[fzs-pressemitteilung] Elite-Hochschulen sind der falsche Weg

florian.hillebrand at fzs.de florian.hillebrand at fzs.de
Fre Okt 19 14:38:01 CEST 2007


Pressemitteilung des fzs

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Elite-Hochschulen sind der falsche Weg

fzs kritisiert Fokussierung auf Spitzen- statt Breitenförderung und
fordert mehr Investitionen in die Lehre

Soeben wurden die Ergebnisse der zweiten Runde der Exzellenz-Initiative
vorgestellt. Sechs Hochschulen - die RWTH Aachen, die FU Berlin sowie die
Universitäten Heidelberg, Freiburg, Konstanz und Göttingen - sollen nun zu
Elite-Universitäten ausgebaut werden. Der studentische Dachverband fzs
hält es für falsch, lediglich sehr hohe Summen in Forschungshochburgen zu
investieren, während die Finanzierung der Lehre in der Breite sträflich
vernachlässigt wird.

Im Rahmen der Exzellenz-Initiative investieren Bund und Länder 1,9
Milliarden Euro in die Forschung an Hochschulen. „Die Investitionen von
Bund und Ländern in Wissenschaft begrüßen wir, jedoch sind sie vollkommen
falsch angelegt. Die Hochschulen, die seit Jahren viele Drittmittel für
die Forschung erhalten, bekommen noch mehr Gelder, während der Großteil
der übrigen Hochschulen einfach abgehängt wird“, erklärt Imke Buß vom
fzs-Vorstand.

Der fzs fordert stattdessen mehr Investitionen in die Lehre, die die
Studiensituation der 2 Millionen Studierenden in Deutschland verbessert.
„Wenn man einmal hochrechnet, sind diese 1,9 Milliarden Euro soviel Geld,
wie 100.000 Studierende den Staat für ihr ganzes Studium kosten. Gerade
vor dem Hintergrund knapper Studienplätze und den zu erwartenden staken
Abiturjahrgängen der nächsten Jahre wäre das Geld hier weitaus besser
angelegt als in der Konstruktion von Leuchttürmen in der
Hochschullandschaft“, verurteilt fzs-Vorstand Florian Hillebrand die
Fehlinvestitionen scharf.

Die Effekte, die die Exzellenz-Initiative hinter sich herziehen wird, sind
aus Sicht des fzs verheerend. „Das deutsche Bildungssystem ist schon heute
im höchsten Maße selektiv, durch die so genannten Eliteuniversitäten wird
dies nur noch weiter verschärft. Die Eliteuniversitäten werden bald vor
einem großen Studierendenansturm stehen, dem sie dann durch
Auswahlverfahren und Studiengebühren entgegensteuern wollen – düstere
Aussichten für Studierende“,  beschreibt Hillebrand  ein nicht
unrealistisches Szenario.

Besonders dramatisch werden die Auswirkungen für die Studierenden an
Hochschulen sein, die kein Elite-Etikett bekommen haben. Diese werden zu
Hochschulen zweiter Klasse abgewertet und bekommen im Vergleich deutlich
weniger Gelder. Somit haben diese Hochschulen deutlich schlechtere
Voraussetzungen und müssen auch noch die „Masse“ der Studierenden
„durchschleusen“. „Eine Abwertung der Hochschulen ohne Elite-Siegel steht
dem Ziel, eine qualitativ hochwertige Bildung an Hochschulen für
mindestens 40 % eines Altersjahrganges zu bieten entgegen“, zieht Buß ein
ernüchterndes Fazit.