studierendenvertretungen muss die  
finanzielle Situation der Studierenden deutlich sicherer werden. Auch  
die vielerorts enormen Prüfungsbelastungen, die mit der Studienreform  
Einzug in die Hochschulen gehalten haben, müssen auf ein vertretbares  
Maß reduziert werden. Wenn niemand mehr gezwungen ist, parallel zum  
Vollzeitstudium arbeiten zu gehen und nicht alle paar Woche Prüfungen  
schreiben muss, geht auch die psychische Belastung spürbar zurück,  
ist sich der fzs sicher.